Wasser speichern durch Bodenaufbau
„Es gibt im Prinzip nur zwei Möglichkeiten, Wasser zu sparen: Erstens, die Evaporation, also die unproduktive Verdunstung von unbewachsenem Boden, zu vermindern und zweitens, das Vermögen der Böden zur Wasserspeicherung und die Infiltrationsrate bei Niederschlägen zu verbessern.” Das hat Gerhard Gnauer festgestellt, der im Bezirk Hollabrunn, im Nordosten Österreichs, einen Ackerbaubetrieb führt.
Ein intensiver Zwischenfruchtanbau – besonders wichtig bei Betrieben ohne Viehhaltung – sorgt dafür, dass seine Böden nahezu immer bedeckt sind. Intensiv heißt bei Gnauer auch hier vielfältig. Er sät zum Beispiel Gemische aus Ackerbohne, Ramtillkraut, Alexandrinerklee, Senf, Speiserettich, Phacelia und Kresse aus. Denn wie viele Berufskollegen hat auch er die Erfahrung gemacht, dass in einem Jahr eine Komponente der Zwischenfruchtmischung besonders gut gedeiht und im darauf folgenden eine andere. So hat man fast immer einen gelungenen Bestand, der dafür sorgt, dass Bodenlebewesen immer genügend Futter haben und unproduktive Verdunstung reduziert wird. Gnauers Empfehlung: Den Boden möglichst lange grün halten und am besten bewachsen über den Winter gehen lassen.
Er betreibt außerdem Erosionsschutz, indem er seit 1992 Mulch- und Direktsaatverfahren etabliert hat. Dabei gibt er zu bedenken, dass der Wasserverlust durch den Pflug etwa 30 bis 40 l/m², beim Grubber aber nur 15 bis 20 l/m² betrage. Weniger Bodenbearbeitung sei eben auch unter dem Aspekt sinnvoll, dass mehr Wasser im Boden verbleibe. Bodenbearbeitung wird nach Möglichkeit nur unter trockenen Bedingungen durchgeführt, um unerwünschte Verdichtungen zu vermeiden. Schmierhorizonte seien Gift für Bodenleben und Pflanzenwurzeln. Um bodenschonend arbeiten zu können, senkt der Landwirt seinen Reifendruck mithilfe einer Regelanlage auf dem Feld auf 0,7 bar.
Nach der Ernte ist eine möglichst gleichmäßige Mulchabdeckung der Böden wichtig – das trage dazu bei, Wasserverluste zu minimieren. Nach Getreide solle man das Stroh, mit einem Mulcher zerkleinert, nach Möglichkeit auf dem Feld belassen. Besonders wichtig ist Gnauer auch eine ausgewogene, nicht einseitig stickstofflastige Düngung.
Chemischen Pflanzenschutz betreibt Knauer wo nötig. Er achtet jedoch darauf, keine Bodenherbizide und so wenig wie möglich Fungizide einzusetzen. Denn solche Mittel schaden nach seiner Überzeugung der Mykorrhiza, also der Symbiose aus Pilz und Kulturpflanze, die über ein sich im Boden ausbreitendes Myzel einen Teil der Wasser- und Nährstoffversorgung für die Kulturen übernehmen kann. Laut dem österreichischen Landwirt kann die Mykorrhiza die Wurzelreichweite um das Zwei- bis Dreifache vergrößern.
Blattaktive Herbizide haben im System Gnauers aber durchaus ihre Berechtigung. Denn auf erosionsgefährdeten Standorten sei deren Einsatz manchmal sinnvoller als eine Bodenbearbeitung. Noch weniger als manche Pflanzenschutzmittel verträgt die Mykorrhiza übrigens „Stahl im Boden”, wie der Referent ausführt. Daher sei die Direktsaat zweifelsohne diejenige Methode, die diese Symbiose am meisten begünstige.
Das Ziel dieser Maßnahmen seien nicht Höchsterträge in besonders günstigen Jahren, sondern eine weit bessere Ertragsstabilität auch in von der Witterung nicht verwöhnten Jahren. Dazu trage ein intakter, lebendiger Boden mit großem Speichervermögen für Wasser und Nährstoffe erheblich bei. Gnauer mahnt aber zur Geduld: „Man darf nicht erwarten, dass dieses System sofort perfekt funktioniert. Das kann schon drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen, manchmal auch noch länger.”