Tierhaltung | 14. Februar 2019

Auf die Nacherwärmung achten

Von Dr. Meike Eklund, LTZ Augustenberg
Wie wichtig die Grundfutteruntersuchung für eine leistungsgerechte Rationsplanung ist, das zeigt sich in diesem Winter ganz besonders. Hier die bisherigen Ergebnisse der Grundfutteruntersuchungen am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg.
Viele Grundfuttersilagen sind in dieser Saison nicht nur zu trocken, sondern haben auch hohe Anteile an Rohfaser und Rohasche und in der Folge wenig Energie.
Am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg wurden im Rahmen der amtlichen Grundfutteruntersuchungen Baden-Württemberg bis Ende 2018 etwa 160 Grassilagen des ersten  und zweiten  Schnittes und etwa 120 Maissilagen mittels Schnellverfahren (Nahinfrarot-Spektroskopie) untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass die Grundfutterernte  im Trockenjahr 2018 je nach Standort sehr unterschiedlich ausgefallen ist.
Einzelne Grassilagen wiesen durchaus sehr hohe Energiegehalte von bis zu 11,6 MJ ME bzw. 7,1 MJ NEL auf, und auch einzelne  Maissilagen enthielten bis
 zu 11,3 MJ ME bzw. 6,8 MJ NEL in der Trockensubstanz. Insgesamt jedoch war ein erheblicher Teil der Grundfuttersilagen witterungsbedingt gegenüber den angestrebten Zielwerten (siehe Tabelle) zu trocken, mit hohen Anteilen an Rohfaser und Rohasche und in der Folge wenig Energie. Neben dem Energiedefizit bergen diese Silagen auch ein höheres Risiko der Nacherwärmung, welche weitere Energieverluste nach sich zieht.
 
Grassilagen
Die untersuchten Grassilagen des ersten Schnittes enthielten durchschnittlich 37 % Trockensubstanz, während die Grassilagen des zweiten Schnittes mit durchschnittlich 44 % Trockensubstanz noch deutlich trockener waren. Zwar war ein knappes Fünftel der Grassilagen auch zu feucht und enthielt teilweise nur 20 % Trockensubstanz, jedoch waren ein Drittel der Grassilagen des ersten Schnittes und sogar zwei Drittel der Grassilagen des zweiten Schnittes deutlich zu trocken mit bis zu 80 % Trockensubstanz.
 Ist das Siliergut zu trocken, findet keine ausreichende Umsetzung des Zuckers zu Gärsäuren und somit keine ausreichende Absenkung des pH-Werts statt. In einem Fünftel der  Grassilagen konnten daher auch noch zu hohe Restzuckergehalte von bis 14 % in der Trockensubstanz nachgewiesen werden. Diese hohen Restzuckergehalte fördern die Nacherwärmung.
 Hinzu kommt, dass etwa ein Fünftel der Grassilagen deutlich zu viel Rohasche mit bis zu 15 % in der Trockensubstanz enthielt, wodurch die pH-Absenkung in diesen Grassilagen nochmals erschwert wird. Noch höhere Rohaschegehalte wurden zum Teil in den wenigen untersuchten Grassilagen des dritten bis fünften Schnittes analysiert.
 Trockene Silagen sind allgemein schwerer zu verdichten, insbesondere  dann, wenn der Rohfasergehalt der Silagen ebenfalls sehr hoch ist. In den  Grassilagen des ersten und zweiten Schnittes lag der Rohfasergehalt in zwei Drittel der untersuchten Proben sehr hoch mit bis zu 37 % in der Trockensubstanz.
 Im Durchschnitt  ergaben sich für den ersten und zweiten Schnitt Energiegehalte von gut 10,3 MJ ME sowie gut 6,1 MJ NEL in der Trockensubstanz. Allerdings war der Energiegehalt in der Hälfte der untersuchten Grassilagen des ersten Schnittes und auch in einem Drittel der Silagen des zweiten Schnittes deutlich zu gering mit bis zu 8,2 MJ ME bzw. 4,7 MJ NEL.
Der Rohproteingehalt der  Grassilagen sowohl des ersten als auch des zweiten Schnittes schwankte mit 8 bis 22 % in der Trockensubstanz ebenfalls sehr stark.
Maissilagen
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den untersuchten Maissilagen. Deren Trockensubstanzgehalt  lag im Schnitt  bei 36 %. Allerdings war über die Hälfte der Maissilagen ebenfalls deutlich zu trocken mit bis zu 46 % Trockensubstanz. Der Stärkegehalt der Maissilagen erreichte im Mittel 32 % in der Trockensubstanz. Allerdings wies aufgrund von geringer Kolbenausbildung knapp ein Drittel der Maissilagen zu geringe Stärkegehalte bis hin zu nur noch 6 % in der Trockensubstanz auf. In der Folge enthielten über zwei Drittel der  Maissilagen deutlich zu viel Rohfaser mit bis zu 33 % in der Trockensubstanz.
 Der Rohaschegehalt der untersuchten Maissilagen war bei einem knappen Drittel der Silagen eher hoch mit bis zu 7 % in der Trockensubstanz. Ob es sich hierbei um Sandbeimengungen im Zusammenhang mit der Futterbergung handelt oder ob die Maispflanzen aufgrund der Trockenheit mehr Mineralstoffe wie zum Beispiel Kalium eingelagert haben, bedarf weiterer Analysen.
 Der Energiegehalt in den untersuchten Maissilagen lag im Mittel bei 10,6 MJ ME und 6,3 MJ NEL in der Trockensubstanz. Knapp die Hälfte der Maissilagen enthielt deutlich zu wenig Energie mit bis zu 9,3 MJ ME bzw. 5,4 MJ NEL. Der Rohproteingehalt der  Maissilagen schwankte ebenfalls stark zwischen 6 und 10 %.
Für ausreichend Vorschub sorgen
Aufgrund der  hohen Gehalte an Trockensubstanz, Rohfaser und Rohasche in einer Vielzahl der Silageproben muss gerade in den kommenden wärmeren Monaten besonderes Augenmerk auf die hygienische Qualität der Silagen sowie auf genügenden Vorschub am Silo gelegt werden.
Als Ergänzung zu Grundfuttersilagen, die    energiearm sind, kommen Rübenpressschnitzelsilagen, Rübentrockenschnitzel sowie melassierte Rübenschnitzel in Betracht. Zur  Eiweißergänzung eignen sich Rapsextraktionsschrot, Trockenschlempe sowie Biertreber.