Die Bereitschaft der Branche zu Veränderungen hat der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, bekräftigt. Allerdings müssten die Veränderungen für die Betriebe und die bäuerlichen Familien „finanziell darstellbar sein”, sagte Schwarz vor der Sitzung der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) im Bundeskanzleramt. Gefragt seien Zukunftspfade, „die den Landwirten eine Bandbreite bieten, in denen sie sich bewegen können und die auch von der Gesellschaft anerkannt und getragen werden”. Schwarz sprach von einer großen Unterstützung der Bundesregierung.
„Ernährungswende jetzt”, lautet für den Vorsitzenden vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, die Kernaufgabe der Zukunftskommission. Sie müsse das Fundament legen für „eine enkeltaugliche Land- und Ernährungswirtschaft und gesundes Essen”.
Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, hat ein „ehrliches, konstruktives Miteinander aller Beteiligten, Kompromissbereitschaft und eine Abkehr von Maximalforderungen” angemahnt. Holzenkamp, selbst Mitglied der Kommission, räumte ein, dass mit den Beratungen hohe Erwartungen und ein ambitionierter Zeitplan verbunden seien.
Hohe Erwartungen haben auch die politischen Parteien an die Arbeit der ZKL. Für den agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, kann die Kommission „die Blaupause für einen Gesellschaftsvertrag” sein. Ein solcher Gesellschaftsvertrag sei notwendig, um die Zielkonflikte in der Landwirtschaft klar zu benennen und darauf aufbauend „praxistaugliche, finanzierbare Lösungen anzubieten, die unsere Landwirte in einem globalen Markt auch tatsächlich umsetzen können”, erklärte Stegemann.
Der agrarpolitische Sprecher der CSU im Bundestag, Artur Auernhammer, erhofft sich von dem Expertengremium eine Versachlichung der zuletzt sehr polarisierten Diskussion über die Landwirtschaft.
Laut dem Agrarsprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Gero Hocker, brauchen die Landwirte in Deutschland endlich Investitionssicherheit für ihre Betriebe. Voraussetzung dafür seien konkrete und verbindliche Rahmenbedingungen, etwa für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln. Zudem sollte dem FDP-Politiker zufolge die jüngste Novellierung der Düngeverordnung zurückgenommen werden. Wichtig seien außerdem europaweit einheitliche Standards in der Landwirtschaft.
Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Deutschen Bundestag, Friedrich Ostendorff, rief dazu auf, die mit der Zukunftskommission verbundenen Chancen für einen gesellschaftlichen Konsens zu nutzen. Die Betriebe bräuchten Planungssicherheit, wohin die Reise geht, und ein auskömmliches Wirtschaften. Dem Grünen-Politiker zufolge erfordert das eine radikale Neuausrichtung der Agrarpolitik und geht nur zusammen mit der Gesellschaft.
Linke-Agrarsprecherin Kirsten Tackmann bekräftigte ihre Forderung nach einer grundlegenden Neugestaltung der Agrarpolitik. Eine soziale und ökologische Landwirtschaft mit kostendeckenden Erzeugungspreisen im Interesse des Gemeinwohls sei möglich und nötig.