Die agrochemische Industrie sieht sich beim Klimaschutz als Teil der Lösung, nicht als Problem. Der Industrieverband Agrar (IVA) verweist unter anderem auf den hohen Treibstoffverbrauch mechanischer Verfahren.
Man müsse beim Pflanzenschutz mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels zu einer differenzierten Beurteilung kommen, so der IVA.
„Natürlich steigt der Dieselverbrauch, wenn chemischer Pflanzenschutz durch mechanische Verfahren ersetzt wird oder zunehmender Unkrautdruck eine wendende Bodenbearbeitung notwendig macht”, gibt der Präsident des
Industrieverbandes Agrar (IVA), Dr. Manfred Hudetz, im Interview mit dem Fachpressedienst Agra-Europe (AgE) zu bedenken. Er geht deshalb mit Blick auf die ambitionierten Klimaschutzziele Deutschlands davon aus, dass es auch künftig „vernünftige Anwendungsbereiche” für Pflanzenschutzmittel geben wird. Durch den Meinungsstreit um Glyphosat sei diese Diskussion aber hochgradig emotionalisiert und dadurch „politisch schwierig”. Gleichwohl müsse man beim Pflanzenschutz mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels zu einer differenzierten Beurteilung kommen. Die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie trägt der IVA nach den Worten von Hudetz „im Grundsatz mit”, ebenso wie die für den europäischen Green Deal.
Nicht per Ordnungsrecht durchboxen
„Wir sind aber dagegen, dass
pauschale Reduktionsziele ohne eine gründliche vorherige
Folgenabschätzung vorgegeben und per Ordnungsrecht durchgeboxt werden
sollen”, stellt er klar. Thematisch wolle sich der
Wirtschaftsverband noch breiter als bisher aufstellen, kündigt Hudetz
an, der im Frühjahr seine zweite Amtszeit als IVA-Präsident angetreten
hat. In Zukunft solle sich der biologische Pflanzenschutz – die
sogenannten Biologicals – stärker in der Arbeit des Verbandes abbilden. Daneben soll laut Hudetz die Digitalisierung auf dem
Acker vorangetrieben werden, um die Effizienz von Düngung und
Pflanzenschutz weiter zu steigern. Dafür habe man bereits die
IVA-Mannschaft in Frankfurt aufgestockt.
Auch in Berlin will der
Verband stärker als bisher Flagge zeigen. Er setzt dabei seinem
Präsidenten zufolge auch auf Synergien mit den schon in der Hauptstadt
präsenten Mitgliedsunternehmen. „Als IVA wollen wir mit unserer starken
Expertise in Sachen Pflanzenschutz und Düngung noch stärker in den
Dialog mit unseren Zielgruppen gehen”, erklärt Hudetz. Man wolle
gegenüber der Politik als Partner punkten, dabei aber durchaus auch
selbstbewusst auftreten.