Politik | 09. Mai 2018

60000-Euro-Grenze kehrt wieder

Von AgE
Der Haushalt der EU für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020 soll um rund fünf Prozent gekürzt werden, die Mittel für die Kohäsionspolitik um sieben Prozent. Kleinere und mittlere landwirtschaftliche Betriebe sollen nicht schlechter gestellt werden als bisher.
Kleinere und mittlere Betriebe will die EU-Kommission nicht schlechter stellen als bisher.
Diese Zahlen nannte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger vergangene Woche  zum   Finanzrahmen  der EU für  2021 bis 2027. Insgesamt plant Brüssel für diesen Siebenjahreszeitraum  Verpflichtungen in Höhe von 1135 Milliarden (Mrd.) Euro, basierend auf dem derzeitigen Preisniveau. Auf den Agraretat der EU-27 sollen  365 Mrd. Euro entfallen, also 32 %.
EU-Agrarkommissar Phil Hogan sagte, dass trotz der  Kürzungen im Gesamtetat  kleinere und mittlere  Höfe  nicht schlechter gestellt werden sollen als bisher. Er brachte dazu für die Direktzahlungen wieder eine Obergrenze von 60 000 Euro pro Betrieb und Jahr ins Spiel, von der allerdings noch jeweils die Arbeitskosten abgezogen werden sollten. „Das ist die Zahl, mit der man wohl arbeiten wird”, sagte er.  Laut  Hogan ist eine Kappung oder Degression notwendig, um die Einsparungen bei den Direktzahlungen von etwa 4 % auszugleichen.  Ende Mai oder Anfang Juni sollen konkrete Vorschläge zur Reform kommen.
Verhalten positiv reagierte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner.  Die geplante Kürzung von 5 % für den Agrarhaushalt schmerze, bleibe aber deutlich hinter früheren Ankündigungen  zurück, sagte Klöckner vor Journalisten in Berlin.  Sie verwies  auf  Kompensationsmöglichkeiten. So sei die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes” (GAK) in den vergangenen Jahren nicht ausgeschöpft worden. Die Koalition habe sich außerdem darauf verständigt, die Gemeinschaftsaufgabe zu erweitern. Dazu werde die Bundesregierung einen Sonderrahmenplan Ländliche Entwicklung auflegen. Auf EU-Ebene sieht Klöckner die geplante Ausweitung der Klima- und Umweltschutzförderung als  weiteren Ansatzpunkt, Mittel für die Landwirtschaft zu mobilisieren.
Aufgrund der vorgesehenen Kürzung im Agrarbereich bei den Zahlungen für den ländlichen Raum, die vor allem aus der Zweiten Säule finanziert würden, werde es zu einer größeren Finanzierungslücke kommen, so Hogan weiter. Allerdings stehe es den Mitgliedstaaten frei, diese nach eigenem Ermessen zu schließen, so dass „im Idealfall” hier für viele Landwirte keine großen Kürzungen zu erwarten seien.
Länder sollen etwas mehr zahlen
Trotz der Kürzungen sollen allerdings die Beiträge der künftig 27 EU-Mitgliedstaaten von bisher rund 1,03 % des Bruttosozialprodukts (BSP) auf dann etwa 1,11 % angehoben werden. Durch die höheren Beiträge der Mitgliedsländer und die Einsparungen sollen die wegfallenden Gelder  aus Großbritannien kompensiert sowie neue Aufgaben finanziert werden.
Enttäuscht
Enttäuscht über die Pläne zeigten sich die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA). Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, der zudem COPA-Präsident ist, bekräftigte erneut seine Forderung nach stabilen Agrarausgaben der EU. „Die Einkommen der Landwirte betragen bereits lediglich 40 % des EU-Durchschnittsverdienstes in anderen Wirtschaftssektoren”, gab Rukwied zu bedenken. COGECA-Präsident Thomas Magnusson konstatierte, dass angesichts des Wachstums der Weltbevölkerung und der zunehmenden Herausforderungen des Agrarsektors gerade jetzt  Ausgaben nicht gekürzt  werden dürften.
Derweil bezeichnete der Agrarsprecher der Europäischen Volkspartei (EVP), Albert Deß, die  Kürzungen als „erklärlich”. Diese seien aber nur dann vertretbar, wenn für die Landwirte der bürokratische Aufwand stark reduziert werde.  Kritik übte  der Agrarsprecher der Grünen im Europaparlament, Martin Häusling. Direktzahlungen sollen  um 4 %, die gesamten Agrargelder hingegen um 5 % gekürzt werden, dies würde dazu führen, dass Agrarumweltmaßnahmen überproportional eingeschränkt werden müssten.