Eine längerfristig angelegte Agrarpolitik fordert der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses, Hermann Färber. „Man kann nicht alle vier Jahre in eine andere Richtung laufen. Das machen die Betriebe nicht mit”, warnt der CDU-Politiker in einem Interview.
Hermann Färber (CDU), Vorsitzender des Ernährungsausschusses des Bundestags. Der Landwirtschaftsmeister und gelernte Landmaschinenmechaniker lebt in Böhmenkirch bei Göppingen.
Notwendig sei ein Zielbild für die deutsche Landwirtschaft in fünf, zehn oder 20 Jahren. „Wenn wir nicht wissen, wie Landwirtschaft künftig aussehen soll, werden wir uns schwertun, jetzt die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen”, befürchtet Färber im Interview mit dem landwirtschaftlichen Fachpressedienst Agra-Europe. Ausdrücklich würdigt er die Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Ihr sei der Brückenschlag zwischen Umwelt- und Verbraucherseite sowie der Agrarwirtschaft gelungen, ohne dass sich das bislang in der Politik niedergeschlagen hätte. Er würde sich wünschen, so der Parlamentarier, „dass sich die Koalition die Ergebnisse der ZKL genauso wie die Empfehlungen der Borchert-Kommission mehr zu Herzen nimmt”.
Nicht gelten lassen will Färber das Kostenargument: Es gehe um Investitionen in die Zukunft und darum, „eine gesellschaftliche Perspektive für die landwirtschaftliche Produktion und Lebensmittelversorgung in Deutschland zu schaffen”.
Einfach „Kommando zurück” geht nicht
Nach Überzeugung des CDU-Abgeordneten fehlt es in der
Landwirtschaft nicht an der Bereitschaft für Veränderungen. Die
Betroffenen würden sich aber nur darauf einlassen, wenn sie damit eine
verlässliche Perspektive über einen längeren Zeitraum erhielten.
Angesichts von 20-jährigen Abschreibungszeiten in der Tierhaltung könne
man nicht nach fünf Jahren sagen: „Kommando zurück, im Stall muss wieder
alles ganz anders werden.”
Die Grundlage für längerfristige Verlässlichkeit sieht der
Ausschussvorsitzende in einem Konsens zwischen Agrarwirtschaft und
Gesellschaft, für den die Zukunftskommission stehe. Wenn deren
Ergebnisse nun ignoriert würden, sei das nicht nachzuvollziehen.
Ohne Umsetzung in konkrete Politik drohe eine neuerliche Polarisierung
der agrarpolitischen Diskussion in Deutschland. Erfahrungsgemäß sei es
keine große Kunst, die Leute auf die Bäume zu jagen. Färber: „Ein Feuer
ist schnell angezündet, aber schwer zu löschen. Und es bietet keine
Lösung an.”
Für nicht gerechtfertigt hält der langjährige Bundestagsabgeordnete die
Kritik an fehlendem landwirtschaftlichem Sachverstand in den
Parlamenten. Zwar forderten Berufskollegen immer wieder mehr Bauern im
Bundestag. Wenn es aber vor Ort in den Parteien an die Nominierung gehe,
sei keiner da.