Die Getreideernte in Baden bringt nach Einschätzung der ZG Raiffeisen deutlich geringere Erträge als im Vorjahr, liegt aber merklich höher als im Bundesdurchschnitt. Beim Körnermais werden trockenheitsbedingt Einbußen von mindestens 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.
„Verglichen mit dem Norden sind wir im Süden ein Stück weit auf der Sonnenseite”, erklärte ZG-Vorstandsvorsitzender Dr. Ewald Glaser am 2. August bei der Erntepressekonferenz auf dem Lindenhof der Familie Geißler in Lichtenau.
Die Erträge liegen in Nordbaden rund 20 % unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Im südlichen Rheintal ist das Bild etwas positiver mit Erträgen, die sich knapp unter dem langjährigen Durchschnitt bewegen. Auf der Baar und am Bodensee lagen die Erträge im langjährigen Durchschnitt. Alles in allem erwartet die ZG eine Getreide-Erfassungsmenge, die um rund 15 % unter dem Vorjahr bei etwa 250.000 Tonnen liegt.
Die Wintergerstenernte hat Glaser zufolge die Erwartungen nicht ganz erfüllt, das Ertragsniveau lag bei 5 bis 8 t/ha. Die Hektolitergewichte lagen durchweg über 63 kg. Die Erzeugerpreise lagen bei 130 bis 140 Euro/ und damit 15 Euro/t dem Vorjahr.
Bei der Braugerste wird in Deutschland von einer um rund 20 % geringeren Erntemenge als im Vorjahr ausgegangen. Im ZG-Arbeitsgebiet wurden unterdurchschnittliche Mengen mit akzeptablen Qualitäten geerntet. Die Eiweißwerte streuen stark, die Erträge lagen bei 5 t/ha.
Knappheit bei Braugerste
Aufgrund der qualitativ und quantitativ niedrigen Braugerstenernte in
Dänemark und Polen ist die Versorgung der Malzindustrie mit
hochwertiger Sommerbraugerste kaum möglich. Mit „Kompromissgerste” aus
Futtergerstenbeständen beziehungsweise mit Importgerste müssen die
Lücken gefüllt werden. Vorverträge wurden bei der ZG mit Landwirten
bereits im Dezember mit 200 Euro/t für integrierte Produktion
abgeschlossen. Der Erzeugerpreis in der Ernte 2018 lag bei 180 bis 190
Euro/t.
Bei Raps liegen die Erträge im Arbeitsgebiet der ZG bei 2 bis 4
t/ha, im Durchschnitt bei 3 t/ha und damit 1 t/ha unter dem
Fünfjahresdurchschnitt. Vorverträge wurden mit den Landwirten auf Basis
340 Euro/t frei Wasserplatz im Winter und Frühjahr abgeschlossen. Die
Qualitäten beim Weizen haben positiv überrascht. Hohe Hektolitergewichte
und nur punktuelle Mykotoxin-Belastungen führen zu hervorragenden
Weizenpartien. Die Proteingehalte liegen bei 12 bis 13 %.
Die Erträge
erreichen 6 bis 7,5 t/ha, was auf die fehlende Bestockung und die geringere Ährenanzahl je Hektar zurückzuführen sei. Futterweizen wurde
nur in geringem Umfang geerntet. Die Erzeugerpreise während der Ernte
lagen zunächst bei 140 Euro/t frei Landlager für B- Weizen und erreichen
nach den Steigerungen mittlerweile 170 Euro/t.
Hervorragende Qualitäten bei Dinkel
Nachdem die
Proteingehalte der Backweizen-Partien ungewöhnlich hoch liegen, erwartet
Glaser eine verhaltene Nachfrage nach Aufmisch- und Eliteweizen. Bei
Raps wie bei Weizen profitierten die Erzeuger von „PAP” und „Algela”,
den beiden Vermarktungsmodellen der ZG, die auf der Nutzung von
Warentermingeschäften beruhen.
Nach Jahren der deutschlandweiten
Überproduktion hat sich das Angebot bei Dinkel wieder auf die Nachfrage
reduziert und Erzeugerpreise um die 200 Euro/t sind erzielbar. Die
Erntemengen liegen in Baden bei hervorragenden Qualitäten um die 6
t/ha, rund eine Tonne unter dem fünfjährigen Durchschnitt.
