Beim Bienenwachs auf die Qualität achten
Leider gibt es viele Stoffe, die sich mit Bienenwachs problemlos mischen lassen. Mineralische Wachse aus der Erdölproduktion, Pflanzenwachse, tierische oder pflanzliche Öle, Fette aus allen denkbaren Quellen. Sie sind meist sehr preisgünstig und kommen dann zum Einsatz, wenn der Preis für Bienenwachs steigt. Das war in den letzten fünf Jahren der Fall. Da Deutschland ein Wachsimportland ist, kommen auch Wachschargen aus Ländern auf den Markt, die traditionell Bienenwachs verfälschen. Dazu gehören China und einige südamerikanische Länder. Der Verfälschungsgrad zwischen 15 und 20 Prozent wird dabei so gewählt, dass daraus entstandene Kerzen gerade noch als „Bienenwachskerzen” verkauft werden können. Die Kerzenhersteller haben das in einer verbandseigenen Richtlinie (RAL) für sich festgelegt. Dieses Wachs darf natürlich nicht in die Imkerei gelangen. Aber als deutlich preisgünstigeres Wachs kann der eine oder andere Wachsverarbeiter der Versuchung offensichtlich nicht widerstehen. Darüber hinaus fehlen auch gesetzliche Regelungen und Definitionen, die solche gepanschte Ware von der Mittelwandherstellung ausschließen könnten.
Das Bienenvolk reagiert auf verfälschtes Wachs erst dann, wenn die Mittelwände schlecht zu bearbeiten sind. Bienen knabbern nämlich das Wachs der Mittelwand bis auf eine hauchdünne Schicht, den späteren Zellboden, ab und modellieren daraus etwa ein Drittel der Zellwände. Ist das Wachs zu hart oder zu zäh, dann bauen die Bienen die Mittelwände sehr zögerlich aus. Das heißt aber auch, dass die Bienen schlechte Indikatoren für die Wachsqualität sind. Der Imker ist es übrigens auch. „Gut” verfälschtes Wachs kann optisch nicht erkannt werden. Auch Geruch und das physikalische Verhalten können vollkommen unauffällig sein. Es ist auch nicht so, dass jede Verfälschung zu Problemen bei der Brut führen muss. Aber es ist möglich und auch schon in der Vergangenheit beobachtet worden. Vermutlich kommt es auch auf die Qualität der Verfälschungspartner an und vielleicht auch auf andere Substanzen, die sich im Wachs nachweisen lassen.
Bienenwachs spielt eine zentrale Rolle im Bienenvolk und in der Imkerei. So kann das Wachs Substanzen mit lipophilem Charakter (fettliebend) aufnehmen und auch wieder abgeben. Diese Substanzen können über viele Wege in ein Bienenvolk gelangen. Dies wurde in der Vergangenheit bei Wirkstoffen aus dem Bereich der Wachsmottenbekämpfung, der Varroabekämpfung und bei einem ehemaligen Bienenabwehrspray (DEET) deutlich. Bienenwachs speichert und konserviert viele Wirkstoffe. Ein Abbau im Wachs findet nur in wenigen Ausnahmefällen statt. Wirkstoffe reichern sich bei häufiger Verwendung allmählich an und sind dann ab einer bestimmten Wachsbelastung auch im Honig, Bienenbrot oder Larvenfutter messbar.
Für Rückstände im Bienenwachs gibt es im Gegensatz zum Honig keine gesetzlichen Höchstmengenregelungen, aber aufgrund der Diffusionsvorgänge sachlich begründete Empfehlungen. So haben Versuche gezeigt, dass zum Beispiel der Wirkstoff DEET bereits ab einer Wachsbelastung von 0,5 mg/kg den Honig so beeinflusst, dass seine Verkehrsfähigkeit gefährdet wird. Ähnliches gilt für das Paradichlorbenzol aus der ehemaligen Wachsmottenbekämpfung. Der Perizin-Wirkstoff Coumaphos und andere Varroazide werden ab einer Wachsbelastung von 1 mg/kg im Honig messbar. Deshalb richten sich die Empfehlungen, die von der Landesanstalt für Bienenkunde im Bezug auf die tolerierbare Rückstandsbelastung von Bienenwachs gegeben werden, nach diesen Diffusionsvorgängen und nach der Tatsache, dass in jedem Honig winzige Wachspartikel schweben, die später mitgegessen werden.
Imker sollten also bemüht sein, den Wirkstoffgehalt in ihrem Bienenwachs auf möglichst geringem Niveau zu halten.Um Informationen zur Situation im eigenen imkerlichen Betrieb zu bekommen, kann jeder Imker sein Bienenwachs an der Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim untersuchen lassen. Dafür gibt es seit diesem Jahr sogar wieder Fördermittel der EU.