Betrieb und Wirtschaft | 21. Juni 2018

Bei der ZG ist vieles in Bewegung

Von René Bossert
Die Karlsruher ZG Raiffeisen-Gruppe hat 2017 ihren Umsatz leicht ausgebaut und ist nach zwei Verlustjahren wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Getreidevermarktung und Technik sorgten maßgeblich für das Umsatzplus.
Bei einem Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 3,3 % auf 1,076 Milliarden (Mrd.) Euro steht für die ZG-Gruppe ein Ergebnis vor Steuern von  9,3 Mio. Euro zu Buche, berichtete Vorstandsvorsitzender Dr. Ewald Glaser am Montag vor Journalisten in Karlsruhe.  In den beiden Jahren zuvor waren die Ergebnisse negativ, mit −3,6 Mio. Euro (2016) und −0,9 Mio. Euro (2015), jeweils nach Steuern.
Zweimal rote Zahlen geschrieben hatte die ZG maßgeblich ausgelöst durch Fehlkalkulationen im Energiegeschäft. Der dadurch ausgelöste Verlust betrug insgesamt rund 10 Mio. Euro. Weil im Zusammenhang mit diesen Fehlkalkulationen eine Versicherung leistet, bekommt die ZG wieder Geld in die Kasse. Diese Summe, deren Höhe Glaser nicht beziffern wollte, wird aber erst im laufenden Jahr bezahlt und  taucht daher in der Bilanz 2017 nicht auf. Vor diesem Hintergrund bewertete Glaser den Gewinn im Jahr 2017 als erfreulich hoch: „Operativ lief es im vergangenen Jahr besser als erwartet”,  sagte er.
Feldtage und andere Beratungsveranstaltungen – insgesamt 150 hat die ZG im vergangenen Jahr durchgeführt – verursachen Kosten, die durch den Betriebsmittelverkauf mit seinen geringen Margen nur schwer wieder erwirtschaftet werden können.
 Rückläufig waren die Investitionen mit 15 Mio. Euro (Vorjahr: 22 Mio. Euro). Die Anzahl der Beschäftigten lag bei 1938 (Vorjahr: 1830).
 Ein zweiter Versicherungsfall beschäftigte die ZG im vergangenen Jahr mit dem Brand im Kraftfutterwerk in Kehl. Der Schaden belief sich laut Glaser auf gut 2,6 Mio. Euro und konnte  über die Versicherung abgewickelt werden.  Der Betrieb laufe wieder rund. Trotz des Brandschadens konnte im Geschäftsbereich Tiernahrung die Produktionsmenge leicht gesteigert werden, der Umsatz wurde um 6,4 % auf 59,4 Mio. Euro ausgebaut.
Einen Umsatzzuwachs verbuchte die ZG auch im Geschäftsbereich Vermarktung, 233,3 Mio. Euro bedeuten ein Plus von 12 %. Die Erfassungsmengen lagen nach dem knappen Jahr 2016 mit 360000 Tonnen Getreide und 246000 Tonnen Körnermais auf normalem Niveau, inklusive der Zukäufe wurden 1,004 Mio. Tonnen Getreide gehandelt (Vorjahr: 903000  Tonnen). Laut Glaser hat die ZG in der Erfassung Marktanteile gewonnen. 
Technikgeschäft in der Pfalz und Rumänien
Im Geschäftsbereich Technik – wo an 44 Standorten 513 Mitarbeiter beschäftigt sind –  legte der Umsatz um 8 % auf 159 Mio. Euro zu.  Als wichtigen strategischen Schritt bezeichnete Glaser die Inbetriebnahme des Gebrauchtmaschinenzentrums in Bühl-Vimbuch. Im nordbadischen Walldürn wurde ein neues Technikzentrum eröffnet.
