Land und Leute | 20. Februar 2020

Aldi Suisse profiliert sich mit Weidemast

Von René Bossert
Aldi Suisse verkauft seit kurzem Fleisch aus Bio-Weidemast. Gemästet werden Tiere aus Bio-Betrieben, die bisher über die konventionelle Schiene vermarktet wurden.
Aldi ist seit 2005 in der Schweiz aktiv und hat mittlerweile dort 209 Filialen.   Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat der Discounter vor rund zwei Jahren ein Projekt initiiert, das dafür sorgt, dass männliche Milchrassekälber auf dem Geburtsbetrieb aufwachsen dürfen. Schweizweit einzigartig sei das Projekt, betont Aldi.
In der Tat ist der Ansatz ein besonderer, weil er erstens auf der extensiven Weidemast basiert, wie FiBL-Berater Eric Meili betont. Dabei soll der Einsatz von Kraftfutter minimiert werden oder gleich null sein. Und zweitens sind reine Milchrasse-Tiere im Programm. „Die Biomilchbauern schieben das Problem der männlichen Kälber bisher auf die konventionellen Betriebe ab”, kritisiert Meili.
Weidemast geht auch mit Milchviehrassen, meint Berater Eric Meili, hier im Foto mit einem Brown-Swiss-Stier, den er auf seinem eigenen Betrieb hält und in einem Monat schlachten will. Geboren im März 2018, wog er Anfang Januar 700 Kilogramm, woraus sich eine Tageszunahme von 1012 Gramm errechnet. Während der Weidemast auf Kurzrasenweide wurde kein Mais oder Kraftfutter zugefüttert, im Winter bekommt das Tier 95 % gute Grassilage (45 % TS, 5,9 MJ NEV) und 5 % Heu. „Sicherlich ein speziell gutes Tier”, schränkt Meili ein. Dennoch sei das Wachstumspotenzial dieser Tiere beachtlich.

Eine weitere Besonderheit: Die Jungtiere bleiben zwingend  – mindestens 150 Tage – auf dem Geburtsbetrieb. Somit entfallen Transporte und das Umstallen der Kälbern im Immunitätsloch, was den Antibiotikaeinsatz auf ein Minimum reduziere, sagt Meili.
Ziel sind Tageszunahmen von 700 bis 800 Gramm. Bei einem Schlachtalter von 24 Monaten in Talbetrieben und 26 bis 27 Monaten in Berggebieten sollen R3-Schlachtkörper erreicht werden. Bis maximal 30 Monate Schlachtalter und 400 Kilogramm Schlachtgewicht werden akzeptiert. Man brauche Kurzrasenweide und eine gute Silage, betont Meili, der auch selbst Ochsen mästet. 
Ochsenmast aus Qualitätsgründen
Für ihn ist schon aus Qualitätsgründen nur die Ochsenmast sinnvoll. „Ganz Europa macht den Fehler, dass Bullen gemästet werden und nicht Ochsen”, meint Meili. Das Aldi-Programm verlangt nicht zwingend die Kastration, aber die meisten Tiere seien Ochsen. 
Bezahlt werden im Aldi-Programm 10,70 Franken/kg Schlachtgewicht – umgerechnet rund 9,70 Euro/kg – für R3-Tiere. Zum Vergleich: Jungbullen werden derzeit in der Schweiz mit 8,90 Franken/kg notiert. Bisher haben sich rund 70 Betriebe für das Projekt angemeldet, weitere Betriebe werden gesucht. Das ganze Jahr über gelte der gleiche Preis, über den einmal im Jahr verhandelt werde.    
„Wenn wir in Zukunft Fleisch verkaufen wollen, müssen wir ein Gespür dafür haben, was die Bevölkerung will, und Top-Qualität liefern”, ist der Berater überzeugt. Langsam gemästete Ochsen mit mehr intramuskulärem Fett liefern Meili zufolge ein hervorragendes  Ausgangsprodukt. Das Fleisch müsse dann im Schlachthof langsam abgekühlt werden – sonst drohe eine Kälteverkürzung der Muskelfasern und das Fleisch werde zäh. Und schließlich sei eine vier Wochen lange Lagerung notwendig.