Die großen Agrarverbände haben sich mit drastischen Hilfsappellen wegen der extrem steigenden Kostenbelastung für Energie und ihrer Folgen für die energieintensiven Branchen des Obst-, Gemüse-, Garten- und Kartoffelbaus an Wirtschaftsminister Robert Habeck gewandt.
Die Agrarverbände appellieren in ihrem Schreiben an den Minister, umgehend Hilfen für Unternehmen der angeführten Bereiche auf den Weg zu bringen.
„Die gegenwärtige Situation ist für unsere Mitgliedsunternehmen existenzbedrohend”, heißt es in einem Schreiben, das die Spitzen des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG) sowie der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO) am 20. September an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck geschickt haben. Auch der Verband der Chemischen Industrie (VCI) wandte sich vergangene Woche mit einem Brief an die Politik und unterbreitete Vorschläge zur Bewältigung der Energiekrise. Zudem forderte der VCI nach der Verstaatlichung des Gasimporteurs Uniper, die Gasumlage nicht einzuführen. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup mahnte im Hinblick auf die geplante Gasumlage einen „klaren Schnitt” an; die Gasumlage müsse vom Tisch. Große Entrup zufolge können die Unternehmen keine weiteren Belastungen mehr verkraften.
Keine spürbare Entlastung
Die Agrarverbände appellieren in ihrem
Schreiben an den Minister, umgehend Hilfen für Unternehmen der
angeführten Bereiche auf den Weg zu bringen. Ausdrücklich begrüßen DRV,
DBV, ZVG und BVEO die Ankündigung von Habeck, das
Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) zu erweitern. Entscheidend für die
Unternehmen sei jedoch, dass sie an einem solchen Programm
unbürokratisch teilhaben könnten. Den Verbänden zufolge fallen die
Unternehmen aufgrund ihrer klein- und mittelständischen Struktur derzeit
nicht in den Geltungsbereich der bestehenden Hilfsprogramme der
Bundesregierung. Das Kleinbeihilfeprogramm des
Bundeslandwirtschaftsministeriums führe aufgrund der beihilferechtlich
vorgegebenen Begrenzung der Zahlungen auf 15000 Euro pro Unternehmen zu
keiner spürbaren Entlastung. Das gelte in besonderem Maße für den
Unterglasanbau.
Versorgungsengpässe möglich
Zudem werde ein Teil der
betroffenen Unternehmen, wie etwa im Zierpflanzenanbau, nicht über
dieses Programm unterstützt. Eindringlich warnen die
Verbandspräsidenten Franz-Josef Holzenkamp, Joachim Rukwied, Jürgen
Mertz und der BVEO-Vorsitzende Dr. Bernd Falkenau vor den gravierenden
Folgen, sollte es keine staatliche Unterstützung geben. Ein
Zusammenbruch der Produktion sei dann nicht auszuschließen. Damit
einhergehend würden mittelfristig Versorgungsengpässe bei Obst und
Gemüse entstehen: „Was heute nicht gesät wird, kann morgen nicht
geerntet werden und steht übermorgen der Bevölkerung nicht zur
Verfügung.” Das wäre den Unterzeichnern zufolge gleichzeitig das Ende
einer regionalen und nachhaltigen Erzeugung, weil dann noch stärker auf
Importware zurückgegriffen werden müsste.