 Auch außerhalb Badens will die ZG das Technikgeschäft ankurbeln: Ihr Beteiligungsunternehmen Agrom hat im pfälzischen Harthausen ein Technikzentrum eröffnet und eine neugegründete Tochtergesellschaft mit Sitz im rumänischen Timisoara soll das Landtechnikgeschäft in Rumänien professioneller bearbeiten. Dort ist die ZG schon seit rund 15 Jahren in kleinerem Umfang aktiv. Rumänien sei ein aufstrebender Agrarstandort mit einer teils bäuerlichen Agrarstruktur und die Korruption sei dort nicht so stark ausgeprägt wie in den Nachbarländern, betonte Glaser.
Die Raiffeisen Märkte steigerten ihren Umsatz um 2,7 % auf 81 Mio. Euro, hinzu kommen 13 Mio. Umsatz bei den Trèfle Vert-Märkten im Elsass, wo ein Umsatzplus von 6,1 % verzeichnet wurde. Der Verkauf von regionalen Lebensmitteln in den Raiffeisen Märkten entwickle sich gut.
Der Geschäftsbereich Energie stehe  nach den hohen Verlusten mittlerweile wieder auf gesunden Beinen, so Glaser. Der Umsatz lag mit 300,6 Mio. Euro in etwa auf Vorjahresniveau, der Beitrag zum Ergebnis fiel mit 1 Mio. Euro positiver aus als erwartet.
Zurückhaltender bewertet die ZG die Perspektiven im Bereich Baustoffe, wo der Umsatz um  1,4 % auf 105,9 Mio. Euro zulegte. Von der französischen Beteiligung EMA habe man sich 2017 getrennt. Umsatzzuwächse im Baustoffhandel seien schwer erzielbar, weil sich das Bauvolumen auf hohem Niveau bewege und die Kapazitäten des Bauhandwerks ausgeschöpft sind. Die Betonbauweise verdränge auch mehr und mehr das klassische Mauerwerk. Dazu gebe es Engpässe beim Personal für die Läger und bei Lkw-Fahrern. Die ZG will  bald erstmals Fahrer selbst ausbilden. „Die Kunst wird darin bestehen, wie wir sie hinterher halten”, sagte Glaser mit Blick auf 45000 fehlende Lkw-Fahrer in Deutschland.
Noch kein Konzept
Der einzige Geschäftsbereich mit rückläufigem Umsatz (−4,5 % auf 123,4 Mio. Euro) war die Pflanzliche Produktion. Die Düngerumsätze sanken preisbedingt, die Pflanzenschutzmittel-Umsätze frostbedingt (Sonderkulturen) und im Ackerbau ging der Herbizideinsatz zurück. Ein Problem sei, dass der Margendruck bei den Betriebsmitteln steige und gleichzeitig der Beratungsbedarf wachse.  Es gebe noch kein Konzept dafür, wie man das nötige Beratungsniveau mit sinkenden Erträgen finanzieren könne.
Als erfolgversprechend bezeichnete Glaser  die Entwicklung der  2017 gegründeten ZG Raiffeisen Landwirtschaft 4.0 Digital GmbH.  Aktuell laufen auf einem Versuchsbetrieb in Karlsruhe mehrere Projekte mit Anbaugeräten, die die Bewirtschaftung mittels Datenübertragung und Sensortechnik optimieren  sollen. „Erst wenn wir wissen, dass die Produkte einen messbaren Nutzen  stiften, können wir sie  vermarkten oder sinnvolle Dienstleistungen anbieten”, betonte Glaser. 
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2018 liegen Umsatz und Jahresüberschuss der ZG-Gruppe über dem Vorjahresniveau, obwohl  Best Pellets nicht mehr in die Zahlen einfließt. Die ZG hatte bisher eine Mehrheitsbeteiligung ist  an dem Unternehmen, ist aber nach wie vor mit einer Minderheitsbeteiligung dabei. „Wir brauchten in diesem Geschäft einen national aktiven Partner”, begründete Glaser den Verkauf.