Ende März fand in Buenos Aires die Generalversammlung der WFO (World Farmers’ Organisation) statt. Auch der Bund der Deutschen Landjugend (BDL) war mit einer Delegation vor Ort. Im Gespräch war die zukünftige Vernetzung der Junglandwirte auf internationaler Ebene.
Die Rinderzucht ist der ganze Stolz der argentinischen Landwirtschaft. In den letzten Jahren wurden jedoch viele Weideflächen umgebrochen, um Ackerbau zu betreiben. Hier wächst im Hintergrund Soja.
Überhaupt war der Mittelpunkt der Gespräche der internationale Austausch über die landwirtschaftlichen und agrarpolitischen Probleme auf den verschiedenen Kontinenten. Hier geht die Schere weit auseinander. Während Europa, Nordamerika und Australien sich in ihrer technisch modernen Landwirtschaft mit regelrechten Wohlstandsproblemen auseinandersetzen, leiden Südamerika, Asien und Afrika unter politischer Willkür und Unfähigkeit. Verbandspolitische Strukturen zur Interessenvertretung sind hier oft nur schwach oder, wie in Afrika, erst im Aufbau.
Marktpolitisch und Produktionstechnisch gab es eine Erkenntnis: Die ganze Welt macht sich Sorgen, wie sie die rasant wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft ernähren kann, und strebt die hierfür notwendigen Produktionssteigerungen an. Im Gegensatz hierzu steht die europäische Politik, die mit ihren Entscheidungen Produktionseinschränkungen bewirken will.
Den Delegierten blieb Zeit, Buenos Aires und die argentinische Lebensart kennenzulernen. Die Stadt hat den typischen Flair einer Großstadt auf dem amerikanischen Kontinent. Auffällig sind die vielen Grünflächen und Bäume. Die argentinische Kultur ist von den Einflüssen der europäischen, vor allem italienischen und spanischen Einwanderer geprägt. Mit Ruhe und Gelassenheit genießen sie das Leben.
Hohe Inflationsrate
Das argentinische Nationalgericht Asado: Große Rindfleischstücke, die an der Glut gegrillt werden.
Die argentinische Wirtschaft leidet unter den sozialistisch geprägten Entscheidungen der Regierung. Während in den vergangenen Jahren die Inflation „stabil und planbar” bei rund 25 Prozent pro Jahr lag, ist die wirtschaftliche Verunsicherung mittlerweile so groß, dass in diesem Jahr eine Inflation von 35 bis 45 Prozent mit allen daraus resultierenden Konsequenzen befürchtet wird. Auffällig ist in Argentinien die fleischlastige Ernährung. 114 kg Fleisch verzehrt jeder Argentinier pro Jahr. Dieser Tatsache kann man sich auch als Tourist nicht ganz entziehen. Während in den Restaurants der Städte verstärkt Steaks gegessen werden, gibt es auf dem Land eher das argentinische Nationalgericht „Asado”, große Rindfleischstücke, die an der Glut gegrillt werden.
Schwierige Zeiten
Am letzten Tag wurden verschiedene Betriebe im Umland von Buenos Aires besichtigt. Wichtigste Agrargüter in der Region um Buenos Aires sind der Ackerbau, die Rindfleischproduktion und die Hähnchenmast. Aufgrund der gestiegenen Preise auf den internationalen Getreidemärkten wurden in Argentinien in den letzten Jahren sehr viele Weideflächen umgebrochen, um Getreide und Soja anzubauen. Die traditionelle
Die Delegierten besuchten mehrere Betriebe, hier einen Anguszuchtbetrieb. Herkömmliche Stallgebäude findet man in Argentinien nicht.
Rindfleischproduktion ging dementsprechend zurück. Stärken des argentinischen Ackerbaus sind die guten klimatischen Bedingungen und daraus resultierend die Möglichkeit, zwei Ernten pro Jahr auf der gleichen Fläche zu haben. Die wichtigsten Hilfsmittel sind konsequente Direktsaat und der Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen.
Die Landwirte in Argentinien machen schwierige Zeiten durch. Die Regierung will mit allen Mitteln die heimischen Märkte mit billigen Nahrungsmitteln versorgen. Exportverbote und Exportzölle sind bei allen wichtigen Produkten an der Tagesordnung. Der Stolz der argentinischen Landwirtschaft ist aber immer noch die Rindfleischproduktion. Die Fleischrinderzucht stand bei den Betriebsbesichtigungen im Mittelpunkt. Highlight war die Zuchtstation Ciale, die Sperma von den besten Zuchtbullen Südamerikas produziert und vertreibt. Die wichtigsten Rassen sind Angus und Hereford.