Tierhaltung | 12. August 2021

Anteil der Anbindehaltung um 60 Prozent gesunken

Von Agra Europe und der BBZ-Redaktion
Aus der Landwirtschaftszählung 2020 wurden konkrete Zahlen zu den Haltungsformen bekannt. Sowohl in Baden-Württemberg als auch in ganz Deutschland dominiert bei den Rindern weiterhin der Laufstall, bei den Schweinen der Vollspaltenboden und bei den Legehennen die Bodenhaltung
Während im Vergleich zu 2010 etwas weniger Rinder auf der Weide grasten, hat die Zahl der Legehennen in Freilandhaltung zugenommen.
Im Rahmen der Landwirtschaftszählung 2020 hat das Statistische Landesamt Baden-Württemberg nach 2010 zum zweiten Mal Daten zu den Verfahren der Viehhaltung erhoben. Die Ergebnisse zeigten, dass es zum Stichtag im Südwesten 983.600 Haltungsplätze für Rinder  gab. Davon entfielen 35 % auf die Milchviehhaltung und 65 % standen den übrigen Rindern zur Verfügung, wozu unter anderem Kälber, Jungrinder, Mastbullen und  Mutterkühe zählten. Den Statitiskern zufolge nahm der Umfang der Anbindehaltung bei allen Rindern in den letzten zehn Jahren um über 60 % ab. Im Jahr 2020 waren noch 17 % der Milchkühe und 11 % der übrigen Rinder im Stall fixiert.
 Somit bleibt das Laufstallsystem mit einem Anteil von inzwischen 83 % weiterhin die vorherrschende Haltungsform. Der gestiegene Prozentsatz hänge aber vor allem mit dem Rückgang der Anbindehaltung zusammen. Andere Stallhaltungsverfahren, wie Tretmistställe, spielten mit einem Anteil von 5 % an den Rinderhaltungsplätzen eine untergeordnete Rolle.
Fast ein Drittel weniger Schweineplätze
In der Schweinehaltung waren 64 % der insgesamt 1,6 Millionen Haltungsplätze mit Vollspaltenböden versehen. Den Anstieg um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2010 begründen die Statistiker damit, dass seither die Kapazität der gesamten Schweinehaltung mit −30 % im Vergleich zur Haltung auf Vollspalten mit −20 % prozentual stärker zurückgegangen ist.
Haltungsplätze mit Teilspaltenböden wurden den Statistikern zufolge um 34 % reduziert, ihr Gesamtanteil verharrte mit 27 % auf dem Niveau des letzten Jahrzehnts. Ställe mit planbefestigtem Boden und Einstreu haben an Bedeutung verloren. Während 2010 noch 12 % der Haltungsplätze diesem System zugeordnet wurden, waren es zehn Jahre später nur noch knapp 7 %. Tiefstreuställe oder andere Verfahren kamen zusammen auf einen Anteil von 3 % und belegten damit nur eine Nische.
In der Legehennenhaltung ermittelte das Statistische Landesamt eine Stallkapazität von 3,7 Millionen Haltungsplätzen und damit einen Anstieg um über 40 % seit dem Jahr 2010. Damals hatte nur jede fünfte Henne einen Freilandzugang, im Jahr 2020 bestand die Möglichkeit sogar für mehr als jede dritte Henne. Das dominierende Haltungsverfahren blieb jedoch die Bodenhaltung mit einem Anteil von 63 % an den gesamten Haltungsplätzen. Die erlaubten Formen der Käfighaltung haben laut den Statistikern nur noch eine marginale Bedeutung in Baden-Württemberg.
Weniger Rinder auf der Weide
Die gesamtdeutschen Ergebnisse fallen ähnlich aus. Dem Statistischen Bundesamt zufolge (Destatis) werden auch hier 83 % der Rinder in Laufställen gehalten, die Anbindehaltung ging ebenso um etwa 60 % zurück. Zum Stichtag wurden also noch 1,1 Millionen Rinder im Stall fixiert.
Die Wiesbadener Statistiker veröffentlichten außerdem Daten zur Auslauf- und Weidehaltung: Danach hatten 2020 rund 7 % aller Rinder Zugang zu einem Laufhof. Zudem konnten 3,6 Millionen auf Weiden grasen. Das waren 31 % des Gesamtbestandes und damit 6 Prozentpunkte weniger also noch zehn Jahre zuvor.
Bei den Schweinen dominiert auch bundesweit die Haltung auf Vollspaltenböden. Mit 67 % sind es sogar etwas mehr als in Baden-Württemberg. Nur 1 % der Haltungsplätze für Schweine war mit einem Zugang zu einem Auslauf versehen.
In der Haltung von Legehennen unterschieden sich die bundesweiten Zahlen kaum von denen im Südwesten: Die Zahl der Haltungsplätze ist um 43 % gestiegen, 65 % der Tiere lebten in Bodenhaltung, 31 % in Freilandhaltung.  Nur noch 4 % der Haltungsplätze für Legehennen waren in der ausgestalteten Käfighaltung vorhanden; vor einer Dekade waren es noch 17 %.