Die jüngste Forderung von Naturschutzverbänden, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler nach einer öffentlichen Datenbank für die von Landwirten ausgebrachten Pflanzenschutzmittel stößt beim Deutschen Bauernverband (DBV) auf scharfen Widerspruch.
Der DBV sieht in dem Versuch der Natur- und Umweltschützer auch eine Absage an eine konstruktive und sachorientierte Debatte.
Nach Einschätzung von DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken dürfte dieser Vorstoß für das vorgebliche Ziel kaum einen wirklichen Nutzen bringen, sondern würde hauptsächlich der sachfremden Skandalisierung Vorschub leisten. „Diese populistische Effekthascherei ist deshalb problematisch, weil fälschlicherweise suggeriert wird, dass Pflanzenschutzanwendung ohne jede Kontrolle und Regel stattfindet”, konstatierte Krüsken. Sämtliche Anwendungsdaten seien aber dokumentiert und stünden den Überwachungsbehörden zur Verfügung. Die Anwendung zugelassener Wirkstoffe erfolge unter detaillierten Auflagen und erfordere einen qualifizierten Sachkundenachweis.
Der DBV-Generalsekretär sieht in diesem Versuch der Natur- und Umweltschützer auch eine Absage an eine konstruktive und sachorientierte Debatte. Er bedauert dies, „zumal die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) schon einen anderen Weg eingeschlagen hatte”.
Zuvor hatte ein Bündnis von 36 Organisationen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke in einem Offenen Brief zur Einführung einer öffentlich einsehbaren Datenbank über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft aufgefordert. Nach ihrer Auffassung ist die vollständige Transparenz über den Mitteleinsatz eine wichtige Voraussetzung für die Forschung und die geplante Reduktion beim Pestizideinsatz.
Einsatz längst dokumentiert
Laut den Unterzeichnern des Briefs, darunter der Deutsche
Naturschutzring (DNR), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und
der World Wide Fund for Nature (WWF), muss der Einsatz von „Pestiziden”
längst auf den Höfen dokumentiert werden. Bisher würden diese
Aufzeichnungen jedoch von keiner Behörde erfasst. Dies werde nicht nur
von Umweltverbänden, sondern auch von Wissenschaftlern kritisiert, die
beispielsweise für Risikoanalysen auf diese Daten angewiesen seien. Das
Bündnis verlangt deshalb die zentrale Erfassung, Veröffentlichung und
Auswertung sämtlicher landwirtschaftlicher Pflanzenschutzanwendungen.
Konkret sollen die Bauern ihre bereits verpflichtenden Aufzeichnungen
künftig in einer einheitlichen digitalen Schlagkartei eintragen und
übermitteln. Auf einer Online-Landkarte sollten die Daten öffentlich
einsehbar sein.
Jährliche Berichte
Das System soll zudem Angaben zur Indikation der
durchgeführten Anwendung sowie zur Umsetzung von
Risikominderungsmaßnahmen im Rahmen des
integrierten Pflanzenschutzes (IPS) erfassen und Plausibilitätsprüfungen
durchführen. Auf Grundlage der eingegebenen Daten könnten
Beratungshinweise für Risikominderungsmaßnahmen an die Landwirte
zurückgegeben werden.
Zudem wünschen sich die Unterzeichner des Briefs jährliche Berichte mit
Trendanalysen, die für das Monitoring zur Erreichung von
„Pestizid-Reduktionszielen” genutzt werden sollen. Sie berufen sich mit
ihrer zentralen Forderung nach einem öffentlichen Register auch auf
mehrere Gerichtsprozesse, bei denen im vergangenen Jahr unter anderem
auf Antrag des Umweltinstituts bestätigt worden war, dass der Zugang zu
Einsatzdaten von Pestiziden ein „Jedermannsrecht” darstelle, da es sich
um Umweltinformationen im Sinne der EU-Umweltinformationsrichtlinie
handele.