Abgeordnete machten sich schlau
Ein Tag vor der Anhörung hatten sich das Stuttgarter Landwirtschafts- und Umweltministerium darauf verständigt, eine Durchführungsstudie für den Ausbau von APV-Anlagen zu fördern. Dabei soll es um zehn
Anlagen gehen, sagte Max Trommsdorff vom damit beauftragten Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Das Projekt trägt den Titel „APV 5+5”, weil fünf Praxissstandorte und fünf Forschungsstandorte untersucht werden sollen.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk sieht bei der APV große Potenziale im Sinne der Energiewende. Bei allen Überlegungen müssten aber die Belange der Landwirte und die landwirtschaftliche Nutzung im Zentrum stehen. Hauk dämpfte vor dem Ausschuss die Hoffnung auf schnelle Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen. Ziel müsse eine baurechtliche Privilegierung für APV im Außenbereich sein. Allerdings sei das Bundesbaugesetz im Moment gerade nicht in der Überarbeitung.
Wichtig seien Synergieeffekte, die sich bei Sonderkulturen beispielsweise beim Hagelschutz ergeben. Auch bei der Freilandhaltung von Hühnern – Stichwort Vogelschutz – sieht Hauk mögliche Synergieeffekte. Dazu müsste allerdings eine EU-Vermarktungsnorm für Eier geändert werden. Die EU-Kommission habe dieses Thema auf der Agenda.
Eine Änderung der Ökokonto-Verordnung des Landes dergestalt, dass APV-Anlagen als Kompensationsmaßnahmen anerkannt werden, sieht Hauk als möglich an. Allerdings gebe es dazu noch unterschiedliche Ansichten im Landwirtschafts- und im Umweltministerium.
Ein eigenes Fördersegment für APV im EEG habe Baden-Württemberg in einem Brief an die zuständigen Berliner Ministerien angeregt. Aber eine rasche Änderung des EEG sehe er nicht, so Hauk.
Der Landwirt Florian Reyer von der Hofgemeinschaft Heggelbach am Bodensee zeigte sich überzeugt vom Potenzial der APV. Er betreibt seit 2016 in einem Pilotprojekt die erste Anlage in Baden-Württemberg. Unter den auf einer Trägerkonstruktion angebrachten Solarzellen wachsen Kartoffeln, Sellerie und Weizen. Reyer berichtete von leichten Mindererträgen, mit denen er aber dank der Erzeugung umweltfreundlichen Stroms gut leben könne.
Reyer mahnte, angesichts des Potenzials der Technologie die Belange der bäuerlichen Erzeuger nicht zu vergessen. Es dürfe nicht sein, dass am Ende vor allem Verpächter von landwirtschaftlichen Flächen zum Zuge kommen, aktive Landwirte dagegen kaum.
Stephan Schindele von der BayWa r.e kritisierte die Hürden, denen sich die Agrophotovoltaik in Deutschland gegenübersehe. Japan, Frankreich und die Niederlande dagegen hätten deren Potenzial längst erkannt und unterstützten die Technologie.
Schindele, dessen Unternehmen komplette APV-Anlagen liefert, berichtete von Synergieeffekten für Landwirte, deren Kulturen vor Regen, Hagel und Sonneneinstrahlung geschützt werden müssen. Überall dort, wo Folien oder Netze angebracht würden, könnten auch Solarzellen installiert werden.
Solarmodule in der APV können nicht nur horizontal, sondern auch vertikal aufgebaut werden. Darauf hat sich das Unternehmen Next2Sun in Merzig spezialisiert, für das Heiko Hildebrandt sprach. Eine kommerzielle Anlage von Next2Sun geht nächste Woche in Donaueschingen-Aasen in Betrieb. Die Module arbeiten bifazial, können das Sonnenlicht also beidseitig verwerten. Zudem erlaubten
variable Zwischenräume von sechs bis 20 Metern zahlreiche landwirtschaftliche Nutzungskonzepte, in Donaueschingen sei das Grünland. Würden die Module konsequent nach Ost-West errichtet, seien Lastspitzen in den Morgen- und Abendstunden zu erreichen, antizyklisch zu den vorherrschenden Südanlagen. Das könne zur Netzstabilität beitragen.