Waldwirtschaft | 27. April 2018

Bei den Akkusägen hat sich einiges getan

Von von Kobylinski
Bei der diesjährigen Forst live in Offenburg stießen Elektro-Motorsägen, die per Akku betrieben werden bei den Besuchern auf ein starkes Interesse.
Der Münchener Baumpfleger Martin Götz präsentierte bei der Forst live am Husqvarna-Stand sein Arbeitsgerät. Rechts ein Wechselakku. Die Säge ist dank niedrigem Gewicht, 30-cm-Schwert und kurzer Bauart sehr handlich. Der Akkubetrieb erlaubt einen einfachen Motorstart ohne Startseilzug.
Die Vorteile dieser Geräte liegen auf der Hand: Sie arbeiten erheblich geräuschärmer als  Sägen mit  Zweitaktmotor,  sind abgasfrei und verursachen kaum Vibrationen. Zudem sind sie  leichter  als benzingetriebene Vergleichsmodelle, dazu schmal und handlich. Ihr  kohlefreier Antrieb hat kaum Verschleiß,  benötigt  wenig Wartung  und bietet noch die Unabhängigkeit von einem Elektrokabel. Bis vor wenigen Jahren konnten diese handfesten Vorteile im Profibereich kaum überzeugen, da  die Speicherkapazität  der Akkus ein Manko bildete, das über alles entscheidend war:  Deren Kapazitäten waren so begrenzt, dass sie einen effektiven Betrieb nicht zuließen. 
Höhere Energiedichte
Zwei Akku-Motorsägen unterschiedlicher Bauart: rechts eine Baumpflegesäge. Die verkürzte Bauart erlaubt eine extreme Handlichkeit. Der hintere Griff wurde nach vorn verlegt. Das Schwert hat eine Länge von 30 cm. Gewicht: 2,6 kg, plus Akku mit 1,3 kg (200 Wh). Links: die Akku-Motorsäge in konventioneller, unverkürzter Bauweise. Die Schwertlänge beträgt 35 cm. Gewicht: 2,4 kg ohne Akku. Beide Sägen erreichen mit 20 m/s eine hohe Kettengeschwindigkeit, die vergleichbar ist mit derjenigen von benzingetriebenen Motosägen.
 
Deutlicher noch als  im Pkw-Bereich führt hier der technische Fortschritt zu einem Wandel: Der Einsatz von Lithium-Ionen-Akkus ermöglicht eine Steigerung der Energiedichte. Auf der Forst live sagten die Firmenvertreter von Stihl und Husqvarna, dass es hier in den nächsten Jahren weitere Fortschritte geben wird. Nach dem  heutigen Stand gilt  allerdings auch, dass die Akkusäge für die  Holzernte noch keine Alternative ist. Die  Energiedichte  im Flüssigkraftstoff  bleibt weiterhin unerreicht:  Um eine Kilowattstunde Energie  zu speichern, sind nur 0,35 Liter Benzin erforderlich. Ein Lithium-Ionen-Akku hingegen muss für diesen Energievorrat rund sechs Kilogramm wiegen, fast ebenso viel wie  eine komplette herkömmliche Säge mit Verbrennungsmotor. Deren Leistung von über 3 kW wäre mit  den jetzigen Akkukapazitäten  nur kurzzeitig realisierbar.
In allen Einsatzgebieten aber, die weniger  als 2 kW erfordern, kann der  Energievorrat eines Hochleistungsakkus  einen ähnlichen Arbeitsrhythmus ermöglichen wie der Tankinhalt einer Standard-Motorsäge. Statt aufzutanken wird ein anderer, geladener Akku in den Halteschacht der 36-Volt-Elektrosäge geschoben. Die namhaften Motorsägenhersteller bieten Schnelllader in unterschiedlichen  Stärkeklassen an. In der leistungsfähigsten ist die Ladezeit für einen Akku kürzer als die Entladung eines Akkus durch den Sägeeinsatz. Das bedeutet: Mit zwei Akkus und einer entsprechenden Auflademöglichkeit wird der Dauereinsatz  einer Akku-Säge möglich. Die Hersteller bieten aber auch Haltegürtel an, damit der Säger fertig geladene Akkus griffbereit bei sich tragen kann.  Die Alternative dazu sind rückentragbare Lithium-Ionen-Akkus von fünf bis acht Kilo Gewicht und einer Spitzenkapazität von 562 Wh (Wattstunden)   bis 1150 Wh. So viel Ausrüstung kann stören, zum Beispiel  im Jungholz beim Durchforsten  oder beim Obstschnitt. Umständlich ist auch das notwendige Übertragungskabel vom Rücken zur Säge.
Praktischer sind die kleineren Akkus zum Einschieben in den Aufnahmeschacht der Säge, sie kommen aber derzeit auf höchstens 340 Wh pro Stück. Nach Angaben von Stihl können mit dem Akkusägen-Modell 160 C bei 10×10 cm starken Fichtenbalken  150 Schnitte durchgeführt werden. Die Angaben beziehen sich noch auf einen Akku mit 160 Wh. Inzwischen passen Akkus mit 300 Wh in den Schacht. Nach Angaben von Husqvarna reicht ein solcher  Energievorrat für 60 bis 70 Minuten Rundholzschneiden. Die leistungsfähigsten Schnelllader mit aktiver Akkukühlung brauchen für den Volladevorgang eines 300-Wh-Akkus knapp 60 Minuten, für einen 200-Wh-Akku 50 Minuten.
Gleichzeitig wird deutlich: Je nach Einsatzzweck der Säge gibt es unterschiedliche Anforderungen an  Ladekapazität und Akkus. Für Bereiche, die abseits von Steckdosen liegen, bietet sich die Anschaffung eines Spannungswandlers an, der die Brücke bildet von einer beliebigen 12-V-Fahrzeugbatterie zu einem Schnelllader. Bei der Anschaffung einer Akkusäge können die Ausgaben fürs Zubehör den Preis für die Säge deutlich übersteigen. Viele Hersteller verweisen dazu  auch auf den übrigen Akku-Gerätepark in ihrem Angebot, die mit dem gleichen Akku-Stecksystem betrieben werden können – Laubbläser beispielsweise oder  Heckenscheren, Rasenmäher oder Motorsensen. Je nach Leistungsbedarf haben Hersteller wie Husqvarna oder Stihl ein ganzes Spektrum an
 unterschiedlichen Ladegeräten und Akkus  in ihrem System.  Eine Akkusäge kann zusammen mit einem Akku und einem Schnelllader 720 Euro kosten. Für die gleiche Säge mit nur einem Akku könnten aber auch mehr als 1200 Euro ausgegeben werden.            (Spannungswandler: 270 Euro; Akku mit 330 Wh:  340 Euro; stärkster  Schnelllader:  169 Euro; Säge: 440 Euro).
Laut    Husqvarna können sich die hohen Anschaffungskosten bei entsprechender   Auslastung dennoch amortisieren, weil gegenüber dem Verbrennungsmotor viel weniger Kosten anfallen für die Energie und für die Instandhaltung. Den Ausgaben von 3,20 Euro pro Liter  Alkylatbenzin steht ein Strompreis von 0,29 Euro/kWh gegenüber.