Politik | 23. März 2016

Wie die Bauern im Südwesten gewählt haben

Von AgE
In Baden-Württemberg sind auch etliche Bauern der CDU von der Fahne gegangen. Allerdings haben sie sich deutlich stärker den Grünen als der AfD zugewandt. Derzeit spricht im Land alles für eine grün-schwarze Regierungskoalition. Völlig offen erscheint, wer Landwirtschaftsminister wird.
Wie aus Analysen der Forschungsgruppe Wahlen hervorgeht, wählten in Baden-Württemberg noch 58 Prozent der Landwirte die CDU. Zwar lag das Ergebnis der Christdemokraten bei dieser Berufsgruppe damit mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig verlor die Partei im Vergleich zur letzten Landtagswahl jedoch mehr als 20 Prozentpunkte bei den Landwirten.
Auch bei einem Verbleib des Ressorts bei den Grünen könnte es einen Wechsel an der Spitze geben, weil der derzeitige Amtsinhaber Alexander Bonde für andere Aufgaben innerhalb der Landesregierung gehandelt wird. Die CDU hat angekündigt, Einfluss auf die künftige Agrarpolitik im Land nehmen zu wollen.
Fast ein Fünftel der Landwirte wählt Grün
Bei den Landwirten schnitt in allen drei Landtagswahlen die CDU am besten ab. Dies gilt insbesondere für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, wenngleich die Christdemokraten im Südwesten deutliche Verluste bei den Bauern hinnehmen mussten.
Wie aus Analysen der Forschungsgruppe Wahlen hervorgeht, wählten in Baden-Württemberg 58 Prozent der Landwirte die CDU. Zwar lag das Ergebnis der Christdemokraten bei dieser Berufsgruppe damit mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig verlor die Partei im Vergleich zur letzten Landtagswahl jedoch mehr als 20 Prozentpunkte bei den Landwirten. 2011 hatten noch 80 Prozent der Landwirte im Südwesten ihr Kreuz bei der CDU gemacht.  Die Grünen, die unter ihrem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit 30,3 Prozent der Stimmen als stärkste Partei aus der diesjährigen Landtagswahl in Baden-Württemberg hervorgingen, konnten ihren Stimmenanteil bei den Landwirten nahezu verdoppeln und kamen auf 17 Prozent.
Den dritten Platz bei den Landwirten in Baden-Württemberg belegte die FDP mit elf Prozent, gefolgt von der AfD mit neun Prozent und der SPD mit sechs Prozent. Mit Martin Hahn erzielte ein Landwirt mit 35,8 Prozent der Stimmen eines der besten Ergebnisse für die Grünen auf dem Lande und gewann den Wahlkreis Bodensee direkt. Gegenüber Südkurier hat Hahn ein Interesse an einem Ministeramt nicht dementiert.
Gerig für Grün-Schwarz
Der baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Alois Gerig plädierte unterdessen für eine Beteiligung seiner Partei an einer möglichen künftigen grün-geführten Landesregierung in Stuttgart. „Grün-Schwarz führt nicht zum Weltuntergang”, sagte der Vorsitzende des Bundestagsernährungsausschusses. Gerig verwies auf die hohe Kompetenz der CDU im ländlichen Raum und bei agrarpolitischen Themen. Dies belegten nicht zuletzt die nach wie vor guten Ergebnisse in den meisten ländlichen Wahlkreisen von Baden-Württemberg. Eine Regierungsbeteiligung biete die Chance, die Handschrift der CDU und deren Wertschätzung für die Landwirtschaft in der Agrarpolitik des Landes zur Geltung zu bringen.
Der CDU-Politiker räumte ein, dass seine Partei als Juniorpartner in einer Koalition nicht die erste Geige in Baden-Württemberg spielen würde. Dennoch wäre aus seiner Sicht das Landwirtschaftsministerium für die CDU „ein wichtiges Ressort” in einer etwaigen grün-schwarzen Landesregierung. Gerig gilt seit Jahren als Befürworter einer Zusammenarbeit von Union und Grünen auf Landesebene, aber auch im Bund. Bereits 2012 hatte er sich offen für eine Koalition auf Bundesebene gezeigt.
CDU hält sich in Rheinland-Pfalz
Auch in Rheinland-Pfalz erreichte die CDU bei den Landwirten mit 58 Prozent eindeutig die Spitzenposition. Das Ergebnis liegt noch leicht über dem von 2011, als 57 Prozent der Bauern der Union ihre Stimme gaben. Am zweitbesten schnitt bei den Bauern in Rheinland-Pfalz die FDP mit 17 Prozent ab. Damit konnten die Liberalen ihren Stimmenanteil bei den Bauern gegenüber der letzten Landtagswahl fast verdoppeln. Die SPD rangiert bei den Landwirten mit neun Prozent auf Rang drei; fünf Jahre zuvor waren es noch gut 22 Prozent gewesen. Es folgen die AfD mit sieben Prozent und die Grünen mit fünf Prozent.
In Rheinland-Pfalz will Wahlsiegerin Malu Dreyer eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen zustande bringen. Ob dies gelingt, dürfte vor allem davon abhängen, ob Liberale und Grüne zusammenfinden und ihre gegensätzlichen Positionen zu großen Infrastrukturvorhaben überwinden können. Beide Bauernverbände im Lande haben sich dafür ausgesprochen, die Zuständigkeit für die Landwirtschaft dem Wirtschaftsressort zu übertragen. Als aussichtsreicher Kandidat für dessen Leitung wird FDP-Spitzenkandidat Volker Wissing gehandelt.
In Sachsen-Anhalt muss die bisherige schwarz-rote Koalition nach dem schwachen Abschneiden der SPD die Grünen mit ins Boot holen. Von Verbandsseite wurde bereits vor einem Agrarministerium unter grüner Führung gewarnt. Sowohl der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, als auch Bauernbundkollege Kurt-Henning Klamroth setzen sich für ein Verbleiben von CDU-Amtsinhaber  Hermann Onko Aeikens ein. Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, ist dafür, eine Zusammenarbeit seiner Partei mit der Linken in Sachsen-Anhalt nicht kategorisch auszuschließen.