Politik | 09. April 2015

Wer wie häufig Antibiotika gibt

Von AgE
Die erste Veröffentlichung bundesweiter Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit mit Antibiotika bei Masttieren ist in Politik und Verbänden begrüßt worden.
Zweimal im Jahr werden künftig die Daten zum Antibiotika-Einsatz erhoben und verglichen.
Bundesagrarminister Christian  Schmidt  sprach vergangene Woche anlässlich der Bekanntgabe der Zahlen   vom „nächsten Meilenstein, um den Antibiotikaeinsatz kontinuierlich zu reduzieren”. Mit den Kennzahlen werde die Richtschnur für einen zurückhaltenden Gebrauch von antibiotikahaltigen Tierarzneimitteln gelegt. Bisher seien die Antibiotikagaben in der Masttierhaltung zu hoch. Zufrieden zeigte sich auch der Präsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), Dr. Hans-Joachim  Götz. „Zusammen mit den seit 2012 vierteljährlich erhobenen Daten aus dem  Antibiotikamonitoring der QS Qualität und Sicherheit GmbH ist nun die systematische Erfassung der Anwendung von Antibiotika in der Nutztierhaltung auf hohem Niveau etabliert und sorgt für maximale Transparenz”, erklärte er.
Mit der vor Jahresfrist in Kraft getretenen 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes sind Tierhalter ab einer bestimmten Größe verpflichtet, Daten zur Ermittlung der „betrieblichen halbjährlichen Therapiehäufigkeit”  an die  Behörden zu übermitteln. Aus diesen  Einzeldaten der Betriebe wurden  vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) die Kennzahlen für die jeweilige bundesweite Therapiehäufigkeit ermittelt, die letzte Woche im Bundesanzeiger veröffentlicht worden sind.
Halbjährlich
Dieser Mess- und Vergleichsprozess wiederholt sich halbjährlich.  Die erstmalige Bekanntmachung richtet sich an den Tierhalter und die zuständigen Arzneimittelüberwachungsbehörden. Die bundesweiten Kennzahlen ermöglichen ihnen, die betriebsindividuellen halbjährlichen Kennzahlen mit den jeweiligen bundesweiten Therapiehäufigkeitskennzahlen zu vergleichen und einzuordnen. Laut  Schmidt sorgt das Vergleichssystem dafür, „dass die Betriebe wissen, wo sie stehen”. Zum anderen würden sie in die Pflicht genommen, Maßnahmen zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes zu ergreifen.
Laut Schmidt müssen die 25 % der Tierhalter, deren Bestände im Stall am meisten Antibiotika bekommen, den Arzneimitteleinsatz kontrolliert reduzieren.
Ziel sei es nicht, landkartenartig oder betriebsbezogen absolute Werte der Antibiotikagaben darzustellen. „Wir wollen nicht Einzelne stigmatisieren, sondern insgesamt runter mit der Antibiotika-Last”, betonte Schmidt.
Für bpt-Präsident Götz ist das mit der Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG) eingeführte Vergleichsverfahren der richtige Ansatz.  Allerdings  müssten die von tierärztlicher Seite angeratenen Maßnahmen auch umgesetzt werden. Hierfür sei sicherzustellen, dass die Minimierungskonzepte von den Überwachungsbehörden fachlich geprüft und flächendeckende Kontrollen in den landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt würden.
Der agrarpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Wilhelm  Priesmeier, äußerte sich besorgt über den Antibiotikaeinsatz in der Geflügelmast. Hier gebe es „dringenden Handlungsbedarf”.  Seiner Auffassung nach muss die Verbesserung der Haltungsbedingungen bei Masthühnern und Puten nun erste Priorität haben.
Erneut verwies der Abgeordnete auf die Ankündigung im Koalitionsvertrag, einen einheitlichen Rechtsrahmen zur Tiergesundheit und Tierhaltung zu schaffen. Der werde langfristig die Standards für eine tiergerechtere Nutztierhaltung vorgeben und damit die gesellschaftliche Akzeptanz der Tierhaltung in Deutschland sichern.