Pflanzenbau | 02. Oktober 2014

Bei Kolbenfusarium früher ernten

Von Dr. Hubert Sprich und Franz Utz, ZG Raiffeisen eG
An Maiskolben wird dieses Jahr verstärkt Fusariumbefall festgestellt. In der Frühdruschkampagne, die vergangene Woche begonnen hat, wurden bereits erste Überschreitungen der Grenzwerte für Mykotoxine gemessen. Bei auffälligem Befall empfiehlt sich eine vorgezogene Ernte.
Fusariumbefall an Maiskolben
Fusariuminfektionen an Maiskolben werden von verschiedenen Faktoren begünstigt:  Feuchte Witterung, Fraßverletzungen durch Maiszünsler oder Vögel sowie eine zu hohe Stickstoffdüngung. Die Sorten sind auch unterschiedlich empfindlich.
Werden die Grenzwerte für die  Mykotoxine Deoxynivalenol, Zearalenon und Fumonisine überschritten, ist das Erntegut nicht mehr handelsfähig. Bei Deoxynivalenol (DON) liegt der Grenzwert bei 1,75 μg/kg. Stark belasteter Körner- oder Silomais kann zum Beispiel nur noch  in Biogasanlagen genutzt werden.
Häufig beginnt der Fusariumbefall des Kolbens von der Spindelspitze her. Die Infektion kann auch über die Narbenfäden eindringen. Befallen werden unter anderem Kolben, die an der Spitze nicht vollständig befruchtet wurden, was man in diesem Jahr häufig beobachten kann. Hält die feucht-milde Witterung bis zur Ernte weiter an, dürften sich die Fusarienpilze von der Kolbenspitze bis zur Kolbenbasis ausbreiten. Außerdem ist im Lauf der Abreife verstärkt Stängelfusarium zu beobachten.
Vor allem auf Böden mit guter Stickstoffversorgung reifen die Restpflanzen dieses Jahr sehr zögerlich ab. In dunkelgrünen Beständen umschließen die Lieschblätter den Kolben meist noch sehr fest, so dass er nur langsam trocknen kann. Diese feuchten Bedingungen begünstigen Fusarien- und Schimmelpilze. Dabei zeigen sich deutliche Sortenunterschiede. Sorten, bei denen sich die Lieschen leichter vom Kolben lösen, weisen momentan wesentlich weniger Schäden  auf. Diese Eigenschaft sollte daher bei der in Kürze anstehenden Sortenwahl stärker berücksichtigt werden. Eine Überversorgung mit Stickstoff ist zu vermeiden. Die Nachlieferung des Bodens, vor allem auf günstigen Standorten, ist zu beachten. Vor allem organische Dünger führen in Jahren mit einem feuchten und wüchsigen Spätsommer zu einer späten Stickstoffmobilisierung, die die Abreife beeinträchtigt.
Nach der Ernte schnell trocknen
Dieses Jahr sollten daher vor allem mastige Bestände sowie Bestände, die einen stärkeren Zünslerbefall aufweisen, regelmäßig auf Kolbenfusarium kontrolliert werden. Bei auffälligen Schäden empfiehlt sich eine frühzeitige Ernte. Das reduziert die Wachstumszeit der Fusarienpilze und damit die Mykotoxinbildung. Messungen haben ergeben, dass bei späten Ernteterminen regelmäßig der Gehalt an Fusariengiften ansteigt.
Körnermais von Flächen, auf denen Kolbenfusarium beobachtet wurde, muss nach der Ernte zügig getrocknet werden. In feuchtem Erntegut breiten sich die Fusariumpilze rasch aus, durch die Trocknung sterben sie ab.
Um den Druck von Fusariuminfektionen in der Folgekultur zu senken, muss die Rotte des Maisstrohs gefördert werden. Die Fusarienpilze überwintern auf dem Stroh und der Stoppel. Beide sind daher nach der Ernte gründlich zu häckseln und sorgfältig einzuarbeiten oder zumindest gut einzumischen. Dadurch wird der Strohabbau beschleunigt. Eine saubere Pflugfurche deckt das kontaminierte Material mit einer Bodenschicht ab.