Das Land setzt auf klimastabile Mischwälder
„Waldökosysteme sind einem dauernden Wandel unterworfen. Während es in früheren Jahren vor allem Stoffeinträge aus verschmutzter Luft waren, sind hierfür heutzutage vor allem Änderungen des Klimas verantwortlich”, erklärte Forstminister Peter Hauk bei der Vorstellung des Waldzustandsberichts 2017 am 18. Oktober in Stuttgart.
Unter den wichtigsten Laubbaumarten sei dieses Jahr in älteren Buchenbeständen die deutlichste Verbesserung im Kronenzustand festzustellen: Hier sank der Blattverlust um 6,9 auf 26 Prozent. Die Vitalität der Eiche dagegen sei vor allem im nördlichen Baden-Württemberg durch das Vorkommen von blattfressenden Schmetterlingsraupen negativ beeinflusst worden.
Das forstliche Leitbild der Landesregierung ist laut Hauk ein vom Menschen gestalteter und bewirtschafteter, artenreicher und naturnaher Mischwald, der auf den geeigneten Standorten auch künftig nennenswerte Nadelholzanteile aufweisen wird. Dabei gelte es, ein weiteres Absinken der Nadelholzanteile in den Wäldern mit Blick auf die wirtschaftliche Bedeutung dieses Segmentes zu vermeiden. Die Waldbesitzer und zahlreichen kleinen und mittelständischen Sägewerke im Land seien auf eine Nahversorgung mit Nadelstammholz angewiesen. „Wir wollen allerdings keine Nadelholzmonokulturen”, stellte der Forstminister klar.
Nach wie vor sei die Fichte diejenige Baumart, die neben der Tanne die geringsten Nadelverluste aufweise, betonte er, verwies aber auch auf die große Anfälligkeit der Fichte gegenüber dem Borkenkäfer. Vor allem im Schwarzwald kann sich Hauk vorstellen, verstärkt Weißtannen zu pflanzen und somit langfristig die Fichte zu ersetzen. Die Weißtanne war noch in den 1980er-Jahren ein Symbol des Waldsterbens und weist nun nur noch einen durchschnittlichen Nadelverlust von 19,5 Prozent auf.
Größtes Sorgenkind mit den größten Kronenschäden bei einer Steigerung um 1,9 auf 31,6 Prozent ist die Esche: „Sie wird in den nächsten zehn Jahren zu 99 Prozent ebenso verschwinden wie die Ulme”, beklagt der Minister. Verantwortlich für das Absterben der Triebe des mit vier Prozent Anteil dritthäufigsten Laubbaumes ist der aus Ostasien eingewanderte Pilz „Falsches Weißes Stengelbecherchen”.
„Auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren, betrachten wir als Daueraufgabe: Es ist deutlich geworden, dass Veränderungen des Waldzustandes nicht durch eine einzelne Ursache alleine erklärt werden können”, erklärte der Minister weiter. Das Mischwaldkonzept des Landes vereine ökologische und ökonomische Belange und setze auf Stabilität der Einzelbäume und Erzeugung hochwertiger Nutzhölzer für die Wertschöpfung.
Der NABU Baden-Württemberg bezeichnete die seiner Meinung nach dauerhaft zu hohe Stickstoffbelastung meist aus der Landwirtschaft als eine tickende Zeitbombe für die Waldökosysteme. NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle: „Es ist nicht abzusehen, wann das System kippt. Zu viel Stickstoff für den Wald ist wie für uns Menschen zu viel Zucker – die Folge sind chronische Krankheiten und Fettleibigkeit. Während Stamm und Krone zulegen, stagniert das Wachstum der Wurzel, weil andere Nährstoffe fehlen und der Boden versauert. Die Bäume werden krank”, beklagt Enssle.
Der komplette Waldzustandsbericht 2017 findet sich auf der Internetseite der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt.