Politik | 03. Mai 2017

Kretschmann: Frostschäden sind Naturkatastrophe

Von Daniel Haupt
Die Frosthilfe wird konkreter: Wenn im Herbst die Ernteverluste feststehen, soll ein finanzielles Hilfspaket geschnürt werden. Die Landwirtschaftliche Rentenbank hat zugestimmt, entsprechende Programme auszuweiten. Langfristig setzt die Regierung in Stuttgart auf Risikominimierung.
In einer Regierungspressekonferenz gestern in Stuttgart bezeichnete Ministerpräsident Winfried Kretschmann den Frosteinbruch in den Nächten vom 19. bis 21. April für den Wein- und Obstbau als Naturkatastrophe. „Die vorliegenden Berichte aus den den einzelnen Regionen des Landes zeichnen teilweise ein katastrophales Bild. Das Land wird den betroffenen Betrieben deshalb im Rahmen von Sofortmaßnahmen zur Seite stehen”, so Kretschmann.
Da die Schäden als Frostereignis eingestuft werden, könne eine nationale Rahmenrichtlinie nun die Voraussetzungen für finanzielle Hilfen schaffen. Die genaue Schadenshöhe stehe aber erst zur eigentlichen Erntezeit fest.
Tatsächliche Ernteverluste noch unklar
Auch Landwirtschaftsminister Peter Hauk bezeichnete die Lage als vielerorts katastrophal: „Momentan sieht es so aus, dass wir einzelbetrieblich und kulturenabhängig unterschiedlich starke Aufwuchs- und Ertragsschäden bis hin zu flächigen Totalausfällen haben." Die Betroffenen seien verzweifelt. Nicht nur ihre Existenz sei in Gefahr, sondern auch die ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Frostberegnung in Schwarzen Johannisbeeren in Freiburg-Opfingen.
Erst zum Erntezeitpunkt der jeweiligen Kulturen könnten die tatsächlichen Ernteverluste ermittelt werden, die die Basis für die staatlichen Hilfen seien, so Hauk. Bei Erdbeeren wisse man das bereits in den nächsten Wochen, dann folgten Beerenobst und Kernobst. Am Ende stünden Äpfel, Birnen und die Weinreben, bevor im Herbst dieses Jahres ein Hilfspaket geschnürt werden könne, was in die nächsten Haushaltsberatungen eingebracht werde.
Hauk sagte, die Zustimmung der Landwirtschaftlichen Rentenbank liege vor, entsprechende Programme auszuweiten, um dadurch mittelfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Außerdem werde das Finanzministerium prüfen, inwieweit den betroffenen Landwirten steuerliche Billigkeitsmaßnahmen eingeräumt werden könnten. Hauk betonte aber auch, dass nicht bei Bagatellschäden, sondern nur bei Schäden ab einem gewissen Umfang geholfen werden solle.
Fit für den Klimawandel
Weil der Klimawandel zu einer immer größeren Herausforderung für Umwelt, Mensch und Natur werde, setze die Landesregierung auf Maßnahmen zur Verbesserung des Klimaschutzes. Hauk appellierte, dabei die besonders  betroffenen Wirtschaftsbereiche wie die Land- und Forstwirtschaft fit für die klimatischen Veränderungen zu machen.
Der Minister sieht durchaus den Zusammenhang zwischen dem jüngsten Frostereignis und dem Klimawandel: „Die Pflanzen treiben immer früher aus und werden damit anfälliger für Frühjahrsfröste. Der phänologische Frühling beginne immer früher im Jahresverlauf und setze zwischenzeitlich im Schnitt fast zehn Tage früher ein als am Anfang einer untersuchten Zeitreihe im Jahr 1951.
Finanzielles Risiko minimieren
Eine Versicherung gegen entsprechende Risiken sei für die Betriebe noch immer recht schwierig und teuer. Laut Hauk würden überhaupt keine Versicherungen angeboten, oder sie überforderten die Landwirte auf Grund der ohnehin recht angespannten Ertragslage finanziell. Daher will der Minister gemeinsam mit der Branche das Gespräch mit der Versicherungswirtschaft suchen.
Mit dem Finanzministerium werde man gemeinsam prüfen, inwieweit die Bauern steuerfrei Risikorücklagen anlegenkönnten. „Wir werden über die Einrichtung möglicher Fonds und weiterer Risikominderungsmaßnahmen diskutieren, bei denen sich die Branche angemessen beteiligt”, betonte der Minister. Außerdem sollen künftig landeseigene Forschungsanstalten Strategien erarbeiten, wie die Land- und Forstwirtschaft für die Veränderung des Klimas fit gemacht werden könne.