Aldi zeigt plötzlich neue Züge
Vorausgegangen waren Gespräche mit dem Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, und Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, heißt es vom DBV dazu. Bereits im August habe Rukwied in einem Gespräch mit dem Discounter Lidl betont, dass der Lebensmitteleinzelhandel große Verantwortung auch für die wirtschaftliche Situation der Bauernfamilien trage. Lidl hatte Mitte September angekündigt, den Einkaufspreis für Trinkmilch ab dem 1. Oktober um 5 Cent zu erhöhen.
Es sei weiter von großer Bedeutung, dass auch die Preise für andere Milchprodukte auf ein akzeptables Niveau angehoben werden. Trinkmilch und Butter decken nur einen Teil der Milchverarbeitung ab, betont der DBV.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) betrachtet die Entscheidung von Aldi als Signal, das zeige, dass der Lebensmitteleinzelhandel Mitverantwortung für eine Verbesserung der Lage der Milcherzeuger übernehmen müsse. „Wären nicht so viele Milchbauern so kontinuierlich auf die Straße gegangen und hätten Alarm geschlagen, würde es diese Aktion von Aldi nicht geben”, wird BDM-Vorsitzender Romuald Schaber in einer Pressemitteilung des BDM zitiert. Aldi habe hervorgehoben, dass diese Preiserhöhung vor allem eine Good-Will-Aktion für die Milchbauern und nicht der tatsächlichen Marktsituation geschuldet sei.
Angebotsseitig sei die Stabilisierung nur teilweise erklärbar, so die LEL weiter. Im Juli lag die Produktion der zehn wichtigsten Exportländer immer noch 1,9 % über der Vorjahreslinie, wobei die Mehrproduktion praktisch nur noch auf die EU (+2,7%) und die USA (+1,3%) zurückzuführen ist. Neuseeland lag im August bei −0,8 %, die USA noch bei +0,8 %.
Von der Nachfrageseite her gebe es leicht positive Signale. Russland habe in den letzten Monaten wieder deutlich mehr Butter importiert, auch die EU konnte 2015 bisher mehr Butter und Magermilchpulver absetzen. Zudem zeigten die Weltmarktpreise seit September wieder nach oben.
In der EU zogen die Spotmilchpreise an, in Deutschland und den Niederlanden wurden zuletzt 26,1 Ct/kg festgestellt, gegenüber 22 Ct/kg im Juli. Dies liege am nachlassenden Druck osteuropäischer Milch auf die europäischen Spotmilchmärkte. Außerdem wirkten sich saisonale Effekte aus und die Produktion für das Weihnachtsgeschäft habe bereits Auswirkungen.
Im Inland notiert Blockbutter aktuell mit 2,90 Euro/kg 9 % über dem Tiefpunkt von Mitte August. Auch Magermilchpulver werde wieder fester notiert, Molkepulver für Lebensmittelware dagegen weiter schwach. Auch Schnittkäse komme nicht aus dem seit Wochen anhaltenden Preistal heraus. Allgäuer Emmentaler halte sich dagegen weiterhin sehr stabil.
Insgesamt befänden sich die Produktpreise nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau, die Stabilisierung bei den meisten Produktgruppen habe bis auf weiteres noch keine positiven Auswirkungen auf die Erzeugerpreise, betont die LEL. Der aus der Verwertung von Butter und Magermilchpulver abgeleitete Kieler Wert stieg im September erstmals wieder von 23,5 auf 24,4 Ct/kg (frei Rampe, 4% Fett).
Ausgesprochen stabil gestaltet sich weiterhin der Preis für Biomilch. Bioland meldet für Deutschland im August einen gegenüber dem Vormonat um 0,1 Ct höheren Erzeugerpreis von 48,0 Ct/kg (4,2% Fett).