Betrieb und Wirtschaft | 28. August 2014

Baden-Württemberg bleibt bei den Milchpreisen im Mittelfeld

Von Andreas Gorn, AMI
2013 erreichte das Preisniveau beim Milchpreisvergleich der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) ein neues Rekordniveau. Die Preise der baden-württembergischen Molkereien lagen wie im Jahr zuvor auf Landesdurchschnitt. Vor allem die bayerischen Molkereien mussten Federn lassen.
Insgesamt bewegten sich die im AMI-Milchpreisvergleich für das Jahr 2013 berechneten Preise für eine Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 %  Eiweiß bei einer Jahresanlieferung von 500 t auf Ebene der Bundesländer zwischen 37,52 Ct/kg und 38,23 Ct/kg. Mit einem maximalen Abstand von 0,7 Ct hat sich die Spanne der Auszahlungsleistungen im Vergleich zum Vorjahr auf nahezu ein Drittel reduziert.
Bezogen auf den Deutschlandschnitt in Höhe von 37,93 Ct/kg erhielten die Erzeuger damit 5,8 Ct oder knapp 18 % mehr für ihre Milch als im Jahr zuvor. Das war das höchste bislang im Jahresmilchpreisvergleich der AMI ermittelte Ergebnis. 
Beim Milchpreisvergleich der AMI sind in die angegebenen Werte bereits alle Zu- und Abschläge sowie die vollzogenen oder angekündigten Nachzahlungen mit eingerechnet.

Baden-Württemberg und Bayern gleichauf
Für die Milcherzeuger in Baden-Württemberg fiel der Preisanstieg in der Liefermengenklasse 500 t im Landesvergleich mit knapp einem Fünftel überdurchschnittlich aus (siehe Tabelle).  In weiten Teilen Deutschlands bewegten sich die Zuwächse zumeist in einer Spanne von 17 % bis knapp 20 %. Eine Ausnahme davon stellt  Bayern dar. Hier stieg das Milchgeld  nur um gut 13 %. Im Jahresergebnis liegen Bayern und Baden-Württemberg aber dennoch nahezu gleichauf, da Bayern im Vorjahr bundesweit auf Rang 1 und deutlich vor Baden-Württemberg lag.  Trotz des deutlichen Preisanstiegs landeten die baden-württembergischen Milcherzeuger im vergangenen Jahr im bundesweiten Vergleich weiterhin im Mittelfeld, in das sie im Jahr 2012 abgerutscht waren.  Im Jahr zuvor hatte es infolge der überdurchschnittlichen Preisrücknahmen ebenfalls nur für Platz 6 gereicht.
2013 bewegte sich das baden-württembergische Landesmittel je nach Jahresliefermenge zwischen 37,54 und 38,29 Ct/kg für eine Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 %  Eiweiß. Damit lag das Ergebnis des AMI-Milchpreisvergleichs für Baden-Württemberg um rund ein Fünftel oder 6,3 Ct über dem Vorjahreswert. Dies bedeutet im Vergleich zum Bundesmittel ein minimal unterdurchschnittliches Milchgeld. Insgesamt erhielten die Milcherzeuger im Ländle einen um 0,04 Ct geringeren Preis als ihre Kollegen im Rest der Republik.
Bezogen auf eine Liefermenge von 500 t belief sich der durchschnittliche Vergleichspreis im Jahr 2013 auf 37,89 Ct/kg. Damit lag das Ergebnis  für Baden-Württemberg 6,3 Ct über dem Vorjahreswert und entsprach annähernd dem Bundesmittel.  Im Jahr zuvor hatte die Auszahlungsleistung der baden-württembergischen Molkereien noch 0,5 Ct unter dem bundesdeutschen Schnitt gelegen.
  Im Mittel der Jahre 2009 bis 2013 lagen die Preise der einzelnen Molkereien bei einer Jahresanlieferung von 500 t zwischen 31,44 und 33,48 Ct/kg. Im Rekordjahr 2013 war das Auszahlungsniveau mit einer Bandbreite von 36,21 bis 39,86 Ct/kg um rund 6 Ct höher. Am deutlichsten wurden die Langzeitergebnisse bei der Hohenloher Molkerei eG mit rund 6,7 Ct, gefolgt von der MW-Beteiligungs-AG/FrieslandCampina mit 5,7 Ct sowie der Arla Foods Deutschland GmbH/Sonthofen mit 5,5 Ct übertroffen.
