In Baden-Württemberg sind auch etliche Bauern der CDU von der Fahne gegangen. Allerdings haben sie sich deutlich stärker den Grünen als der AfD zugewandt. Derzeit spricht im Land alles für eine grün-schwarze Regierungskoalition. Völlig offen erscheint, wer Landwirtschaftsminister wird.
Wie aus Analysen der Forschungsgruppe Wahlen hervorgeht, wählten in Baden-Württemberg noch 58 Prozent der Landwirte die CDU. Zwar lag das Ergebnis der Christdemokraten bei dieser Berufsgruppe damit mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig verlor die Partei im Vergleich zur letzten Landtagswahl jedoch mehr als 20 Prozentpunkte bei den Landwirten.
Auch bei einem Verbleib des Ressorts bei den Grünen könnte es einen Wechsel an der Spitze geben, weil der derzeitige Amtsinhaber Alexander Bonde für andere Aufgaben innerhalb der Landesregierung gehandelt wird. Die CDU hat angekündigt, Einfluss auf die künftige Agrarpolitik im Land nehmen zu wollen.
Fast ein Fünftel der Landwirte wählt Grün
Bei den Landwirten schnitt in
allen drei Landtagswahlen die CDU am besten ab. Dies gilt insbesondere
für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, wenngleich die
Christdemokraten im Südwesten deutliche Verluste bei den Bauern
hinnehmen mussten.
Wie aus Analysen der Forschungsgruppe Wahlen hervorgeht, wählten in
Baden-Württemberg 58 Prozent der Landwirte die CDU. Zwar lag das
Ergebnis der Christdemokraten bei dieser Berufsgruppe damit mehr als
doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Gleichzeitig verlor die
Partei im Vergleich zur letzten Landtagswahl jedoch mehr als 20
Prozentpunkte bei den Landwirten. 2011 hatten noch 80 Prozent der
Landwirte im Südwesten ihr Kreuz bei der CDU gemacht. Die Grünen, die
unter ihrem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann mit 30,3 Prozent
der Stimmen als stärkste Partei aus der diesjährigen Landtagswahl in
Baden-Württemberg hervorgingen, konnten ihren Stimmenanteil bei den
Landwirten nahezu verdoppeln und kamen auf 17 Prozent.
Den dritten Platz bei den Landwirten in Baden-Württemberg belegte die
FDP mit elf Prozent, gefolgt von der AfD mit neun Prozent und der SPD
mit sechs Prozent. Mit Martin Hahn erzielte ein Landwirt mit 35,8
Prozent der Stimmen eines der besten Ergebnisse für die Grünen auf dem
Lande und gewann den Wahlkreis Bodensee direkt. Gegenüber Südkurier hat
Hahn ein Interesse an einem Ministeramt nicht dementiert.
Gerig für Grün-Schwarz
Der baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Alois
Gerig plädierte unterdessen für eine Beteiligung seiner Partei an einer
möglichen künftigen grün-geführten Landesregierung in Stuttgart.
„Grün-Schwarz führt nicht zum Weltuntergang”, sagte der Vorsitzende des
Bundestagsernährungsausschusses. Gerig verwies auf die hohe Kompetenz
der CDU im ländlichen Raum und bei agrarpolitischen Themen. Dies
belegten nicht zuletzt die nach wie vor guten Ergebnisse in den meisten
ländlichen Wahlkreisen von Baden-Württemberg. Eine Regierungsbeteiligung
biete die Chance, die Handschrift der CDU und deren Wertschätzung für
die Landwirtschaft in der Agrarpolitik des Landes zur Geltung zu
bringen.
Der CDU-Politiker räumte ein, dass seine Partei als Juniorpartner in
einer Koalition nicht die erste Geige in Baden-Württemberg spielen
würde. Dennoch wäre aus seiner Sicht das Landwirtschaftsministerium für
die CDU „ein wichtiges Ressort” in einer etwaigen grün-schwarzen
Landesregierung. Gerig gilt seit Jahren als Befürworter einer
Zusammenarbeit von Union und Grünen auf Landesebene, aber auch im Bund.
Bereits 2012 hatte er sich offen für eine Koalition auf Bundesebene
gezeigt.
CDU hält sich in Rheinland-Pfalz
Auch in Rheinland-Pfalz erreichte die CDU bei den
Landwirten mit 58 Prozent eindeutig die Spitzenposition. Das Ergebnis
liegt noch leicht über dem von 2011, als 57 Prozent der Bauern der Union
ihre Stimme gaben. Am zweitbesten schnitt bei den Bauern in
Rheinland-Pfalz die FDP mit 17 Prozent ab. Damit konnten die Liberalen
ihren Stimmenanteil bei den Bauern gegenüber der letzten Landtagswahl
fast verdoppeln. Die SPD rangiert bei den Landwirten mit neun Prozent
auf Rang drei; fünf Jahre zuvor waren es noch gut 22 Prozent gewesen. Es
folgen die AfD mit sieben Prozent und die Grünen mit fünf Prozent.
In Rheinland-Pfalz will Wahlsiegerin Malu Dreyer eine Ampelkoalition aus
SPD, FDP und Grünen zustande bringen. Ob dies gelingt, dürfte vor allem
davon abhängen, ob Liberale und Grüne zusammenfinden und ihre
gegensätzlichen Positionen zu großen Infrastrukturvorhaben überwinden
können. Beide Bauernverbände im Lande haben sich dafür ausgesprochen,
die Zuständigkeit für die Landwirtschaft dem Wirtschaftsressort zu
übertragen. Als aussichtsreicher Kandidat für dessen Leitung wird
FDP-Spitzenkandidat Volker Wissing gehandelt.
In Sachsen-Anhalt muss die bisherige schwarz-rote Koalition nach dem
schwachen Abschneiden der SPD die Grünen mit ins Boot holen. Von
Verbandsseite wurde bereits vor einem Agrarministerium unter grüner
Führung gewarnt. Sowohl der Präsident des Bauernverbandes
Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, als auch Bauernbundkollege Kurt-Henning
Klamroth setzen sich für ein Verbleiben von CDU-Amtsinhaber Hermann
Onko Aeikens ein. Der agrarpolitische Sprecher der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, ist dafür, eine
Zusammenarbeit seiner Partei mit der Linken in Sachsen-Anhalt nicht
kategorisch auszuschließen.