Sie sind für die Nachhaltigkeit wertvoll, aber gesellschaftlich wenig akzeptiert: neue Zuchtmethoden wie CRISPR/Cas. Bei der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) warb Vorsitzende Stephanie Franck für einen pragmatischen Ansatz.
Der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter betont, dass eine nachhaltige Landwirtschaft und der Schutz natürlicher Ressourcen in einem hohen Maß vom Züchtungsfortschritt abhängig sind.
Um ihren Beitrag zur Nahrungsmittelsicherung und zum Ressourcenschutz leisten zu können, ist die Pflanzenzucht auf moderne Technologien ebenso angewiesen wie auf eine auskömmliche Nachbauregelung. Das ist bei der 72. Mitgliederversammlung des BDP deutlich geworden, die vergangene Woche im uckermärkischen Joachimsthal stattfand.
Die Verbandsvorsitzende Stephanie Franck betonte, dass eine nachhaltige Landwirtschaft und der Schutz natürlicher Ressourcen in einem hohen Maß vom Züchtungsfortschritt abhängig seien, da nur so Pflanzen mit verbesserten Resistenzen oder einer höheren Nährstoffeffizienz zur Verfügung gestellt werden könnten. Hier böten neue Technologien wie beispielsweise das Genomediting-Verfahren CRISPR/
Cas ein enormes Potenzial.
Nicht vorschnell ablehnen
Franck warnte mit Blick auf diese Methode vor einer vorschnellen
Ablehnung vermeintlicher Gentechnik und sprach sich nachdrücklich für
die Anwendung von CRISPR/Cas aus.
Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Wilhelm
Priesmeier, plädierte für einen rationalen Ansatz bei der Bewertung von
Genomediting-Verfahren, merkte aber auch an, dass sich die Politik kaum
gegen den gesellschaftlichen Willen stellen könne. Angesichts der
künftigen Herausforderungen könne jedoch nicht auf die neuen
Zuchtmethoden verzichtet werden.
Während die neuen Technologien beim CDU-Bundestagsabgeordneten
Hans-Georg von der Marwitz und der agrarpolitischen Sprecherin der
Fraktion Die Linke im Bundestag, Kerstin Tackmann, wegen ihrer
vermeintlichen Nähe zur Gentechnik auf Ablehnung stießen, sieht der
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Dr. Heinrich
Bottermann, durchaus Bedarf für solche neuen Ansätze.
Nach Francks Auffassung kann nur dann von Gentechnik gesprochen werden,
wenn artfremde oder rekalibrierte Gene eingefügt werden. Bei CRISPR/Cas
seien die vorgenommenen Änderungen hingegen nicht von natürlichen
Prozessen zu unterscheiden. Deshalb sollte diese Methode im Rahmen der
geltenden Gentechnikregulierung zu den herkömmlichen Zuchtmethoden
gezählt werden.
Priesmeier ist zwar grundsätzlich für einen Rechtsrahmen, der in der
Zucht die Nutzung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse möglich
macht. Er wie auch Bottermann stellten aber fest, dass die grüne
Gentechnik aktuell in Deutschland nicht zu vermitteln sei. Deshalb
empfahlen beide, die gesellschaftliche Debatte über diese Methoden auf
sachlicher Ebene fortzuführen. Dabei müsse man deutlich machen, dass der
Verzicht auf solche Verfahren auch Einschränkungen an anderer Stelle
nach sich ziehen könne, so Bottermann.
Nachbauregelung schafft Misstrauen
Mit Blick auf die Debatte um die Erhebung von Nachbaugebühren
empfahl von der Marwitz statt der aktuellen Regelung eine fondsbasierte
Lösung. Er bezeichnete die derzeitige Regelung als „gleichermaßen
unerträglich für Züchter und Landwirte”, da die Erhebung und Erfassung
von Nachbaugebühren Misstrauen schaffe und das Verhältnis der Partner
auf dem Saatgutmarkt belaste. Zuvor hatte auch Franck Kritik an der
geltenden Regelung geübt und darauf hingewiesen, dass den Züchtern
jährlich etwa elf Millionen Euro an ihnen zustehenden Nachbaugebühren
wegen Nichtmeldung oder -zahlung entgingen. Mit dieser Summe könnten
etwa 40 kleine Zuchtprogramme durchgeführt werden.
Vor diesem Hintergrund hatte der stellvertretende BDP-Vorsitzende
Dietmar Brauer die Politik zu einem besseren Schutz des geistigen
Eigentums in der Zucht aufgerufen. Von der Marwitz plädierte in
Joachimsthal für ein Modell nach französischem Vorbild. Dabei wird bei
jeder Tonne angeliefertem Weizen beim Produzenten eine „Züchterabgabe”
von 50 Cent erhoben, die zu 85 Prozent an die Züchter durchgereicht
wird. Der Rest wandert in einen Sonderfonds für die Züchtung robuster
Weizensorten für den Ökolandbau. Der CDU-Politiker geht nicht davon aus,
dass dies zu einer verstärkten Eigenvermehrung auf den Höfen führt. Dem
könnte man durch eine Rückvergütung beim Einsatz von Z-Saatgut wirksam
entgegenwirken. Wichtig sei, dass der „Gordische Knoten” bei der
Vergütung der Züchterleistung endlich durchschlagen werde, ohne dass man
hinter jeden Landwirt einen Polizisten stelle, der den Saatguteinsatz
überwache.