Tierhaltung | 10. Januar 2019

Afrikanische Schweinepest bleibt bedrohlich

Von AgE
In der EU inklusive der Ukraine gab es 2018 bis zum 18. Dezember 1435 ASP-Ausbrüche in Nutzschweinebeständen; 2017 waren es nur 248 Fälle. Auch in Russland ist die Zahl der Fälle gestiegen. In China gab es seit dem ersten ASP-Nachweis im August bisher gut 100 Fälle in Nutzschweinebeständen.
Die Zahl der ASP-Fälle bei Wildschweinen hat 2018 in der EU im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent zugenommen
In Russland sind nach offiziellen Angaben im vergangenen Jahr gut 250 Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Hausschweinebeständen aufgetreten. Wie das Moskauer Landwirtschaftsministerium mitteilte, mussten deshalb insgesamt etwa 250000 Schweine gekeult werden. Die Höhe des Schadens beziffert das Agrarressort auf umgerechnet gut 15 Mio. Euro, verglichen mit nur 1,2 Mio. Euro im Vorjahr. Die ASP grassiert in Russland seit dem Jahr 2007. Der Generaldirektor des Nationalen Verbandes der Schweinezüchter, Jurij Kowalew, wies kurz vor den Weihnachtsfeiertagen darauf hin, dass aufgrund dieser Seuche in den vergangenen acht Jahren insgesamt rund acht Millionen Schweine in Russland getötet und verbrannt worden seien. Die dadurch der Branche entstandenen Einbußen veranschlagte Kowalew auf umgerechnet 507 Mio. Euro.
In der Europäischen Union einschließlich der Ukraine gab es 2018 bis zum Stichtag 18. Dezember nach Angaben des Tierseuchenmeldesystems (ADNS) insgesamt 1435 ASP-Ausbrüche in Nutzschweinebeständen; im Jahr 2017 waren es nur 248 Fälle gewesen. Mit 1150 Virusnachweisen waren dabei die rumänischen Hausschweinehalter mit Abstand am stärksten betroffen; dahinter folgten Polen mit 109 und die Ukraine mit 104 Ausbrüchen. Zudem gab es EU-weit bis Mitte Dezember 2018 fast 6000 ASP-Fälle bei Wildschweinen; das entsprach im Vorjahresvergleich einer Zunahme um gut 50 Prozent. Der belgische Bauernverband wies am  Freitag vergangener Woche darauf hin, dass entgegen anderslautender Gerüchte keine ASP-infizierten Wildschweine außerhalb der eingezäunten Kernsicherheitszone gefunden worden seien. Insgesamt wurden dort bis zum 21. Dezember 2018 insgesamt 245 infizierte Wildschweinekadaver gefunden.
In China gab es seit dem ersten ASP-Nachweis Anfang August 2018 bisher gut 100 Fälle in Nutzschweinebeständen, die sich landesweit auf 23 Provinzen verteilten. Am  Freitag der vergangenen Woche  gab das Pekinger Landwirtschaftsministerium bekannt, dass in der Stadt Suihua in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang eine Großfarm mit 73000 Schweinen, darunter 15000 Zuchttiere, von einem ASP-Ausbruch betroffen ist. Der gesamte Bestand muss gekeult werden. Laut Agenturangaben gab es auf dem modernen Betrieb hohe Biosicherheitsmaßnahmen. Es sei unklar, wie das Virus in den Bestand gelangen konnte. 
Neuer Übertragungsweg?
Einen möglichen Übertragungsweg für bisher  unerklärliche ASP-Infektionen von Hausschweinen  haben Forscher der Dänischen Technischen Universität (DTU) aufgezeigt.  Wie aus einer bereits im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie der Wissenschaftler hervorgeht, kommt es mitunter selbst in nachweislich gut abgesicherten Ställen zu Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die nicht auf einen Kontakt mit Wildschweinen oder mit infiziertem Material zurückgeführt werden können. Nach Ansicht der Forscher um den Epidemiologen Rene Bødker könnten stechende Insekten die Ursache für diese Infektionsfälle sein.
In Experimenten haben die Wissenschaftler blutsaugende Fliegen mit ASP-infiziertem Blut gefüttert, das in seiner Zusammensetzung dem von erkrankten Schweinen entsprach. Bei den Fliegen handelte es sich nicht um klassische Stallfliegen, sondern um Arten, die eher auf Weiden, mitunter aber auch in der Nähe von Ställen zu finden sind.
Im Rahmen des Projekts zeigte sich, dass die Stechfliegen tatsächlich ASP auf Schweine übertragen konnten. Dies geschah allerdings nicht durch Stiche; vielmehr wurden die Fliegen den Schweinen oral verabreicht, da davon ausgegangen wird, dass Schweine solche Fliegen bei Gelegenheit fressen oder unabsichtlich mit dem Futter aufnehmen. Mit Blick auf ihre Ergebnisse wollen die Forscher nicht ausschließen, dass auf diesem Weg eine einzige Fliege ausreicht, um ein Schwein mit der ASP anzustecken. Da die im Experiment genutzten Arten von blutsaugenden Fliegen in Schweineställen nur vereinzelt vorkommen, dürfte dieser Übertragungsweg jedoch nach ihrer Einschätzung eher selten die Ursache für einen Seuchenausbruch sein.