Waldwirtschaft | 30. Juli 2020

3,3 Millionen Euro für die FVA-Waldforschung

Von Gernot Raiser
Bei einem Pressetermin am 28. Juli an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg ging es um wissenschaftliche Arbeiten aus Anlass der Klimaerwärmung. Vorgestellt wurden Züchtungsarbeiten und die satellitengestützte Erfassung von geschädigten Flächen.
Abstand war angesagt bei der Pressekonferenz mit FVA-Direktor Professor Ulrich Schraml (vorne links) und Minister Hauk (vorne Mitte).
Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Forschungsarbeiten an der FVA im Rahmen des „Notfallplans Wald” im aktuellen Doppelhaushalt 2020/ 2021 mit rund 3,3 Millionen Euro. Diese Nachricht verkündete Forstminister Peter Hauk bei der Pressekonferenz vor Ort.
Die Mittel sind Teil des Bund-Länder-Hilfsprogramms für den Wald. Der auf Baden-Württemberg entfallende Anteil umfasst insgesamt 40 Millionen Euro. Rund 30 Millionen sind für die Unterstützung der Waldeigentümer vorgesehen. Mit den restlichen Mitteln werden unter anderem diverse Forschungsvorhaben finanziert.
Den Wandel gestalten, statt zu abzuwarten
Für Hauk ist Untätigkeit angesichts des aktuellen Waldsterbens keine Option, obwohl manche Bevölkerungsgruppen nach aktuellen Umfrageergebnissen der FVA genau dies für richtig halten.
Gerade angesichts des Klimawandels, so der Minister, sei es nötig, das Potenzial heimischer Wälder für die CO2-Reduktion aktiv zu nutzen. Wenn man den Wald einfach nur sich selbst überlasse, werde das Treibhausgas bei der Verrottung des Pflanzenmaterials unkontrolliert an die Atmosphäre zurückgegeben. Anders bei der Holznutzung durch den Menschen. Vor allem das Bauen mit Holz biete die Möglichkeit, Kohlendioxid langfristig zu binden und somit einen Beitrag zur Entlastung der Atmosphäre zu leisten.
Bedeutung der richtigen Baum(arten)-Wahl
Mit Blick auf den Klimawandel hob Peter Hauk in Freiburg des Weiteren die Bedeutung der Selektion von widerstandsfähigen Baumsamenherkünften hervor. An der Staatsklenge Nagold, die glücklicherweise nicht privatisiert worden sei, würden mit Hochdruck geeignete Herkünfte von Waldbäumen selektiert, aus denen Nachwuchs gezogen werden könne, der Hitze und Trockenheit besser widerstehe. Diese Arbeiten werden mit einigen hunderttausend Euro unterstützt.
Darüber hinaus thematisierte der Minister auch die Streitfrage, inwiefern bisher wenig oder gar nicht angebaute Baumarten den Ausfall von Fichten, Buchen, Kiefern und anderen – wenigstens teilweise – kompensieren könnten.
„Wir erleben derzeit eine extrem hohe Dynamik des Schadgeschehens in unseren Wäldern. Die Aufarbeitung des Schadholzes und die Bekämpfung der Schadorganismen kann mit dieser Dynamik nicht schritthalten”, erklärte der Minister. Die vorhandenen Hauptbaumarten kämen durch das veränderte Klima an ihre Grenzen. Es müssten potenzielle Alternativen aus anderen Ländern und Kontinenten gefunden und unter den Wuchsbedingungen im Land erprobt werden. Hauk stellte dazu in Freiburg neue Versuchsflächen in Aussicht.
Es gehe darum, planmäßig vorzugehen. Einerseits scheide zum Beispiel die Robinie von vornherein aus. Sie sei zwar ziemlich widerstandsfähig gegen Hitze und Trockenheit und habe sich dadurch als Straßenbaum immer wieder bewährt. Aber sie würde aufgrund ihrer invasiven Ausbreitung über Wurzelausläufer andere Baumarten im Wald verdrängen.
Andererseits habe man hierzulande beispielsweise mit Roteichen und Douglasien schon seit dem 19. Jahrhundert gute Erfahrungen gemacht, sowohl was die ökologischen als auch was die ökonomischen Aspekte des Anbaus betreffe.
Mit Blick auf den anstehenden Umbau der Wälder stellte Professor Ulrich Schraml, FVA-Direktor, bei der Pressekonferenz die Ergebnisse einer von seinem Haus durchgeführten, also wissenschaftlich fundierten Umfrage vor.
Erklären, was getan wird
„In der gesellschaftlichen Diskussion um den Wald spielen Emotionen eine große Rolle”, lautet sein Fazit. Er verwies einerseits auf eine regelrechte „Waldbegeisterung” der Deutschen. Doch irrtümlich würden etwa ein Viertel der Befragten annehmen, eine zu starke Nutzung der Wälder sei schuld am Absterben der Bäume und man solle die Probleme lieber den Selbstheilungskräften der Natur überlassen.
Andererseits müssten Waldbesitzer und Forstleute sich bei ihren täglichen Entscheidungen auf wissenschaftliche Aussagen stützen können. Zu beiden Aspekten leiste die FVA einen Beitrag. Es gehe darum, ein Bild von der Zukunft des Waldes zu entwerfen und Handlungsalternativen zu bewerten, damit die Forstbranche, Politik und Öffentlichkeit die Transformation nachvollziehen könnten, so Schraml weiter.
Dr. Petra Adler, bei der FVA zuständig für Biometrie und Informatik, stellte in Freiburg die bisherigen Fortschritte bei der Erfassung von Schadflächen mithilfe von Satellitenaufnahmen vor. Ausgeklügelte Computerprogramme machen es möglich, die Daten aus der Fernerkundung dafür zu nutzen, Waldschäden frühzeitig zu erkennen. Das Ziel besteht darin, Forstbehörden und Waldeigentümer beim Auffinden geschädigter Bäume und  den Sanierungsarbeiten zu untersützen.