Waldwirtschaft | 17. März 2022

Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen

Von Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und ihre Partner im Verbundprojekt „TheForestCleanup” arbeiten seit 2020 an der Entwicklung neuartiger, biologisch abbaubarer Wuchshüllen für Jungpflanzen.
Demontage alter Wuchshüllen
Die Verbissschutzhüllen aus nachwachsenden Rohstoffen sollen unter natürlichen Bedingungen komplett abbaubar sein – und dadurch zur Plastikreduktion im Wald beitragen.
Das Projekt läuft bis 2023
In ihrem fünfteiligen Vorhaben wollen die Projektbeteiligten aus Wissenschaft und Praxis bis 2023 Lösungen für umweltschonende Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen erarbeiten. Die Hüllen auf Basis verflüssigter Holzbestandteile und zellulosebasierter Vulkanfiber schützen Jungpflanzen unter anderem vor Verbiss und Spätfrösten. Nach Ende ihrer Nutzung können sie im Wald verbleiben, weil sie unter Waldbedingungen rückstandslos und umweltschonend abbaubar sind.
 
Und gleich noch den Wald entmüllen
Passend zu ihrem Projekt haben die Rottenburger zusammen mit dem Landeswaldverband Baden-Württemberg und dem Verein Cleanup Network e.V. einen „Waldputztag” auf den Weg gebracht. Mitstreiter und Nachahmer des „Forest Cleanup Day” am 19. März – und darüber hinaus – sind willkommen.
Die Idee zu dem „Waldputztag” fußt auf dem von der Rottenburger Hochschule für Forstwirtschaft zu realisierenden Teilprojekt zur Funktionalitätsprüfung und Ökobilanzierung abbaubarer Wuchshüllen. Das Teilprojekt sieht auch die Entwicklung von Strategien zum Rückbau bislang verwendeter Wuchshüllen aus Plastik vor. „Wir wollen in Kooperation mit den Forstleuten mit dieser Kampagne dazu beitragen, das Ökosystem Wald vor den offensichtlichen Belastungen durch Vermüllung zu schützen”, erklärt Yannic Graf von den Rottenburger Initiatoren des „Forest Cleanup Day”.
Am 19. März 2022 von zehn bis 13 Uhr werden in den Landkreisen Tübingen und Ludwigsburg sowie im Enzkreis Revierleitende, Waldarbeitende und Angehörige der Jägerschaft ausgediente Wuchshüllen und Unrat einsammeln. Beim Müllsammeln gehen ihnen Waldbesuchende entlang der Wege und Waldparkplätze zur Hand.
An die Zukunft denken
„Müll im Wald ist ein großes Problem. Nicht nur das Ökosystem mit seinen Pflanzen und Tieren leidet unter den Stoffen, die von Menschen im Wald liegengelassen werden. Die Rückstände gelangen auch in unsere Nahrungskette”, mahnt Yannic Graf.
Die Initiatoren haben inzwischen zahlreiche Mitstreiter und Nachahmer in weiteren Gemeinden, Landkreisen und Bundesländern gefunden. Der „Forest Cleanup Day” könnte als Waldputztag fortan jedes Jahr auf die Problematik aufmerksam machen. Informationen zur Aktion sind auf der Website www.forest-cleanup-day.de verfügbar.
Wuchshüllen oder -gitter aus Erdöl- oder biobasierten Kunststoffen werden in der Forstwirtschaft jährlich in großer Zahl zum Schutz von Jungpflanzen vor Wildverbiss und Verunkrautung, aber auch zum Mindern von Spätfrösten und Schneelast eingesetzt. Die Hülle kann dabei wie ein Mini-Gewächshaus wirken. Außerdem sind umhüllte Jungbäume aus Pflanzungen oder Naturverjüngung bei Waldarbeiten besser sichtbar.
Mit dem Umbau zu klimaangepassten Mischwäldern und bei der Wiederbewaldung von Kalamitätsflächen wächst der Bedarf an Wuchshüllen. Doch das Einsammeln und Entsorgen der Hüllen nach fünf bis zehn Jahren verursacht Kosten und wird bislang wenig praktiziert. Zerfallen sie aber an Ort und Stelle, lagern sich Plastikpartikel im Wald ab.
Das Verbundprojekt „TheForestCleanup” will mit innovativen Wuchshüllen aus nachwachsenden Rohstoffen Alternativen schaffen. Die neuen Hüllen sind funktionsgleich zu herkömmlichen Hüllen und punkten mit einer besseren Ökobilanz. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit Mitteln aus dem Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe unterstützt.