Pflanzenbau | 29. Mai 2015

Wenn auf Wiesen der weiße Kerbel „explodiert”

Von Klaus Kreß
Wiesenkerbel ist eine zweijährige Pflanze und blüht erst im zweiten Jahr. Dann stirbt sie ab. Aber warum nimmt auf manchen Grünlandflächen der Kerbel ständig zu?
An der Basis dieser abgestorbenen Mutter-Kerbelpflanze bilden sich neue Triebe, die zu Pflanzen heranwachsen können.
Wenn der Kerbelbestand auf einer Wiese „explodiert”, sind meist mehrere Bewirtschaftungsfaktoren und -fehler die Ursache.
Zum Beispiel eine späte Heunutzung innerhalb der vergangenen  drei Jahre. Diese hat zur Folge, dass die samentragenden alten Triebe des Kerbels absterben und neue Triebe erst aus schlafenden Knospen neu gebildet werden müssen (Kindelbildung, siehe Foto). Dabei fallen die Samen aus und durch die späte Nutzung sind genug Lücken vorhanden, damit sich der Nachwuchs entwickeln kann.
Eine Massenvermehrung von Kerbel zeigt auch, dass die Düngung im Verhältnis zur Nutzung nicht stimmt. Die Frühjahrsdüngung fördert den Graswuchs, insbesondere der Obergräser. Kommt es dann zu einer späten Nutzung, haben die Obergräser den Bestand unter sich schon viel zu lange beschattet und narbenbildende Gräser und Kräuter geschwächt. Das verschafft den Kerbelpflanzen Wettbewerbsvorteile.
Man muss wissen, dass der Wiesenkerbel eine zweijährige Pflanze ist und erst im zweiten Jahr blüht. Dann stirbt er ab, bildet aber vor seinem Tod etliche neue Triebe, sogenannte „Kindel”, aus.
Genau diese Eigenschaft kann man sich sehr wirkungsvoll zur Bekämpfung zunutze machen. Diese Kindel treiben nach der Blüte der Mutter aus und sind im jungen Stadium, solange sie noch an der Mutterwurzel „saugen” und die eigene Pfahlwurzel noch sehr klein ist, sehr empfindlich gegen Nutzung. Der Tritt und der Biss von Weidetieren verhindern, dass diese Kerbelpflanzen groß und stark werden. Haben sie es aber erst einmal geschafft, eine große Pfahlwurzel zu bilden, dann kann auch ein Rasierschnitt sie nicht mehr aufhalten, die nächste Kerbelexplosion ist vorprogrammiert. Kreß