Betrieb und Wirtschaft | 22. September 2016

Auch Mais macht keine Freude

Von René Bossert
Die Körnermaisernte im Rheintal ist seit vergangener Woche im Gang. Erwartet werden unterdurchschnittliche Erträge und auch die Preise sind auf einem Niveau, das den Erzeugern keine Freude bereitet. Für eine Preisbefestigung fehlen Impulse.
Erste Ertragsmeldungen von leichten Böden aus Mittel- und Nordbaden lauten auf zwischen   6,5 und  8 Tonnen pro Hektar trockener Ware.  Darunter sind teils trockenheitsgeschädigte Parzellen.  Wenn also ab der kommenden Woche die Haupternte einsetzt, werden sich die Korntanks besser füllen. Aber mehr als ein Durchschnitt im Bereich von  8 bis 9 Tonnen pro Hektar   dürfte in diesem Jahr kaum drin sein, waren sich die von der BBZ am Dienstag befragten Erfasser und Landwirte im Rheintal  einig. „Die Hitze der vergangenen Wochen hat doch manche Bestände im Rheintal noch einmal stark runtergebrannt”, berichtete ein Erfasser.
Trotz der Startschwierigkeiten durch den nassen Frühsommer startet die Körnermaisernte nicht verspätet.
Der Mais reiht sich also ein in die Schlange der Kulturen, mit denen man in diesem Jahr nicht so recht glücklich werden kann. Zumal auch die Erzeugerpreise zu wünschen übrig lassen.  Die Erwartungen  sind zwar weder für die deutsche Körnermaisernte mit gut vier Millionen Tonnen noch  für die EU-Ernte  mit etwas über 60 Millionen Tonnen    üppig, aber in der  globalen Bilanz ist die Versorgung bei Mais  doch   sehr komfortabel.
 Die Kurse sind deshalb schon seit einiger Zeit gedrückt. Ex-Ernte-Erzeugerpreise frei Wasserplatz am Rhein von um die 145 Euro/Tonne sind in diesen Tagen im Gespräch – wobei einige Marktbeteiligte erwarten, dass die Preise in den nächsten  Wochen  eher noch etwas abbröckeln könnten. Viel Futterweizen ist vorhanden, was den Maismarkt nicht eben stützt. Die hohe Ernte in der Ukraine sorgt bei dem einen oder anderen für Sorgenfalten. Hinzu kommt, dass  der Wasserstand des Rheins  niedrig ist. Wenn es weiter trocken bleibt, könnte das in nächster Zeit den Abfluss der Ware behindern.
 Andere erwarten, dass sich kurzfristig nicht viel tun wird bei den Preisen. Ein Argument für Stabilität bei den Preisen ist für viele, dass wir schon so weit unten sind.  Und außerdem werde Mais gebraucht am Oberrhein und  Überraschungen seien möglich: Die Ernten seien eben noch nicht eingebracht, weder bei uns noch in USA.  Die elsässische Ernte werde auch nicht berauschend ausfallen. Überhaupt wird  in Frankreich mit nur gut 12 Millionen Tonnen eine knappe Ernte erwartet. Die Pariser Warenterminbörse zeigte in der ersten Wochenhälfte übrigens eine sehr stabile Tendenz.
 Der physische Markt war  in den vergangenen drei Wochen immer mal wieder etwas schwächer gestimmt als die Pariser Warenterminbörse. Die meisten Abnehmer sind also im Moment wohl  gut versorgt, wenn auch nicht alle: Einzelne Partien zur sofortigen Lieferung wurden auch zu Wochenbeginn für Erzeugerpreise am Wassserplatz jenseits der 150 Euro/t  gehandelt. 
Wer von Preisen spricht, muss auch das Thema Trocknungskosten mitbedenken. Über deren Entwicklung in absoluten Zahlen ist von Erfasserseite weder in Baden noch im Elsass schon Genaues zu hören. Es wird sich wohl angesichts der Energiepreisentwicklung nicht viel tun, so die grobe Aussage. Und wenn sich etwas tun sollte, dann eher leicht nach unten, so die vorherrschende Meinung.
Es geht aber auch um die Frage, auf welcher Trocknungkosten-Basis Erzeugerpreise zu verstehen sind:  Es macht einen Unterschied, ob nach elsässischer Art Trocknungskosten abgerechnet werden oder nach badischer Art. Aus Erzeugersicht ist die elsässische Art   vorteilhafter. Wie groß die Differenz ist, lässt sich aber nicht pauschal und präzise sagen, weil vor allem auf badischer Seite  unterschiedliche Berechnungsmodelle existieren. Fünf Euro pro Tonne werden aber immer mal wieder als  Hausnummer genannt, wenn man sich umhört. Egal ob hüben oder drüben getrocknet wird: Es ist auf jeden Fall hilfreich, sich seine Abrechnung vom Erfasser genau erklären zu lassen.