Politik | 14. Dezember 2023

Bei neuen Züchtungstechniken nicht einig

Von AgE/pk
Die EU-Mitgliedstaaten müssen noch weiter an einer gemeinsamen Position zur Deregulierung der neuen Züchtungstechniken feilen, die von der Brüsseler Kommission vorgeschlagen wurde. Das ist am Montag beim Agrarrat in Brüssel deutlich geworden.
„Leider sind auch aufgrund der kurzen Beratungsdauer noch wichtige Fragen offen geblieben”, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir im Rat.
Eine Einigung sei in greifbarer Nähe, aber noch fehle die notwendige Mehrheit, konstatierte Ratspräsident Luis Planas zum Abschluss des betreffenden Tagesordnungspunktes. Die Ratspräsidentschaft hatte nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses der Ständigen Vertreter (AStV) am  Mittwoch voriger Woche versucht, einen neuen Kompromiss vorzulegen, konnte aber keine Verschiebung der Mehrheiten erreichen.
Von grundlegender Bedeutung
Planas appellierte an die Mitgliedstaaten und die Kommission, weiter an Fortschritten zu arbeiten. Der Gesetzesvorschlag sei von grundlegender Bedeutung, betonte der spanische Landwirtschaftsminister. Die EU und die europäischen Landwirte dürften nicht ins Hintertreffen geraten. Sollte in der laufenden Legislaturperiode keine Einigung zustande kommen, werde ein neuer Rechtsrahmen nicht vor 2025 in Kraft treten können. In der Pflicht sieht der Ratspräsident auch die Kommission. Von ihr erhofft sich Planas Impulse für eine Lösung für die Bedenken mehrerer Mitgliedstaaten hinsichtlich der Patentfrage.
Unterstützt wurde der Kompromiss der Ratspräsidentschaft unter anderem von Frankreich, Italien, den Niederlanden und Dänemark. Deutschland kündigte an, sich zu enthalten. „Leider sind auch aufgrund der kurzen Beratungsdauer noch wichtige Fragen offen geblieben”, erklärte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Er nannte in diesem Zusammenhang Transparenz, Vorsorge und Koexistenz. Wichtig sei, einen breit getragenen gesellschaftlichen Konsens zu finden. Neben den Interessen der Wissenschaft müssten auch die der Landwirtschaft, der Verbraucher sowie der Lebensmittelwirtschaft gewahrt bleiben.
Bedenken
Klar abgelehnt wurde der derzeit im Rat diskutierte Kompromiss unter anderem von Polen, Rumänien, Kroatien und Ungarn. Noch nicht zufriedenstellend gelöst ist aus Sicht der Warschauer Delegation beispielsweise die Patentproblematik; zudem sieht Polen den Ökolandbau nicht ausreichend geschützt. Nach Einschätzung von Kroatien wird das Vorsorgeprinzip nicht ausreichend beachtet. Ungarn betrachtet den Kommissionsvorschlag offenbar nach wie vor als Eingriff in die nationale Souveränität. Kritisiert wurde von der Delegation unter anderem, dass die Kriterien für die Einteilung der mit den neuen Verfahren erzeugten Pflanzen in zwei Kategorien von der Kommission modifiziert werden können.