Politik | 14. Dezember 2023

Ampel plant Ende des Agrardiesels

Von red
Die Agrardiesel-Rückvergütung und die Befreiung der Landwirtschaft von der Kfz-Steuer sollen gekippt werden. Das ist Teil des Einigungspaketes im Haushaltsstreit der Bundesregierung. Die Landwirtschaft würde das rund 900 Millionen Euro kosten.
Agrardiesel wird in vielen EU-Ländern subventioniert. Die Streichung in Deutschland bedeutet damit einen Wettbewerbsnachteil.
Medienberichten zufolge hat sich die Ampel-Koalition am Mittwochmorgen auf ein Ende der Agrardiesel-Begünstigung verständigt. Wie kurz vor Redaktionsschluss der BBZ am Mittwochnachmittag bekannt wurde, würde das etwa 440 Millionen Euro pro Jahr weniger für die Land- und Forstwirtschaft bedeuten. Mit der Streichung des Steuervorteils will die Bundesregierung das fehlende Geld für den Bundeshaushalt 2024 auftreiben.  Gleichzeitig kommt sie ihrem Ziel einer nachhaltigeren Steuerpolitik näher. Darüber hinaus soll auch die Befreiung von der Kfz-Steuer auf der Kippe stehen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte, dass er gegen beide Maßnahmen erhebliche Vorbehalte habe. Er nannte eine Streichung sowohl der Agrardieselbeihilfe als auch der Kfz-Steuer-Befreiung problematisch. „Ich habe immer davor gewarnt, unsere Landwirtschaft überproportional zu belasten”, so der Grünen-Politiker. Insbesondere eine Streichung beim Agrardiesel wäre laut Özdemir ein Wettbewerbsnachteil für die hiesige Landwirtschaft gegenüber anderen Ländern, die vergleichbare Subventionierungen anbieten. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium würden beide Maßnahmen zusammen die Landwirtschaft rund 900 Millionen Euro im Jahr kosten. Özdemir wies darauf hin, dass die Zuständigkeit für beide Themen, sowohl Agrardieselbeihilfe als auch Kfz-Steuerbefreiung, im Bundesfinanzressort liegt.
Kampfansage an die Landwirtschaft
DBV-Präsident Joachim Rukwied hält den Entschluss für inakzeptabel: „Dieses Vorhaben ist eine Kampfansage an die deutsche Landwirtschaft und an uns Bauernfamilien. Die Bundesregierung hat offensichtlich kein Interesse an einer funktionierenden und wettbewerbsfähigen Landwirtschaft in Deutschland.” Er sieht darin eine weitere massive Belastung für die landwirtschaftlichen Betriebe, die die europäische Wettbewerbsfähigkeit stark schwäche. „Alle politischen Entscheider müssen sich im Klaren sein, dass uns dies ins Mark trifft”, erklärt Rukwied. Eine Streichung würde den Strukturwandel vorantreiben und die Lebensmittel deutlich verteuern.
Auch Bioland-Präsident Jan Plagge sieht mit der Entscheidung einen beschleunigten Strukturwandel auf die deutsche Landwirtschaft zukommen. „Werden solche Subventionen gestrichen, spart man ausgerechnet beim schwächsten Glied in der Wertschöpfungskette”, so Plagge.
Albert Stegemann, agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, äußerte ebenfalls sein Missfallen: „Das wäre der größte finanzielle und politische Einschnitt, den die Landwirtschaft je erfahren musste. Minister Özdemir ist eine Gefahr für die bäuerliche Landwirtschaft.” Die Streichung werde aus seiner Sicht zu massiven Einkommensverlusten auf den Höfen führen.
Zusätzliche Geldquellen
Eine weitere Maßnahme, die Teil des Einigungspakets sein soll, ist die Erhöhung der
CO2-Steuer für fossile Energieträger. Damit würde sich auch Diesel in den kommenden Jahren weiter verteuern. Neben der Landwirtschaft betrifft das Einigungspaket auch  den gewerblichen Luftverkehr. Medienberichten zufolge plant die Ampel-Koalition  eine Kerosinsteuer auf innerdeutsche Flüge, um die steuerliche Gerechtigkeit zu erhöhen und Anreize für umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu schaffen.