Politik | 07. Januar 2021

Vom positiven Bild eines „Zukunftsbauern”

Von AgE
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, hat die Landwirte zum Umdenken aufgerufen. Das Selbstverständnis dürfe sich nicht darin erschöpfen, Ernährer und Versorger der Bevölkerung zu sein.
„Wir Landwirte sehen uns gerne als Ernährer und Versorger der Bevölkerung – was wir de facto auch sind. Aber die Gesellschaft hat sich verändert und adressiert inzwischen zusätzliche Erwartungen an die Landwirtschaft”, schreibt der Bauernpräsident in seinem Neujahrsgruß. Der Landwirt werde heute nicht mehr nur als Lebensmittelerzeuger gesehen, sondern sollte auch „Gestalter einer zukunftsorientierten Landwirtschaft” sein. Wenn es gelingen könnte, ein positives Bild eines „Zukunftsbauern” in die Öffentlichkeit zu bringen, ließen sich möglicherweise einige Missverständnisse zwischen der Landwirtschaft und den Verbrauchern reduzieren und  ein anderes Image erzeugen, so Rukwied.
Der Jugend Perspektiven geben
Dazu müsse die Landwirtschaft aber auch an einigen Stellen ihre Wirtschaftsweise weiterentwickeln. Diese Veränderung wollten die Bauern selbst gestalten. „Wir Bauernfamilien haben es also in Teilen selbst in der Hand”, unterstreicht der DBV-Präsident. Die Landwirte müssten erkennen, dass sie zum einen den gesellschaftlichen Wandel nicht aufhalten könnten; zum anderen müssten sie einfordern, dass sich die von der Gesellschaft gewünschten Leistungen in der Wertschöpfung der Betriebe wiederfinden.
„Wir wollen unserer Jugend eine Perspektive geben, damit sie ihre Zukunft in der Landwirtschaft sieht. Das geht nur, wenn die Betriebe wirtschaftlich auf soliden Beinen stehen und die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass Bäuerinnen und Bauern in einem harten internationalen Wettbewerb bestehen können”, stellt Rukwied klar. Die beispielsweise von der Bundesregierung angedachten Einschränkungen für die Landwirtschaft beim Insektenschutzgesetz müssten noch deutlich entschärft werden.
Herausfordernd
Rukwied appelliert an die Landwirte, positiv nach vorn zu schauen. Bei der Corona-Pandemie gebe es 2021 Hoffnung auf einen Impfstoff, und in der Landwirtschaft werde es nach drei schweren Jahren hoffentlich auch wieder aufwärts gehen. Allerdings gehe für viele Bauernfamilien erneut ein schwieriges und herausforderndes Jahr zu Ende. Dennoch habe der Bauernverband 2020 wieder echte Erfolge in seiner Arbeit für die deutschen Bauern vorzuweisen. Als im ersten Corona-Lockdown im März die Grenzen nach Osteuropa geschlossen worden seien, habe der DBV erreicht, dass mehr als 40000 Saisonarbeiter mit dem Flugzeug einreisen konnten, betont Rukwied. Zudem habe der Berufsstand in zahlreichen Gesprächen in Berlin und Brüssel mit dazu beigetragen, dass der wichtige Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) der Europäischen Union stabil bleibe. Darüber hinaus werde nun auch in Deutschland die Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) umgesetzt. Dies sei eine langjährige Forderung des DBV, die den Erzeugern mehr Gewicht in der Lieferkette geben werde. Und nicht zuletzt habe der Bauernverband zusammen mit den wichtigsten Vertretern der Milchbranche die gemeinsame Milchstrategie 2030 auf den Weg gebracht, im ersten Schritt die „Branchenkommunikation Milch”, hebt Rukwied hervor. Diese sei in den kommenden vier Jahren mit mehreren Millionen Euro ausgestattet.
Haushaltsgelder sinnvoll einsetzen
Der Verbandspräsident verweist darauf, dass die Haushaltsmittel des Bundeslandwirtschaftsministeriums weiter gewachsen seien. Dies sei ein wichtiger Beitrag für die Zukunftssicherung. Diese Mittel sollten vor allem für mehr Klimaschutz und Ressourceneffizienz sowie für Gewässerschutz und Tierwohl eingesetzt werden. Der Bauernverband arbeite mit Nachdruck daran, dass diese förderpolitischen Impulse tatsächlich und zügig bei den Landwirten ankommen. Dazu seien vor allem im Baurecht und im Immissionsschutzrecht schnelle Entscheidungen der Koalition nötig, die unter anderem den Bau von Tierwohlställen einfacher möglich machten.
Rukwied erinnert auch an die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Diese stellt seiner Ansicht nach ein verbessertes Angebot für die Weiterentwicklung von landwirtschaftlichen Biogasanlagen dar, wobei bei der Förderung der Güllevergärung noch nachgelegt werden müsse.