Pflanzenbau | 17. August 2017

Herbizide für den Winterraps

Von Kerstin Hüsgen, LTZ Augustenberg
Rauke-Arten sind in Baden-Württemberg nur auf wenigen, einzelnen Rapsschlägen zu finden. Zu den Problemunkräutern in Süddeutschland haben sich die wärmeliebenden und trockentoleranten Storchschnabel-Arten und das Ackerstiefmütterchen entwickelt.
Storchschnabel in Raps
Das hauptsächliche Zeitfenster zur Anwendung der Herbizide liegt im Vorauflauf und im frühen Nachauflauf (Keimblattstadium) – siehe Tabellen.
Grundwasser schützen
Die Wirkstoffe Clomazone und Metazachlor  sind nicht mehr so flexibel einsetzbar, wie es noch vor ein paar Jahren möglich war. Seit 2012 gelten Anwendungsbestimmungen für clomazonehaltige Mittel, die ihren Einsatz, besonders in kleinstrukturierten Regionen, wegen der Mindestabstände zu Nachbarflächen stark einschränken. Sie betragen 50 m zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten, Flächen mit clomazonesensiblen Kulturen, Flächen für die Allgemeinheit sowie Flächen im Öko-Anbau.
Für verkapselte Solo-Produkte, wie beispielsweise Centium 36 CS oder Gamit 36 AMT, gilt ein 20-m-Abstand, wenn die Mittel nicht in Tankmischungen mit anderen Pflanzenschutzmitteln oder Zusatzstoffen ausgebracht werden. Zu allen übrigen angrenzenden Flächen beträgt der Abstand 5 m, mit Ausnahme von Winterraps, Getreide, Mais und Zuckerrüben sowie bereits abgeernteten Flächen.
 Gleichzeitig hat die Anwendung von Metazachlor zugenommen. Es wird auf rund 90 % der Rapsanbaufläche in Baden-Württemberg eingesetzt. Der Wirkstoff ist jedoch aufgrund von Funden im Grundwasser in die Diskussion geraten. In einigen Regionen Deutschlands wurden bereits Metazachlor und einzelne Abbauprodukte in Oberflächengewässern und im grundwassernahen Bereich nachgewiesen. Daher sollten metazachlorhaltige Mittel auf durchlässigen oder hängigen Flächen nur mit Vorsicht appliziert und die Aufwandmengen – wenn möglich – reduziert werden. Die Zulassungsinhaber haben sich selbst verpflichtet, nicht mehr als 750 g Metazachlor je Hektar zu empfehlen. Aus Sicht des Grundwasserschutzes sind sogar nur 500 g/ha Metazachlor zu empfehlen. Für wassersensible Gebiete kann dies eine Reduzierung der maximal zugelassenen Aufwandmenge von Metazachlor-Produkten bedeuten. Mit Butisan Gold (2,5 l/ha), Butisan Kombi (2,5 l/ha), Fuego Top (1,3 l/ha) und Fuego (1,0 l/ha) werden nur 500 g Metazachlor ausgebracht. Wirkungslücken müssen durch Mischpartner oder Spritzfolgen ausgeglichen werden.
Zu den clomazone- und metazachlorfreien Mitteln gehören Quantum (2,0 l/ha), Stomp Aqua (0,5 bis 1,0 l/ha), Tanaris (1,5 l/ha), Colzor Uno (2,0 l/ha) und Runway VA (0,2 l/ha) für die Vorauflauf-Anwendung und Effigo (0,35 l/ha), Runway (0,2 l/ha), Stomp Aqua (2,0 l/ha) und Fox (1,0 l/ha) für Nachbehandlungen im Nachauflauf.
Beim Einsatz von Stomp Aqua sind die Anwendungsbestimmungen von Pendimethalin zu beachten: Das Mittel ist mit einem Wasseraufwand von mindestens 300 l/ha und einem Gerät mit 90 % Abdriftminderung auszubringen (NT145). Die Fahrgeschwindigkeit bei der Ausbringung darf 7,5 km/h nicht überschreiten (NT146). Die Windgeschwindigkeit darf bei der Ausbringung des Mittels 3 m/s nicht überschreiten (NT170).
Breitblättrige plus Ungräser
  • Standardverunkrautung mit Ehrenpreis, Kamille, Taubnessel und Vogelmiere: Auf Flächen mit einer „normalen” Verunkrautung ohne Klette und gleichzeitig gut entwickeltem Raps reicht eine frühe Nachauflaufbehandlung mit Fuego (1,2 bis 1,5 l/ha) aus. Auf nicht drainierten Flächen ist auch der Einsatz von Quantum (2,0 l/ha) möglich.
