Tierhaltung | 18. Februar 2014

Afrikanische Schweinepest hat EU erreicht

Von FLI/red/AgE
Die Afrikanische Schweinepest hat die Europäische Union erreicht. Vergangene Woche wurde offiziell bestätigt, dass der Erreger in einer Gruppe toter Wildschweine im Süden Litauens nachgewiesen wurde . Das Friedrich-Loeffler-Institut ruft die Schweinehalter zu erhöhter Wachsamkeit auf.
Die  Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine schwere Virusinfektion, die Haus- und Wildschweine betrifft. Für den Menschen oder für andere Haus- und Wildtiere stellt sie keine Gefahr dar. Das Virus wird direkt über Tierkontakte, die Aufnahme infizierten Materials oder  indirekt, zum Beispiel  über kontaminierte Werkzeuge oder Transportfahrzeuge, übertragen.
Anzeichen oft unspezifisch
Die ASP  grassiert bereits seit 2007 in Russland. Der dort nachgewiesene Virusstamm verursacht eine sehr schwere Allgemeinerkrankung, an der in der Regel 100 Prozent der betroffenen Tiere innerhalb von zehn Tagen sterben. Die klinischen Anzeichen sind häufig unspezifisch und umfassen hohes Fieber, Futterverweigerung, Atemprobleme, Durchfall, Blaufärbung der Haut, Festliegen und plötzliche Todesfälle. Trächtige Sauen können verferkeln. In wenigen Fällen wurden auch schwere Blutungen beobachtet. Zwischen November 2007 und Ende 2012 gab es in Russland pro Jahr durchschnittlich 58 ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen und 27 Fälle bei Wildschweinen.  Bis heute kommt es immer wieder zu neuen Ausbrüchen. Die russische Schweineproduktion erfolgt zu rund 35 Prozent  in Hinterhofhaltungen mit mangelnder oder fehlender Biosicherheit, wo  gesetzliche Vorgaben nur selten umgesetzt werden.  Dieser Bereich dient  als Reservoir für das Virus.
Derzeit erfolgt kein legaler Import von Schweinen und Schweinefleischprodukten aus Russland und anderen betroffenen Staaten, es werden aber Schlachtschweine aus der EU dorthin exportiert. Die Transporter müssen vor Ort desinfiziert werden. Dennoch bleibt ein Einschleppungsrisiko für ASP durch die zurückkehrenden Fahrzeuge bestehen, wenn zum Beispiel  – insbesondere im Winter – die Reinigung und Desinfektion nicht optimal durchgeführt werden.
Experimentell wurde gezeigt, dass sehr geringe Virusmengen für eine Infektion ausreichen können. Auch ein unachtsam auf einer Raststätte entsorgtes ASP-kontaminiertes Wurstprodukt auf einem Vesperbrot  stellt ein Risiko für das Schwarzwild dar. Hierüber müssen vor allem   in der EU arbeitende  Erntehelfer informiert werden. Denn nicht  selten stammen sie aus betroffenen Gebieten  und bringen Lebensmittel für den Eigenbedarf mit. Nicht zuletzt kann die   ASP auch  über Kontakte zwischen den Schwarzwildpopulationen weiter verbreitet werden.
An ASP erkrankte Schweine zeigen hohes Fieber sowie reduzierte Futteraufnahme und suchen Wärmequellen auf.
Das Virus der ASP ist äußerst stabil und wird insbesondere über Blut sehr effizient übertragen. Ohne Blut ist die Ansteckungsfähigkeit moderat. Ausgehend von einem einzelnen Tier, das sich eventuell über Speisereste infiziert hat, kann es 14 Tage dauern, bis der Bestand als solcher auffällig wird. Die unspezifischen Symptome und das Auftreten zum Teil schwerer Sekundärinfektionen tragen dazu bei, dass die Erkrankung unter Umständen erst spät diagnostiziert wird.
Beim Auftreten akuter Symptome, die nicht klar einer anderen Erkrankung zugeordnet
 werden können, sollten geeignete Proben zur Abklärung einer möglichen Schweinepestinfektion an die zuständigen Untersuchungseinrichtungen der Länder weitergeleitet werden.
Angesichts des ASP-Seuchenverlaufes an den EU-Grenzen sind vor allem  die Jäger  aufgefordert, ein vermehrtes Auftreten von Fallwild (Schwarzwild) der zuständigen Behörde zu melden bzw. entsprechende Proben  amtlich abklären zu lassen.
Kein Impfstoff
Da es bislang keinen Impfstoff gegen die ASP gibt, kann man der Seuche nur durch Vorsorgemaßnahmen wie zum Beispiel betriebseigene Kleidung, Zwangsduschen beim Betreten des Schweinestalles oder Quarantäne für Zukäufe  begegnen. Sollte die Seuche nach Deutschland eingeschleppt werden, erfolgt die Bekämpfung gemäß der Verordnung zum Schutz gegen Schweinepest und ASP. Dies bedeutet Errichtung von Sperrbezirken, Keulung betroffener Bestände und strenge Transport- und Handelsbeschränkungen.Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes  befasst  sich das Friedrich-Loeffler-Institut   (Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit) auf der Insel Riems mit der Entwicklung und Optimierung von Kontrollstrategien für die ASP.     
Russland sagt erst mal "Njet"
Russland hat den ASP-Nachweis in Litauen  zum Anlass genommen, um die Einfuhr von Schweinefleisch aus der gesamten EU zu verbieten.  Begründet wurde dies von russischer Seite damit, dass man über keine ausreichenden Informationen verfüge, um das Risiko durch Einfuhren aus der EU einschätzen zu können.Dabei grassiert die  ASP  bereits   seit 2007 in Russland,  2013 wurde sie dann erstmals  in Weißrussland nachgewiesen.  Es wird vermutet, dass die jetzt in Litauen aufgetretenen ASP-Fälle auf die Wanderung infizierter Wildschweine aus Weißrussland zurückzuführen sind.
Die litauischen Behörden richteten gemäß den EU-Vorschriften eine Sicherheitszone um das betroffene  Gebiet im Dreiländereck Litauen-Polen-Weißrussland ein. Der Transport von lebenden Schweinen und  Zuchtmaterial wurde bis auf weiteres verboten; Schweinefleisch aus sechs Verwaltungsbezirken darf nicht außer Landes gebracht werden. Ferner werden Haus- und Wildschweine verstärkt kontrolliert.