11 Molkereien ausgewertet
Wie im Jahr zuvor wurden elf Molkereien  ausgewertet, von denen neun konventionelle Milch sowie sechs Bio-Milch und vier  gentechnikfreie (GVO-freie) Milch verarbeitet haben. Die mittlere Erfassungsmenge der ausgewerteten Molkereien im Bereich der konventionellen Milch belief sich 2013 auf rund 187 Mio. kg, allerdings einhergehend mit einer sehr uneinheitlichen Größenstruktur (siehe Tabelle auf der  Seite 36).
Beim AMI-Milchpreisvergleich werden für Baden-Württemberg die Vergleichspreise für Liefermengen von 150 t, 500 t und 1000 t Jahresanlieferung ausgewiesen. Die Vergleichspreise für das Kalenderjahr 2013 weisen, unabhängig von der Liefermengenklasse, eine sehr große Spreizung auf. Zudem sind die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr zwar durchgängig steigend, die Größenordnung der Anhebungen weicht zum Teil deutlich voneinander ab. Dadurch hat es auch beim Ranking im Vergleich zum Vorjahr starke Verschiebungen gegeben.
Im regionalen Ranking, bezogen auf die Liefermengenklasse 150 t landete die Hohenloher Molkerei mit einem Vergleichspreis von 39,39 Ct/kg auf dem 1. Rang. Diesen Platz hat das Unternehmen mit dem deutlichsten für Baden-Württemberg ermittelten Preiszuschlag erlangt. Satte 8,2 Ct zahlte die Molkerei mehr als im Jahr zuvor und kletterte so vom vorletzten Rang in 2012 an die Spitze. Das Landesmittel wurde mit dem aktuellen Ergebnis um knapp 2 Ct übertroffen.
Verbesserung
Mit einem Vergleichspreis von 38,80 Ct/kg zahlte die MW Beteiligungs-AG/Friesland Campina Germany  GmbH 1,3 Ct und damit ebenfalls deutlich über dem Landesdurchschnitt aus. Hier lag der Preisanstieg zu 2012 bei 6,2 Ct. Der 2. Rang war gegenüber dem Vorjahr eine Verbesserung um einen Platz. Daneben zahlten nur noch die Milchwerke Schwaben überdurchschnittlich. Hier brachte ein Vergleichspreis von 38,19 Ct/kg einen Anstieg um 5,7 Ct und den 3. Platz. Für die übrigen Molkereien lagen die Ergebnisse, trotz teils deutlicher Preisanstiege, unter dem Landesmittel.
In den meisten Fällen wurde dieses zwischen 0,5 und 1,0 Ct verfehlt. Lediglich die Omira zahlte mit 35,92 Ct/kg um 1,6 Ct unter dem Durchschnitt und landete damit, wie bereits im Jahr zuvor, auf dem hintersten Platz. Dabei wurde auch hier der Preis gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich um 5,8 Ct angehoben. Ebenfalls im hinteren Bereich finden sich die Arla Foods Deutschland GmbH mit 36,63 Ct/kg und die Milchzentrale Nordbaden mit 36,89 Ct/kg bei Preisanstiegen um rund 4 Ct. Im Mittelfeld des Rankings bewegen sich die Schwarzwaldmilch GmbH und die Martin Bauhofer Käserei GmbH. Bei der Betrachtung sind auch die individuellen Gegebenheiten zu berücksichtigen. So war es für Käseproduzenten im vergangenen Jahr schwieriger, der allgemeinen Markttendenz zu folgen, denn für Käse gelten oftmals langfristige Kontrakte. Für die langfristige Perspektive ist die Investitionspolitik von Bedeutung, wird kein Geld in die Modernisierung der Anlagen gesteckt, hat man mitunter langfristig das Nachsehen. Auch die Stärkung des Eigenkapitals spielt eine Rolle. So hat beispielsweise die Schwarzwaldmilch GmbH für 2013 auf die Ausschüttung einer Nachzahlung zugunsten der Eigenkapitalbildung verzichtet.
3,5 Cent Spanne
Die  Vergleichspreise  liegen für eine Jahresanlieferung von 150 t, zwischen 35,92 Ct/kg bei der Omira Oberland Milchverwertung GmbH und 39,39 Ct/kg, die die Hohenloher Molkerei ausgezahlt hat. Dabei betrug die Spanne zwischen den einzelnen Molkereien 3,5 Ct. Mit zunehmender Liefermenge vergrößerte sich die Preisspanne auf 3,7 Ct bei 1000 t. Der maximale Abstand ist damit im Vorjahresvergleich bei der kleinen Menge um rund ein Viertel und bei der größten Menge um knapp ein Drittel gestiegen.
Fixkosten sind Grundkosten, die dem Lieferanten von seiner Molkerei monatlich in konstanter Höhe in Rechnung gestellt werden. Dies ist bei drei  der für Baden-Württemberg ausgewerteten Molkereien der Fall. Die Bergpracht Milchwerke GmbH sowie die Martin Bauhofer Käserei GmbH belasten die Milchgeldabrechnung mit 25 Euro und die Hohenloher Molkerei eG mit 45 Euro. Darüber hinaus erheben die Arla Foods Käsereien GmbH bei den Lieferanten monatlich Verwaltungskosten.
Deutschlandweit betrachtet sind Grundkosten in dieser Höhe eher im unteren Bereich einzuordnen. Je geringer die Jahresmilchmengen ausfallen, desto stärker wirken sich die Grundkosten aus. Bei einem Preisniveau, das 2013 geherrscht hat, nimmt die Bedeutung der Fixkosten tendenziell ab. Sie sollten aber dennoch nicht in der wirtschaftlichen Betrachtung der Gesamtsituation in Vergessenheit geraten.
Nicht nur die Fixkosten, sondern auch die Liefermengenstaffeln haben Auswirkungen auf den Auszahlungspreis. Dies ist die Ursache dafür, dass sich die Preise bei den einzelnen Jahresliefermengen auseinander entwickeln. Die gestaffelt nach Anlieferungsmenge gezahlten Zuschläge bewirken, dass sich festere Preistendenzen bei hohen Liefermengen deutlicher im Auszahlungspreis niederschlagen als bei niedrigeren Mengen und umgekehrt. Daher nehmen die prozentualen Anstiege der Vergleichspreise bei allen Molkereien mit zunehmender Jahresmilchmenge ebenfalls zu. 
Mengenstaffeln
Liefermengenstaffeln kommen bei allen für Baden-Württemberg ausgewerteten Molkereien zur Anwendung. In der Ausgestaltung der Staffeln gibt es jedoch teils größere Unterschiede. Im Wesentlichen lassen sich drei  Grundmodelle unterscheiden. Teils werden die Zuschläge für jedes abgelieferte Kilogramm gezahlt. Als Variation dazu können die Zuschläge auch in Abhängigkeit von der Erreichung definierter Mengenspannen abgeleitet werden. Die Zahlung erfolgt in diesen Fällen mit den jeweiligen Zuschlägen für die Milchmengen, die die einzelnen Mengenklassen erreichen.
Ein in Baden-Württemberg darüber hinaus häufig verwendetes Modell basiert auf der monatlichen Anlieferungsmenge und zahlt je angefangene Tonne einen Staffelbonus von 0,01 Ct/kg. Manchmal ist dieses Modell nach oben unbegrenzt, teilweise aber auch gedeckelt, das heißt, ab einer bestimmten Jahresliefermenge bleibt der Zuschlag konstant. Teils profitieren die Erzeuger  auch von liefermengenabhängigen Zuschlägen erst ab einer bestimmten Monatsanlieferung.
Zum dritten Mal hat die AMI im Rahmen ihres Jahresmilchpreisvergleiches auch gentechnikfreie Milch separat ausgewertet. Zum einen, da diese in den vergangenen Jahren, schwerpunktmäßig in Süddeutschland, an Bedeutung zugenommen hat. Zum anderen verzerrt eine Vermischung von Preisen für konventionelle Milch mit GVO-freier Milch das Gesamtbild. Zum Teil haben Molkereien parallel eine Erfassung und Verarbeitung für beide Milcharten. Teilweise haben diese auch bereits die gesamte Produktion auf GVO-freie Milch umgestellt.
 Insgesamt wurden  für diesen Teilmarkt  16 Molkereien ausgewertet, davon haben vier ihren Sitz in Baden-Württemberg. Im Einzelnen sind dies die Milchzentrale Nordbaden GmbH, die Schwarzwaldmilch GmbH, die Bergpracht-Milchwerk GmbH sowie die Arla Foods Käsereien GmbH. Für die Milch „ohne Gentechnik” wurde zumeist ein Zuschlag von 1 Ct gezahlt. Bei einer Jahresanlieferung von 150 t reichten die Vergleichspreise für diese Milchart von 37,63 Ct/kg bei Arla Foods Deutschland GmbH bis 38,34 Ct/kg bei der Schwarzwaldmilch GmbH.