Politik | 05. Mai 2022

Bauernverband lehnt öffentliche Pflanzenschutz-Datenbank ab

Von AgE
Die jüngste Forderung von Naturschutzverbänden, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftler nach einer öffentlichen Datenbank für die von Landwirten ausgebrachten Pflanzenschutzmittel stößt beim Deutschen Bauernverband (DBV) auf scharfen Widerspruch.
Der DBV sieht in dem Versuch der Natur- und Umweltschützer auch eine Absage an eine konstruktive und sachorientierte Debatte.
Nach Einschätzung von DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken dürfte dieser Vorstoß für das vorgebliche Ziel kaum einen wirklichen Nutzen bringen, sondern würde hauptsächlich der sachfremden Skandalisierung Vorschub leisten. „Diese populistische Effekthascherei ist deshalb problematisch, weil fälschlicherweise suggeriert wird, dass Pflanzenschutzanwendung ohne jede Kontrolle und Regel stattfindet”, konstatierte Krüsken. Sämtliche Anwendungsdaten seien aber dokumentiert und stünden den Überwachungsbehörden zur Verfügung.  Die Anwendung zugelassener Wirkstoffe erfolge unter detaillierten Auflagen und erfordere einen qualifizierten Sachkundenachweis.
Der DBV-Generalsekretär sieht in diesem Versuch der Natur- und Umweltschützer auch eine Absage an eine konstruktive und sachorientierte Debatte. Er bedauert dies, „zumal die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL)  schon einen anderen Weg eingeschlagen hatte”.
Zuvor hatte ein Bündnis von 36 Organisationen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bundesumweltministerin Steffi Lemke in einem Offenen Brief zur Einführung einer öffentlich einsehbaren Datenbank über die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft aufgefordert. Nach ihrer Auffassung ist die vollständige Transparenz über den Mitteleinsatz eine wichtige Voraussetzung für die Forschung und die geplante Reduktion beim Pestizideinsatz.
Einsatz längst dokumentiert
Laut den Unterzeichnern des Briefs, darunter der Deutsche Naturschutzring (DNR), der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der World Wide Fund for Nature (WWF), muss der Einsatz von „Pestiziden” längst auf den Höfen dokumentiert werden. Bisher würden diese Aufzeichnungen jedoch von keiner Behörde erfasst. Dies werde nicht nur von Umweltverbänden, sondern auch von Wissenschaftlern kritisiert, die beispielsweise für Risikoanalysen auf diese Daten angewiesen seien. Das Bündnis verlangt deshalb die zentrale Erfassung, Veröffentlichung und Auswertung sämtlicher landwirtschaftlicher Pflanzenschutzanwendungen. Konkret sollen die Bauern ihre bereits verpflichtenden Aufzeichnungen künftig in einer einheitlichen digitalen Schlagkartei eintragen und übermitteln. Auf einer Online-Landkarte sollten die Daten öffentlich einsehbar sein.
Jährliche Berichte
Das System soll zudem Angaben zur Indikation der durchgeführten Anwendung sowie zur Umsetzung von Risikominderungsmaßnahmen im Rahmen des
integrierten Pflanzenschutzes (IPS) erfassen und Plausibilitätsprüfungen durchführen. Auf Grundlage der eingegebenen Daten könnten Beratungshinweise für Risikominderungsmaßnahmen an die Landwirte zurückgegeben werden.
Zudem wünschen sich die Unterzeichner des Briefs jährliche Berichte mit Trendanalysen, die für das Monitoring zur Erreichung von „Pestizid-Reduktionszielen” genutzt werden sollen. Sie berufen sich mit ihrer zentralen Forderung nach einem öffentlichen Register auch auf mehrere Gerichtsprozesse, bei denen im vergangenen Jahr unter anderem auf Antrag des Umweltinstituts bestätigt worden war, dass der Zugang zu Einsatzdaten von Pestiziden ein „Jedermannsrecht” darstelle, da es sich um Umweltinformationen im Sinne der EU-Umweltinformationsrichtlinie handele.