Politik | 28. Oktober 2021

„Vom Hof zum Teller” passiert EU-Parlament

Von AgE
Das Europaparlament hat sich grundsätzlich hinter die Farm-to-Fork-Strategie („vom Hof zum Teller”) der Europäischen Kommission gestellt. Es hat aber die darin aufgeführten konkreten Ziele zum Pflanzenschutzmitteleinsatz und zum ökologischen Landbau nicht bekräftigt.
Das Europaparlament segnete an seinem Standort Straßburg (Bild) die Farm-to-Fork-Strategie im Grundsatz ab, aber nicht in allen Punkten.
Nach dem Willen der Brüsseler Behörde sollen  der chemische Pflanzenschutz bis zum Jahr 2030 halbiert und der Ökolandbau auf 25 Prozent der Gesamtfläche ausgedehnt werden.
Insgesamt votierten am 19.Oktober in Straßburg 452 Europaabgeordnete für die Entschließung, mit der die Strategie im Grundsatz und diverse einzelne Forderungen befürwortet werden, 170 stimmten dagegen. Vergleichsweise knapp, zumindest für die Verhältnisse in der EU-Volksvertretung, fiel dabei die Entscheidung über einen Änderungsantrag zur Frage aus, ob die Kommission verbindliche Ziele zur Pflanzenschutzmittelreduktion vorschreiben solle oder nicht. Lediglich eine Mehrheit von 355 gegen 307 der Abgeordneten lehnte die eingebrachte Forderung ab, in der Resolution nicht auf die Festschreibung verbindlicher Ziele zu setzen.
Kein konkreter Wert
Ein konkreter Wert, wie ihn die Kommission mit dem Minus von  50Prozent bis 2030 in der Nachhaltigkeitsstrategie fordert, wird in der Parlamentsentschließung allerdings auch nicht genannt.
Das Parlament stellte sich aber hinter die Kommissionsziele, dass bis zum Jahr 2030 eine Halbierung der landwirtschaftlichen Nährstoffverluste und eine Umwandlung von zehn Prozent der Agrarflächen zum Schutz der Biodiversität erreicht werden sollen.
Mit Blick auf den Pflanzenschutz pochen die Europaabgeordneten auch auf eine Verbesserung der Zulassungsverfahren und eine intensivere Überwachung der Anwendungsbestimmungen zum Schutz von Bestäubern und der Artenvielfalt. Zum „Fit für 55”-Paket fordert das Parlament, dass „ehrgeizige Ziele” für die Emissionen aus der Landwirtschaft und der damit verbundenen Landnutzung festgelegt werden. Dabei sollen nach dem Willen der Abgeordneten auch strenge Kriterien für erneuerbare Energien auf Biomassebasis gelten. Überdies drängen sie darauf, dass natürliche Kohlenstoffsenken wie Moore wiederhergestellt beziehungsweise deren Beitrag zum Klimaschutz gesteigert wird.
Auch zum Tierschutz äußern sich die Straßburger Volksvertreter in ihrer Resolution, die nicht rechtsverbindlich ist. Sie plädieren für die Anwendung wissenschaftlich fundierter Tierschutzindikatoren und für eine stärkere Harmonisierung der gesetzlichen Vorgaben.
Aus Käfignutzung aussteigen
Das Parlament spricht sich für einen schrittweisen Ausstieg aus der Käfignutzung in der EU-Tierhaltung aus. Klargestellt wird, dass tierische Produkte, die nicht aus der EU stammten, nur dann zugelassen werden sollten, sofern sie die hiesigen Standards erfüllten. Im Hinblick auf den Ökolandbau plädieren auch die Europaabgeordneten für eine Ausweitung. Das Ziel der Kommission wird aber nicht genannt. Gefordert werden jedoch Initiativen zur Stimulierung der Nachfrage nach Bioprodukten.
Unterdessen mahnte der Berichterstatter des Landwirtschaftsausschusses, Herbert Dorfmann, dass die Vorgaben der Farm-to-Fork-Strategie nicht allein bei den Landwirten hängenbleiben beziehungsweise diesen aufgebürdet werden dürften.
Ruf nach mehr Innovationen
Als „ambitioniert” bezeichnete der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses, Norbert Lins, die Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie. Um diese zu erreichen, brauche es mehr Innovationen.
Insgesamt 27 Dachverbände des europäischen Agrarsektors forderten nach dem Votum des Europaparlaments einen klaren Fahrplan zur Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie. Wie die Unterzeichner der gemeinsamen Stellungnahme – darunter die EU-Ausschüsse der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) – in Richtung Brüsseler Kommission erklärten, können die bis zur gesetzten Frist im Jahr 2030 angestrebten Anpassungen „nicht von heute auf morgen” erfolgen.