Land und Leute | 15. September 2016

Aussichten für die Maisernte nicht rosig

Von Heinrich von Kobylinski
Ernteaussichten und Markteinschätzungen standen bei der Führung beim Versuchsfeld in Orschweier am Dienstag im Mittelpunkt des Interesses.
Die Marktaussichten waren nicht rosig, die Franz Utz von der ZG Karlsruhe den Landwirten am staatlichen Versuchsfeld Orschweier vortrug: Zumindest in den nächsten drei bis vier Monaten wird der Maispreis von einer weltweiten Überschusssituation bestimmt sein. Was danach folgt, wird von der  Ernte auf der Südhalbkugel bestimmt. Derzeit  werden die Preise für Mais auch vom Mineralölpreis und vom Weizenpreis beeinflusst, beide Faktoren können das Niveau nicht stützen. „Weizen befindet sich in den USA auf einem Zehnjahrestief und Mais auf einem Siebenjahrestief”, so Utz.
Zum Jahresende 2016 wird der langjährige Versuchsfeldbetreuer Helmut Häs vom Landratsamt Offenburg in den Ruhestand gehen. Eine seiner letzten Führungen erfolgte daher unter einem ungewöhnlichen Dienstmotto.

Er hofft jetzt beim Mais wieder auf Absatzmöglichkeiten nach Holland. Stören könnte dabei das Niedrigwasserrisiko am Rhein und auch die weltweite Überschusssituation. Pro Tonne Mais kostet die Schiffsfracht von den USA bis nach Holland 14 Dollar. Fast genauso viel kostet der Tranfer von den badischen Rheinhäfen nach Holland. Utz erwartet, dass der hiesige Erzeugerpreis nicht über 160 Euro je Tonne hinausgehen wird.
Wegen der vergangenen trockenen Wochen fürchtet er, dass auch der Mais Mindererträge bringen wird. Probedruschergebnisse aus dem Raum Mannheim blieben bei 70 dt/ha und 22 bis 24 Prozent Feuchtigkeit. Trotzdem stellte Utz klar: Frühdruschpartien werden nicht nachgefragt, weil die  Verarbeiter noch über genügend Vorräte verfügen.
Maisexperte Hubert Hugger erläuterte gegenüber der BBZ, dass mit dem aktuellen Wassermangel die aktuell fällige Nährstoffverlagerung von der Maispflanze in die Körner gestört sei. Deren Tausendkorngewicht werde deshalb in Baden 10 bis 20 Prozent niedriger ausfallen als in anderen Jahren.
Nach Angaben von Volker Heitz vom Landratsamt Offenburg ist  der zeitliche Vegetationsrückstand aus der ersten Jahreshälfte jetzt aufgeholt. Auch die Temperatursumme erreichte bis zur Monatsmitte mit 1700 Grad einen Durchschnittswert.  Ende Juli waren es erst 1066 Grad und  fast der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre.  In den ersten sechs Monaten des Jahres lag die  Niederschlagssumme durchweg über dem langjährigen Durchschnitt. Seit Juli liegt sie deutlich darunter.
Die Maiskulturen in Orschweier litten  unterschiedlich stark,  aber deutlich sichtbar unter dem aktuellen Wasserdefizit. Am 12. September lag der durchschnittliche Wassergehalt der dortigen Sorten bei 39,5% (von 41,6 bis 34,2%). Der durchschnittliche Rückgang   des Wasseranteils liegt bei 0,8 Prozentpunkten pro Tag. Von baldigen Niederschlägen könnten nach Huggers Ansicht allenfalls spätreifende Sorten noch profitieren.