Betrieb und Wirtschaft | 08. Oktober 2015

Aldi zeigt plötzlich neue Züge

Von der BBZ-Redaktion
Vom Milchmarkt im In- und Ausland kommen positive Signale: Aldi zahlt mehr für Butter und Trinkmilch und am Weltmarkt setzt sich die Preiserholung fort.
Aldi hat  zum 1. Oktober  die Preise für Frischmilch und Butter erhöht: Bei  Trinkmilch  sind es  vier Cent, bei  Butter zehn Cent.  Vollmilch kostet damit 59 Cent pro Liter und Butter 89 Cent pro 250-Gramm-Packung. Aldi Nord und Süd reagieren damit nach eigenen Angaben auf die derzeit außergewöhnlich schwierige Situation der  Milchbauern.
Vorausgegangen waren Gespräche mit dem  Präsidenten  des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, und  Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, heißt es vom DBV dazu. 
Ein Liter Vollmilch bei Aldi kostet nun 59 statt bisher 55 Cent.
Bereits im August habe Rukwied in einem Gespräch mit dem  Discounter Lidl  betont, dass der Lebensmitteleinzelhandel große Verantwortung   auch für die wirtschaftliche Situation der Bauernfamilien trage. Lidl hatte Mitte September angekündigt, den Einkaufspreis für Trinkmilch ab dem 1. Oktober  um 5 Cent zu erhöhen.
 Es sei  weiter von großer Bedeutung, dass auch die Preise für andere Milchprodukte auf ein akzeptables Niveau angehoben werden. Trinkmilch und Butter decken nur einen Teil der Milchverarbeitung ab, betont der DBV.
Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) betrachtet die Entscheidung von Aldi als Signal, das zeige, dass der Lebensmitteleinzelhandel Mitverantwortung für eine Verbesserung der Lage der Milcherzeuger übernehmen müsse.  „Wären nicht so viele Milchbauern so kontinuierlich auf die Straße gegangen und hätten Alarm geschlagen, würde es diese Aktion von Aldi nicht geben”, wird  BDM-Vorsitzender Romuald Schaber in einer Pressemitteilung des BDM  zitiert.  Aldi habe hervorgehoben, dass diese Preiserhöhung vor allem eine Good-Will-Aktion für die Milchbauern  und nicht der tatsächlichen Marktsituation geschuldet sei.
Positive Signale vom Weltmarkt
Auch vom Weltmarkt kommen positive Preissignale: Der neuseeländische Global Dairy Trade Tender konnte bei den zurückliegenden drei  Versteigerungen insgesamt wieder 41 % gutmachen. Die Gründe seien in der Zulassung Neuseelands für den Russlandexport und in der Erwartung eines El Niño zu sehen, erklärt  die Landesanstalt für die Entwicklung der Landwirtschaft (LEL) in einer Marktanalyse.
Angebotsseitig sei die Stabilisierung nur teilweise erklärbar, so die LEL weiter. Im Juli lag die Produktion der zehn  wichtigsten Exportländer immer noch 1,9 % über der Vorjahreslinie, wobei die Mehrproduktion praktisch nur noch auf die EU (+2,7%) und die USA (+1,3%) zurückzuführen ist. Neuseeland lag im August bei −0,8 %, die USA noch bei +0,8 %.
Von der Nachfrageseite her gebe es  leicht positive Signale. Russland habe in den letzten Monaten wieder deutlich mehr Butter importiert, auch die EU konnte 2015 bisher mehr Butter und Magermilchpulver  absetzen. Zudem zeigten die Weltmarktpreise seit September wieder nach oben.
In der EU zogen die Spotmilchpreise an, in Deutschland und den Niederlanden wurden zuletzt 26,1 Ct/kg festgestellt, gegenüber 22 Ct/kg im Juli. Dies liege am nachlassenden Druck osteuropäischer Milch auf die europäischen Spotmilchmärkte. Außerdem wirkten sich  saisonale Effekte aus  und die Produktion für das Weihnachtsgeschäft habe bereits Auswirkungen.
Im Inland notiert Blockbutter aktuell mit 2,90 Euro/kg  9 % über dem Tiefpunkt von Mitte August.   Auch Magermilchpulver werde wieder fester notiert,  Molkepulver  für Lebensmittelware dagegen weiter schwach. Auch Schnittkäse komme nicht aus dem seit Wochen anhaltenden Preistal heraus. Allgäuer Emmentaler halte sich dagegen weiterhin sehr stabil.
Insgesamt befänden sich die Produktpreise nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau, die Stabilisierung bei den meisten Produktgruppen habe bis auf weiteres noch keine positiven Auswirkungen auf die Erzeugerpreise, betont die LEL.  Der aus der Verwertung von Butter und Magermilchpulver abgeleitete Kieler Wert stieg im September erstmals wieder von 23,5 auf 24,4 Ct/kg (frei Rampe, 4% Fett).
Ausgesprochen stabil gestaltet sich  weiterhin der Preis für Biomilch. Bioland meldet für Deutschland im August einen gegenüber dem Vormonat um 0,1 Ct höheren  Erzeugerpreis von 48,0 Ct/kg (4,2% Fett).