Die Gründer des Aktivstalls Kaiserstuhl in Endingen haben sich auf die Fahnen geschrieben, die Pferde so naturnah wie möglich zu halten. Dieser Einsatz wurde belohnt: Im diesjährigen Stallwettbewerb der LAG hat der Betrieb den ersten Platz ergattert.
Wenn man den Aktivstall von Carolin Christ und ihrem Mann Klaus Hirtler betritt, glaubt man auf den ersten Blick nicht, dass hier mehr als 40 Pferde stehen. Der Auslauf wirkt leer. Das liegt daran, dass er mit 10.000 Quadratmetern sehr groß und außerdem gut strukturiert ist.
Die Tiere muss man hier beinahe suchen: Ein Teil der Herde liegt in einer Außenhütte oder davor im Sand. Einige stehen dösend daneben. Ein paar Pferde knabbern Stroh an der Raufe, wieder andere wandern auf dem Rundweg entlang und grasen am Wegrand.
Die Pferde werden im
Aktivstall Kaiserstuhl in zwei Gruppen gehalten: leichtfuttrige und schwerfuttrige Tiere werden getrennt. Herzstück der Anlage sind, wie in jedem Aktivstall, die Futterautomaten. Jede Gruppe hat drei zeitgesteuerte Heuraufen und eine Kraftfutter-Abrufstation.
Boden aufwändig befestigt
Die Heuraufen sind geöffnet
Daneben stehen den Pferden eine Liegehalle und kleinere Außenschuppen,
Trogtränken, Knabberäste und Scheuerbürsten zur Verfügung. Die einzelnen
Funktionsbereiche sind möglichst weit voneinander entfernt, der Weg zur
Kraftfutterstation ist sogar als Rundlauf von ca. 200 m Länge angelegt.
GPS-Messungen zufolge laufen die Pferde dadurch zwischen 9 und 20
Kilometern täglich.
Sechs bis sieben Meter breit ist der Rundlauf,
so können sich die Pferde sehr gut aus dem Weg gehen. „Diese Strecke
nehmen sie auch gerne mal im Galopp”, berichtet die Betriebsleiterin
Carolin Christ. „Gerade die Wallache rennen hier gerne hin und her.”
Die
Strecke ist komplett befestigt – wie überhaupt alle Böden im Auslauf.
So bleibt er bei jedem Wetter matschfrei. „Da sollte man nicht dran
sparen”, findet die Betriebsleiterin. Entsprechend war die
Bodenbefestigung einer der größten Kostenfaktoren beim Bau.
Das
gesamte Gelände ist mit aufwendigem Unterbau versehen. Der Oberboden
wurde abgetragen und auf das Planum Recycling-Material aufgebracht und
verdichtet. Stark frequentierte Bereiche, die leicht sauber gehalten
werden sollen, sind gepflastert oder betoniert – so zum Beispiel um die
Heuraufen oder vor der Liegehalle. Auf den restlichen Flächen sind
verschiedene Bodenbeläge verlegt, um das Hufwachstum anzuregen: Je nach
Bereich wechseln mit Sand verfüllte Lochmatten sich ab mit Tiefsand oder
groberem Kies.
Hügel als Raumteiler
Alle Materialien sind rundkörnig, damit die Hufe
nicht zu stark abgerieben werden. Denn die Pferde sind größtenteils
unbeschlagen. Manche tragen vorne Hufeisen, hinten ist es aufgrund der
Verletzungsgefahr verboten. Durch das Training auf den huffreundlichen
Böden brauchen hier viele Pferde keine Eisen mehr, ist die Erfahrung der
Betriebsleiterin: „Ein gesunder Huf kann sich erst entwickeln, wenn er
beansprucht wird.”
Die Bodenarbeiten wurden von zwei kleineren
ortsansässigen Betrieben durchgeführt. Nicht zuletzt legten Hirtler und
Christ auch selbst Hand an und baggerten fleißig mit. Überhaupt
übernahm die Familie bis auf den Bau der Halle und die großen
Erdbewegungen fast alle Arbeiten selbst, um Kosten zu sparen.
Das
beim Erdaushub angefallene Material nutzten die Betriebsleiter bewusst,
um Hügel anzulegen. Sie dienen den Pferden als Aussichtsplätze und
einfach als alternative Strecke. Die Pferde müssen die Hügel aber nicht
nutzen, sie können auch darum herum gehen. Das ist wichtig für Pferde
mit einem Handicap wie Arthrose.
Die Hügel dienen auch als Raumteiler.
Und ein paar der Hügel sind mit Bänken ausgestattet und nur für die
Pferdebesitzer: Hier trinken sie gerne in Ruhe einen Kaffee oder ein
Bier und sehen ihrem Pferd zu. „Unsere Pferde sind tiefenentspannt, das
überträgt sich auch auf die Besitzer”, berichtet Christ.