  • Standardverunkrautung plus Klette: Tritt zusätzlich Klette im Bestand auf, ist eine Behandlung mit Fuego Top (1,5 bis 2,0 l/ha) zu empfehlen, das den Wirkstoff Quinmerac enthält. Auf wassersensensiblen Standorten ist der Einsatz von Butisan Gold (2,5 l/ha) oder eine Kombination aus Fuego Top + Tanaris (1,25 + 0,6) möglich.
  • Mischverunkrautung und Storchschnabel: Bei massivem Auftreten von Storchschnabel sollten Mittel mit dem Wirkstoff Dimethenamid-P zum Einsatz kommen. Der Wirkstoff ist in Butisan Gold (2,0 bis 2,5 l/ha) und Butisan Kombi (2,5 l/ha aus Runway Kombi Pack) enthalten.
  • Auftreten von Ackerhellerkraut und Rauke-Arten: Sollten Ackerhellerkraut oder Rauke ein Problem sein, muss darüber nachgedacht werden, ob eine Flächenbehandlung mit Clomazone unter Beachtung der Mindestabstände zu angrenzenden Flächen und eine Randbehandlung mit einem clomazonefreien Mittel sinnvoll sein können.
  • Spezialbehandlungen im Nachauflauf: Auf einigen Standorten mit Problemunkräutern, auf denen kein Clomazone mehr eingesetzt werden kann, können Spritzfolgen erforderlich sein. Dazu dienen die Spezialbehandlungen im Nachauflauf. Effigo (0,35 l/ha) und Runway (0,2 l/ha) zeigen besonders gegen Kamillearten und Kornblume gute Wirkung. Zur Bekämpfung von Ackerstiefmütterchen steht mit Fox ein spezielles Kontaktherbizid zur Verfügung. Fox sollte nur auf abgetrocknete Pflanzen und nicht in Mischungen mit Gräsermitteln und Fungiziden ausgebracht werden, da sonst Blattschäden möglich sind. Bei starkem Auftreten von Stiefmütterchen kann die Gesamtmenge von 1,0 l/ha auf zwei Anwendungen aufgeteilt werden. Die erste Anwendung kann ab dem Vier-Blatt-Stadium mit 0,3 l/ha erfolgen und die zweite Anwendung mit 0,7 l/ha ab dem Sechs-Blatt-Stadium. Auf Standorten mit starker Mohnverunkrautung ist der Einsatz von Stomp Aqua (2,0 l/ha) möglich.
Nur Ungräser
In getreidebetonten Fruchtfolgen und bei pflugloser Bodenbearbeitung kann eine Bekämpfung von Ausfallgetreide und Ungräsern erforderlich sein. Gegen viele Gräserherbizide mit Wirkstoffen aus der Gruppe der FOPs (HRAC A) haben sich resistente Populationen von Ackerfuchsschwanz entwickelt. Auf solchen Standorten ist eine in die Fruchtfolge eingebettete Gräserbekämpfung anzustreben. Hilfreich ist hier der Wirkstoff Propyzamid. Er gehört zu einer anderen Wirkstoffgruppe (HRAC K) und ist damit ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement gegen Ackerfuchsschwanz. Propyzamid ist zum Beispiel in Kerb Flo, Groove, Milestone und anderen enthalten. Es ist ein Bodenherbizid, das im Spätherbst und Winter auf feuchtem Boden bei kühler Witterung ausgebracht werden muss. Bodenfeuchtigkeit und nachfolgender Regen sind zwingend notwendig, damit der Bodenwirkstoff von den Rapsblättern auf den Boden trifft und von dort seine Wirkung entfalten kann.
Neben Ackerfuchsschwanz ist Trespe ein Problem im Wintergetreide. Dort kann das Ungras oftmals nicht kontrolliert werden, besonders in der Wintergerste. Daher muss der Fokus der Trespenbekämpfung in der Fruchtfolge auf dem Winterraps liegen, hier stehen gut wirksame Mittel zur Verfügung. Eine nachhaltige Kontrolle der Trespen-Arten kann nur innerhalb der Fruchtfolge erzielt werden.
Ein wesentlicher Baustein der Unkrautbekämpfung ist eine möglichst zügige und optimale Jugendentwicklung der Rapsbestände. Ein trockenes Saatbett hilft dem Raps dabei. Pflanzenbauliche Maßnahmen wie Bodenbearbeitung und Saattermin sind dabei entscheidend, um das Wachstum der Rapspflanzen und die Bestandesentwicklung zu fördern und damit die Konkurrenzkraft gegenüber nicht erwünschten Pflanzen zu steigern. Ein feinkrümeliges Saatbett mit gutem Bodenschluss fördert die Keimung und die Jugendentwicklung und kann maßgeblich zur Unterdrückung der Unkräuter beitragen