Pflanzenbau | 23. Juni 2018

Vorratsschädlinge liegen auf der Lauer

Von Dr. Friedrich Merz, RP Stuttgart
Der Schutz der Vorräte vor Schädlingen ist gut zu planen. Es wird empfohlen, die Mittel nicht vorbeugend, sondern nur gezielt gegen einen festgestellten Befall einzusetzen.
Nur wenige Vorratsschädlinge, wie der Getreidekapuziner, können auch ganze, unversehrte Getreidekörner befallen.
Kurz vor dem Beginn der Getreideernte müssen die Getreidelager auf Schädlingsbefall kontrolliert und für die Einlagerung der neuen Ernte vorbereitet werden. Ein Befall der neuen Ernte geht häufig von überlagerten Vorräten von Getreide oder Futtermitteln aus. In den Lagerräumen bieten Ritzen, Ecken, Fugen oder Schächte sowie Fördereinrichtungen, Maschinen und Geräte den Insekten und Milben Schutz.
Im neu eingelagerten Getreide entwickelt sich ein Schädlingsbefall zunächst unbemerkt in den unteren Schichten. Dies wird oft nicht rechtzeitig erkannt, denn Vorratsschädlinge entwickeln sich oft vom Ei über Larve und Puppe bis zum ausgewachsenen Insekt versteckt innerhalb der Getreidekörner. Erst wenn der voll entwickelte Käfer das Korn verlässt, wird ein Befall äußerlich sichtbar. Dann jedoch ist meistens schon ein größerer Schaden durch Fraß und Verschmutzung des Getreides entstanden.
Vor der Einlagerung der neuen Getreideernte wird Folgendes empfohlen:
  • Alle noch im Lagerraum vorhandenen Restmengen von Getreide sind auf Schädlingsbefall zu kontrollieren. Dabei ist zu beachten, dass sich die lichtscheuen Tiere bevorzugt in den tieferen Schichten aufhalten.
  • Restmengen von befallenem Getreide sollte man fein schroten und verfüttern.
  • Größere Mengen von überlagertem Getreide sind in einen getrennten Raum auszulagern.
  • Böden, Wände, Balken, Fugen und Ritzen sowie Fördereinrichtungen in Getreidespeichern sind zunächst mit Besen und Schaufel gründlich zu reinigen. Nachfolgend sollte alles mit einem leistungsfähigen Industriestaubsauger blank gemacht werden. Bei Beton und Blech kann auch ein Hochdruckreiniger zum Einsatz kommen. Das Abtrocknen braucht aber Zeit.
  • Fugen und Ritzen sollte man ausbessern, um  Unterschlupfmöglichkeiten zu verbauen.
  • Mögliche Eintrittspforten von Feuchtigkeit sind abzudichten, denn nasses Getreide schimmelt oder fault und lockt Schädlinge an.
Kühl und trocken – das ist am wichtigsten
Durch wiederholtes Belüften bei kühlen Außentemperaturen kann man die Bildung von Schwitzwasser verhindern.
Die Vermehrung der Schädlinge, insbesondere von Milben, wird durch eine hohe Temperatur und Feuchtigkeit gefördert. Deshalb sollte Getreide nur gut getrocknet mit weniger als 14 % Feuchtigkeit in kühlen, trockenen und luftigen Räumen eingelagert werden. Optimal sind Temperaturen unter 10 °C. Schwitzwasser bildet sich, wenn erntefrisches Getreide mit hohen Temperaturen eingelagert wird. Durch wiederholtes Belüften bei kühlen Außentemperaturen kann dies verhindert werden.
Ein Einlegen von Schlitzblechen oder Drainageschläuchen kann die Belüftung von Lagergetreide deutlich verbessern. Das Einblasen von kalter und trockener Luft sollte so lange wiederholt werden, bis im Getreidelager sicher Temperaturen unter 10 °C erreicht sind. Warme, wasserreiche Luft darf auf keinen Fall für die Belüftung genutzt werden.
Nur wenige Vorratsschädlinge, wie der Kornkäfer oder der Getreidekapuziner, können unversehrte Getreidekörner befallen. Die meisten Arten benötigen bearbeitetes Getreide oder beschädigte Körner für ihre Vermehrung. Diese Tatsache sollte bei der mechanischen Ein- und Umlagerung von Getreide beachtet werden. Dieses sollte deshalb nur im notwendigen Umfang und möglichst schonend erfolgen.
Hohe Temperaturen und Feuchtigkeit im Getreidelager können auch durch die Aktivität von Schädlingen im lagernden Getreide hervorgerufen werden. Wiederholte Kontrollen der Temperatur im gelagerten Getreide sind erforderlich.
In leeren Lagerräumen
Wenn Schädlingsbefall vorhanden war, ist es sinnvoll, den leeren und gereinigten Speicher mit einem gegen Vorratsschädlinge zugelassenen Mittel zu behandeln. Damit werden auch die versteckt lebenden Schädlinge bekämpft. Neben den Böden müssen dabei auch Decken, Wände, Balken und technische Anlagen wie Fördereinrichtungen gründlich behandelt werden.Bei der Behandlung leerer Getreidelagerräume mit K-Obiol EC25 (40 bis 60 ml auf 100 m²) benötigt man auf wenig aufsaugendem Untergrund mit glatten Oberflächen, wie Steinfußböden und Mauerwerk, 5 l, auf stärker aufsaugendem Untergrund mit rauer Oberfläche, wie Holzfußböden und -wänden in besonders schlechtem Zustand, 10 l Spritzbrühe je 100 m² Fläche. Ausgebracht werden kann die Spritzbrühe mit der Rückenspritze oder mit einer an ein Spritzgerät angeschlossenen Spritzpistole.
Es darf maximal eine Anwendung pro Jahr durchgeführt werden. Bei der Anwendung und auch anschließend sind die vorgeschriebenen Maßnahmen des Anwenderschutzes zu beachten. Insbesondere muss eine ausreichende Belüftung während der Anwendung gewährleistet sein. Des Weiteren kann auch das Stäubemittel Silico Sec mit 10 g/m² mit kompressor- oder motorbetriebener Stäubepistole in leeren Getreidespeichern ausgebracht werden. Die Hinweise in der Gebrauchsanleitung sind unbedingt zu beachten. Die genannten Mittel dürfen nur durch sachkundige Personen angewendet werden.

Mittel richtig anwenden
Informationen zu den im Vorratsschutz zugelassenen Mitteln sind im Merkblatt „Integrierter Pflanzenschutz 2018” in Tabelle eins auf Seite zehn zu finden. Das Merkblatt lag der BBZ 1-2018 bei, ist bei Behörden erhältlich und kann im Internet heruntergeladen werden unter www.ltz-bw.de > Service > Schriftenreihen > Integrierter Pflanzenschutz > Ackerbau und Grünland.
Wie Vorratsschädlinge in bereits eingelagertem Getreide sachgerecht bekämpft werden, wird in einer der folgenden BBZ-Ausgaben beschrieben.