Was lässt sich am Schlachthof Bühl machen?
Gutachter Dr. Martin von Wenzlawowicz kommt zu dem Ergebnis, dass am Schlachthof Bühl „nach entsprechenden Anpassungen baulicherseits gute Voraussetzungen für eine tierschutzgerechte Schlachtung von Rindern und Schweinen bestehen.” Der Experte des norddeutschen Instituts bsi Schwarzenbek hat den Schlachthof vor fünf Monaten inspiziert und seine Eindrücke auf neuneinhalb Seiten wiedergegeben.
Dr. Maximilian Landwehr, Leiter der Abteilung Lebensmittelüberwachung am Regierungspräsidium Karlsruhe wies auf die hygienischen Anforderungen hin, die vor allem dann beachtet werden sollen, wenn es um eine Steigerung der Schlachtkapazität und des Schlachttempos geht. Aus seiner Sicht würde diese Steigerung nicht einfach sein, weil die Veränderung der gesamten Abläufe nötig wäre. Landwehr führte dazu die erforderlichen Zeitabschnitte und das Platzangebot für die Ausblutungen an.
Er verwies auch auf die Kapazität des Wartestalls, der nicht mehr als 149 Schweine aufnehmen könne. Tierschutzexperte von Wenzlawowicz wies im Gutachten auf eine Begrenzung hin: Wegen des verfügbaren Platzangebots von 0,6 Quadratmetern je Tier dürfe die Belegung in dieser Dichte nicht über sechs Stunden hinausgehen. Andererseits ging der Experte davon aus, dass in Bühl künftig bis zu 300 Schweine pro Tag geschlachtet werden sollen. Laut Dr. Landwehr mache die Kapazitätserweiterung auch die Anwesenheit eines zweiten Tierarztes erforderlich.
Landwirt Karl-Heinz Geißler aus Lichtenau verwies am Freitag trotzdem auf die Vorteile eines zentralen, regionalen Schlachthofes, der kurze Transportwege ebenso erlaube wie die Verwirklichung einer regionalen Vermarktung, die im Bewusstsein der Verbraucher immer mehr an Ansehen gewinne.
Die Planungen des Schlachthofes Bühl sehen vor, die Zahl der wöchentlichen Schlachttage künftig von drei auf fünf zu steigern. Nach Ansicht von Geschäftsführer Andreas Bohnert wird sich der Tierbestand in den beiden Landkreisen nicht vergrößern, ebenso wie die Zahl der Metzger. Daraus folgert er, dass ein ertüchtigter Schlachthof Bühl den mengenmäßigen Anforderungen gerecht werden könne.
Er räumte ein, dass in Offenburg die Zahl der jährlich geschlachteten Schweine sich zwischen 60000 und 70000 bewege und diejenige der Rinder bei 3500 liege. In Bühl sind es 15000 Schweine und 2800 Rinder.
Bohnert geht für die Zeit nach 2019 davon aus, dass der renovierte Schlachthof Bühl unterhalb der Summe dieser Zahlen liegen dürfte, weil schon jetzt erhebliche Anteile der Offenburger Schlachttierzahlen von außerhalb der Ortenau zugeliefert werden. Das dürfte dann künftig wohl nicht mehr der Fall sein.
Auch aus Sicht von Manfred Kempter, Geschäftsführer der am Schlachthof Bühl beteiligten Firma Färber, ist Bühl ein ausbaufähiger Standort. „Bühl ist nach einem Ausbau groß genug für die Region und wir sind auch investitionsbereit”, sagte er auf Anfrage der BBZ.
Wegen der Bühler Schwächen gibt es unter den Landwirten bezüglich der Alternative zu Offenburg drei Lager: Neben der Variante Bühl denken einige an eine engere Zusammenarbeit mit Straßburg, zumal der dortige Schlachthof nicht ausgelastet ist.
Geißler hingegen ist fest von der Option Bühl überzeugt und sagt: „Besser der Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.”