Pflanzenbau | 14. Juni 2017

Zwischenfrüchte nicht um jeden Preis

Von Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.V.
Am Rande der DLG-Wintertagung befasste sich der DLG-Ausschuss für Ackerbau mit der Frage, wie weit der Zwischenfruchtanbau ausgedehnt werden kann. Dr. Karsten Möller von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Dr. Heiko Ziebell vom Julius Kühn-Institut nahmen Stellung.
Zwischenfrüchte haben viele Vorteile, aber auch Nachteile.
Mit den Greening-Auflagen hat der Anbau von Zwischenfrüchten einen spürbaren Schub erhalten. Im Jahr 2016 waren 68 Prozent der für das Greening gemeldeten Flächen mit Zwischenfrüchten bestellt, gefolgt von Brache (15 Prozent) und Leguminosen (12 Prozent). 
Vor- und Nachteile
Eine ganze Reihe von Argumente spricht für den Zwischenfruchtanbau. Beschattung und Durchwurzelung verbessern die Bodenstruktur, speichern Nährstoffe, verringern Wind- und Wassererosion und unterdrücken Unkraut und auflaufendes Ausfallgetreide. Zwischenfrüchte sind im Rübenanbau seit langem zur Nematodenbekämpfung bekannt.
Demgegenüber werden der Wasserverbrauch, die Stickstofffestlegung in der Biomasse und die Förderung von Krankheiten und Schädlingen kritisch hinterfragt. Auch fällt die Saatzeit in die Arbeitsspitzen der Getreideernte. In jedem Fall schlagen die oft hohen Kosten für das Saatgut beim Anbau zunächst zu Buche, während die Vorteile erst langfristig oder nur indirekt zu erkennen sind.
Die Vorgaben für Greening-Zwischenfrüchte schränken die Flächenbewirtschaftung ebenfalls ein. Dabei spielen die Vorschriften der zulässigen Arten eine wichtige Rolle. Da keine Beseitigung des Aufwuchses im Herbst/Winter durch eine Bodenbearbeitung erlaubt ist, sollten sie sicher abfrieren, möglichst spät Samen bilden und im Spätsommer frohwüchsig und konkurrenzstark sein. In den vorgeschriebenen Mischungen dürfen keine Wirtspflanzen von Nematoden (Kartoffel, Rübe) sein. Der bisher als „gesund” eingestufte Rauhafer kann als Wirtspflanze für virusbeladene Blattläuse die Übertragung des Gelbverzwergungsvirus fördern.
Wer zu viele Nachteile in den Auflagen sieht, sollte Zwischenfrüchte wie bisher außerhalb des Greenings anbauen, beispielsweise im Kartoffelbau, oder gänzlich darauf verzichten. Im Übrigen gedeihen zum Beispiel Zuckerrüben nach Strohmulch oft genauso gut wie nach Zwischenfrüchten. 
Viren bedrohen Leguminosen
Die Resistenz gegen Viren ist bei Erbsen und Ackerbohnen bisher kein primäres Zuchtziel. Untersuchungen bei Erbsen zeigen aber einen recht hohen bis totalen Befall mit dem Scharfen Adernmosaik-Virus (PEMV). Es wird von Blattläusen und mechanisch übertragen. Wirtspflanzen sind Erbsen, Ackerbohnen, Wicken- und Kleearten, aber auch Tabakarten.
Eine weitere Gruppe bilden die Luteo-/Poleroviren. Auch Nanoviren (kleine Viren), die verzwergte und vergilbte Pflanzen hervorrufen, werden durch Blattläuse übertragen. Sie verbreiten sich zunehmend in Europa. In letzter Zeit wird das Spektrum durch das Nekrotische Erbsenverzwergungsvirus (PNYDV) ergänzt.
 Durch Zwischenfrüchte entsteht eine „grüne Brücke” von den Altbeständen hin zu den Herbstaussaaten von Wintergetreide und Raps. Nach milden Wintern können Viren sogar auf Sommerkulturen übertragen werden. Die Restriktionen beim Greening – keine Insektizidbehandlungen – und der Wegfall insektizider Saatgutbeizungen erschweren den Pflanzenbau massiv.
Der Schutz vor Virusinfektionen ist schon deshalb schwierig, weil das Auftreten der Vektoren (Zikaden, Blattläuse) schwer vorherzusagen ist. Damit wird deren Bekämpfung sehr aufwändig und lückenhaft. Im Ökolandbau sind diese Probleme bereits heute stark verbreitet. 
Infos zum Thema gibt es beim DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, Dr. Reinhard Roßberg, Telefon 069/24788-314, E-Mail: r.rossberg@dlg.org