Automaten statt Hofladen
„Als wir vor zwei Jahren den Hof von meinen Eltern übernahmen, waren die Milchpreise sehr schlecht”, blickt Markus Ziegler zurück. Nach langen Überlegungen, wie man den Hof auch in fünfter Generation zukunftsfähig machen kann, entschied sich der Familienrat für die Direktvermarktung.
Ein herkömmlicher Hofladens wäre auf dem Betrieb mit seinen 120 Milchkühen und 70 Mastbullen ohne Einstellung von Fremdarbeitskräften nicht möglich gewesen. Doch man wollte weiterhin den Hof alleine – sprich mit den Eigentümern und den Kindern sowie den Altenteilern – bewirtschaften.
Die Lösung bei der Direktvermarktung war erst einmal die „Milchtankstelle”, die seit Mai in Betrieb ist und aus dem Kunden zwischen 40 und 80 Liter Rohmilch täglich zu einem Literpreis von einem Euro zapfen. Vom Becher bis zum sechs Liter fassenden Kanister können Gefäße verschiedener Größe in das Ausgabefach gestellt werden. „Vor dem Verzehr sollte die Milch abgekocht werden”, steht auf dem Automaten, womit der Hof diesbezüglich seine Pflicht erfüllt hat.
Der Tank fasst 150 Liter und wird alle zwei Tage geleert und mit frischer, auf vier Grad heruntergekühlter Milch neu befüllt. Nicht verkaufte Milch wird an die Kälber verfüttert. Von der Fünf-Cent-Münze bis zum 20-Euro-Schein nimmt der Automat alles an und gibt heraus. Man kann Gefäße für die Milch mitbringen oder vor Ort eine Ein-Liter-Flasche am daneben stehenden Regiomaten kaufen. Dieser Verkaufsautomat ergänzt seit geraumer Zeit die Milchtankstelle in dem schmucken Holzhäuschen und löst den gewünschten Mitnahmeeffekt aus. Neben Eiern, Honig, Käse aus dem Allgäu, geräucherten Würsten und Dosenwurst aus eigener Herstellung können auch Obst oder Flaschen mit Geschmackspulver gekauft werden, das mit Milch aufgefüllt einen Milchshake ergibt.
Seit neuestem kann auch für 10 Euro pro Stück eine Hirschsalami „gezogen” werden. „Dies bestätigt uns, dass sich auch hochpreisige Produkte über den Automaten verkaufen lassen”, sagt Theresia Ziegler. Zehn Kollegen bestücken mit ihren Produkten, die fix und fertig verpackt und beschriftet werden, den Automaten. Am Verkaufserlös sind die Zieglers prozentual beteiligt.
Hygiene ist nach Aussage von Ziegler das A und O auch bei den Automaten. Auch Werbung sei ein nicht zu unterschätzendes Absatzinstrument. „5000 Euro sind da gleich weg”, sagt er, doch langfristig lohne sich auch dieses Zusatzangebot des Automatenherstellers. So werden die Automaten auf dem Hof über Flyer, Plakate, Homepage, Facebook und sonstige Internetplattformen beworben.
Dass der Hof direkt am Bodensee-Radweg liegt, kommt dem Absatz entgegen. Neben Urlaubern kaufen auch viele Stammkunden ein, die hauptsächlich in einem Radius von 15 Kilometern wohnen, teils aber auch von weiterher kommen.