Betrieb und Wirtschaft | 18. September 2014

Die Bären haben auch den Maismarkt im Griff

Von René Bossert
Hohe Erträge, tiefe Preise – so lässt sich die Lage bei Körnermais kurz vor Beginn der Ernte auf einen Nenner bringen. Die Großwetterlage mit hohen weltweiten Ernteerwartungen an den Märkten für Getreide und Mais schürt bei vielen Marktbeteiligten die Sorge, es könnte weiter abwärts gehen.
Preisoptimisten haben es im Moment auch am Maismarkt ziemlich schwer: Wieso sollte sich denn der Körnermaispreis  befestigen, wenn doch deutschlandweit, europaweit und weltweit eine hohe bis sehr hohe Ernte erwartet wird?
Kommende Woche startet die Körnermaisernte im Rheintal.
Wenn doch der reichlich vorhandene Futterweizen aus Frankreich für zusätzlichen Druck auch auf den Maispreis sorgen dürfte? Wenn doch bedingt durch die erwarteten hohen Erntemengen der knappe Platz  zusätzlichen Preisdruck in der Haupternte  zur Folge haben könnte?
Überschüsse in Europa
Unter anderem mit den genannten Argumenten haben im Moment also die Bären den Maismarkt fest im Griff, wie es im
Börsenjargon heißt. Sie können etwa auf die erwartete Überschusssituation für den europäischen Maismarkt verweisen, auf den in normalen Jahren  immerhin drei bis fünf Millionen Tonnen Mais importiert werden müssen. Hohe Ernteerwartungen in Frankreich, Deutschland, Rumänien und Ungarn sorgen dafür.
Auch die weltweite Versorgungsbilanz für Mais ist sehr komfortabel, was das US-amerikanische Landwirtschaftsministerium  in seiner jüngsten Schätzung  nochmals bestätigt hat – in der Größenordnung  sogar noch etwas deutlicher. Um weitere 10 Euro/Tonne rauschten daraufhin  in der vergangenen Woche  die Notierungen in Europa nach unten. In der laufenden Woche stabilisierten sie sich dann in der ersten Wochenhälfte, sodass am Mittwoch von ex-Ernte-Preisen für Körnermais im Rheintal von um die 120 Euro/t oder sogar knapp darunter frei Landlager und bis zu 130 Euro/t frei Wasserlager  gesprochen wurde. 
„Ich sehe einfach auf weiter Flur keine Argumente für steigende Preise”, fasste  ein Erfasser seine Markteinschätzung zusammen. Wer sich unter den Marktbeobachtern noch etwas Optimismus bewahrt hat, muss sich seine Argumente mühsamer zusammensuchen. Die Preise seien schon so niedrig, da bleibe wenig Spielraum nach unten, hoffen die ganz großen Optimisten. Noch sei die große Ernte nicht in den Silos, wird außerdem angemerkt. Schnell könne etwa durch die unsichere Situation in  der Ukraine Unvorhergesehenes geschehen, was dem Markt eine neue Wendung geben könnte. Bei der Qualität der osteuropäischen Ware  könnten ebenfalls noch Überraschungen lauern. Neue Impulse könnte der Markt auch durch preisstützende Nachrichten von der Südhalbkugel erhalten – damit ist freilich in diesem Jahrnicht mehr zu rechnen. Mit Blick auf die  Ukraine ist  derzeit übrigens festzustellen, dass der Export von Getreide  ganz normal läuft.
 Wer fleißig Vorverträge für seinen Mais  gemacht hat, ist in diesem Jahr angesichts der scharfen Preiskorrektur der vergangenen Monate auf der Gewinnerseite. Die Neigung dazu war aber  unterschiedlich ausgeprägt: Während manche Erfasser eine hohe Bereitschaft der Erzeuger dazu feststellten, berichten andere von mehr Zurückhaltung. Die niedrigen Preise veranlassten manche zur Zurückhaltung, so mancher hatte sich wohl in der Frühphase der Ukraine-Krise auch gedacht, dass die Preise wieder den Weg nach oben antreten könnten – Pustekuchen.
Für Frühdruschware wurden von Erfassern gegenüber der BBZ ganz unterschiedliche Aufschläge genannt, die Spanne reichte von 6 bis 20 Euro/t, wobei die Aufschläge schnell zusammenschmelzen könnten, wie angemerkt wurde. Spätestens Mitte  kommender Woche sollen im Rheintal die ersten Bestände geerntet werden. Der Start der Haupternte wird erst im Oktober erwartet – von den Erntezeitpunkten her wird also  allseits ein ganz normales Jahr erwartet. Mit gedeckelten Trocknungskosten in der frühen Phase der Ernte  versuchen einige Erfasser angesichts der erwarteten hohen Erntemengen die Landwirte zu einem zeitigen Erntestart zu bewegen.
Hohe Erträge, aber keine Spitzenerträge
Die Ertragserwartungen sind gut bis sehr gut: 15 bis 20 % werde die Ernte über den Vorjahreswerten liegen,  erwarten Landwirte und Erfasser im Rheintal – das gilt sowohl für die badische als auch für die elsässische Seite. Die Spitzenerträge der Ernte 2012 dürften aber nicht erreicht werden.  Lokale Einbußen durch zu lange im Wasser stehende Bestände dürften das Bild nicht sehr trüben. Von Kolben mit 20 Kornreihen berichten einige Landwirte, das sei noch nie dagewesen.
Was die Trocknungskosten angeht, werden unveränderte Preise erwartet. Die ZG Raiffeisen hat bereits angekündigt, die Preise nicht zu ändern. Aus dem Elsass gibt es noch keine definitiven Aussagen dazu.