Wenn das Silo früh geöffnet werden muss ...
Zwei Silos befüllen
Eine Möglichkeit ist die Befüllung von zwei verschiedenen Silos. Eines, das für eine gezielte frühe Öffnung ausgelegt wird und die für mindestens acht Wochen benötigte Menge enthält, und ein weiteres, das für die spätere Fütterung nach einer ausreichenden Gärdauer vorgesehen ist. Dabei ist für das Silo mit der frühen Öffnung über eine geringe Füllhöhe ein möglichst hoher Vorschub von mehr als 3 m pro Woche zu planen. Auf der Homepage des LAZBW Aulendorf kann die maximale Silofüllhöhe mithilfe eines Excelprogrammes („Programm zur Berechnung der optimalen Silohöhe”) nach individuellen Vorgaben berechnet werden.Das Erstellen einer farbigen Markierung an der Silowand hilft in der Hektik während der Ernte, die vorher ermittelte maximale Füllhöhe für einen hohen Vorschub nicht aus den Augen zu verlieren!
Siliermittel einsetzen
Im Fall einer verkürzten Gärdauer sind die vorrangigen Ziele die Verhinderung einer Nacherwärmung bzw. eine Beschleunigung der Gärung. Entscheidend ist die Frage, ob das Silo gar nicht geschlossen, also sofort mit dem Verfüttern begonnen wird, oder ob eine Gärdauer von mindestens vier bis sechs Wochen erreicht werden kann (siehe Grafik).
Ein anderer Ansatz wäre die Beschleunigung der Gärung. In dem Fall sollte das Silo jedoch mindestens vier, besser sechs Wochen geschlossen bleiben. Dieses Ziel lässt sich über DLG- geprüfte homofermentative Milchsäurebakterien (MSBhomo) der WR 1a oder 1b oder 1c erreichen. Die genaue Auswahl hängt vom Anwendungsbereich, also dem Ausgangsfutter, ab (siehe Tabelle 1). Die so erwirkte rasche Ansäuerung hemmt die Vermehrung von Gärschädlingen. In der Folge entstehen in der Regel höhere Milchsäuregehalte, also ein tiefer pH-Wert, und geringere Gärverluste. Der Einsatz ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn im Futter genügend Zucker für die Umsetzung durch die MSB vorhanden ist. Die Trockenmasse sollte zwischen 30 und 35 (max. 40) % liegen. Bei einem niedrigeren Trockenmassegehalt geht zu viel Substrat über den Gärsaft verloren, so dass den MSB in der Regel zu wenig Zucker zur Umsetzung in Milchsäure zur Verfügung steht. Bei einer höheren Trockenmasse wird die Verdichtung zusehends erschwert und daher steigt das Nacherwärmungsrisiko deutlich an. Außerdem erfolgt die Konservierung zunehmend nur noch über Luftabschluss. MSB erreichen ab etwa 50 % Trockenmasse ihre natürliche Einsatzgrenze.
Mit einem Einsatz von MSBhomo ist in der Regel die Reduzierung der Gehalte an Essigsäure verbunden. Dadurch steigt wiederum das Risiko einer Nacherwärmung. Um dieser vorzubeugen, muss im Fall der verkürzten Gärdauer bei dieser Siliermittelwahl ebenfalls ein schneller Vorschub von mehr als 3 m pro Woche erzielt werden. Entsprechend ist auch hier die Füllhöhe im Silo anzupassen!
Wirtschaftlich gesehen ist es sinnvoll, den Siliermitteleinsatz mit den beiden zuerst genannten Strategien zu kombinieren, also für den Futteranteil zur vorzeitigen Verfütterung einzusetzen. Denn unter Beachtung der bekannten Silierregeln kann bei guter Silierbarkeit des Aufwuchses (genügend Zucker, wenig Eiweiß bzw. Schmutz) der restliche Teil des Futters in der Regel durch eine ausreichende Gärdauer ohne Silierhilfsmittel konserviert werden. Es ist auf ein optimiertes Ernte- und Silomanagement zu achten, denn kein Siliermittel kann einen wertlosen Pflanzenbestand aufwerten oder grobe Fehler beim Silieren wettmachen!
Futterdefizit durch Grünfütterung überbrücken
Sofern die Technik zur Verfügung steht, kann das Futterdefizit auch über eine Grünfütterung überbrückt werden. Ein Betrieb mit 50 Milchkühen und 50 Stück Jungvieh benötigt täglich in Frischmasse etwa 51 dt Gras bzw. 8,5 dt Trockenmasse. Bei einer Aufwuchsdauer von vier Wochen liegt der Flächenbedarf der Herde bei rund 10 ha Grünland (siehe Tabelle 2).