Die
Anbaufläche des Roggens entwickelte sich in Baden-Württemberg mit einem
Plus 25,3 % auf 9400 ha sehr positiv. Entlang des Oberrheins konnte
eine mengenmäßig unterdurchschnittliche, aber gesunde Roggenernte
eingebracht werden. Der Durchschnitt liegt bei 5 t/ha, 1,5 t/ha unter
dem des Vorjahres. Zu Beginn der Ernte lag der Erzeugerpreis bei 135
Euro/t und hat sich mittlerweile um 25 Eur/t befestigt.
Plus bei Sojabohnen
7200 Hektar
Sojabohnen wurden 2018 in Baden-Württemberg angebaut, ein Plus von 6 %. Das sei vor dem Hintergrund des Herbizidverbotes auf ÖVF-Flächen
überraschend, sagte Glaser. Offenbar passe Soja doch gut in die
Fruchtfolgen und es wurden mittlerweile genügend Erfahrungen mit dem
Anbau gesammelt.
Auch Soja leide unter der Trockenheit, Glaser erwartet
Erträge von rund 3 t/ha. Aktuell liege der Erzeugerpreis zwischen 345
und 355 Euro/t frei Erfassungsstelle. Die weitere Entwicklung hänge
stark von den politischen Gegebenheiten ab.
Das von der ZG erfasste
Soja geht fast ausschließlich in das Raiffeisen-Kraftfutterwerk nach
Kehl. Die ZG werde für die Ernte 2019/20 wieder frühzeitig mit
Vertragsangeboten an den Markt gehen, um die Versorgung in Kehl zu
sichern.
Prognose für Mais
Bis Ende Juni wurde eine Rekordernte bei Körnermais
prognostiziert. Trockenheitsbedingt erwartet die ZG aber nun eine um
mindestens 25 % kleinere Maisernte als im Vorjahr, Glaser hält je nach
Witterungsentwicklung Durchschnittserträge von 8 bis 9 t/ha für
realistisch. Mais sei im Preis noch nicht so stark gestiegen wie
Weizen.
Meldungen über hohe Ernten in der Ukraine, Ungarn und Rumänien
seien dafür verantwortlich, erklärte ZG-Vermarktungschef Franz Utz.
Gleichzeitig sei aber in Südwestfrankreich mit Einbußen wegen der
Trockenheit zu rechnen. Im ZG-Arbeitsgebiet werde der Kampf um die
bestehenden Mengen zu steigenden Preisen führen.
Fehlende
Grundfutterversorgung bei Milchbauern, der Rohstoffbedarf der
Biogasanlagen und die Nachfrage nach Körnermais werden nach Glasers
Erwartung zu höheren Erzeugerpreisen bis zur Ernte führen. Die
Körnermais-Ernte könnte bereits am 15. August starten. Die
Trocknungskosten will die ZG auf Vorjahresniveau belassen.
Abbau der Getreidebestände
Glaser
wies mit Blick auf die globalen Getreidebilanzen auf die hohen
Steigerungsraten beim Verbrauch innerhalb der vergangenen zehn Jahr hin.
Bei einem Verbrauch von 2,13 Milliarden Tonnen werden den neusten
Meldungen zufolge die weltweiten Bestände um 54 Mio. Tonnen sinken,
„aber es könnte auch noch mehr sein”, meinte Glaser. Die aktuelle
Versorgungslage werde verschärft durch Unsicherheiten bei der
Ernteschätzung, besonders in Russland.
Die zu erwartende Getreidemenge
in Europa wird auf unter 300 Mio. Tonnen geschätzt, wobei Glaser weitere
Korrekturen nach unten erwartet. Bei einem EU-weiten Verbrauch von 286
Mio. Tonnen wird mit einem Abbau der Endbestände um 10 bis 15 Mio.
Tonnen auf unter 40 Mio. Tonnen gerechnet.
Mit Blick auf die Bilanzen
werde das Getreidegeschäft mehr als spannend. Glaser warnte allerdings
auch vor einem Höhenrausch: „Es wird am Markt nicht geläutet, wenn wir
oben sind”, stellte er fest.