Pflanzenbau | 26. Juni 2015

Unkrautbekämpfung im Vordergrund beim Versuchsfeldtag in Orschweier

Von Heinrich von Kobylinski
Strahlender Sonnenschein herrschte am 17. Juni beim Versuchsfeldtag des Landwirtschaftsamtes Ortenaukreis in Orschweier. In der staatlichen Anlage präsentierten sich die Kulturen in einem guten bis sehr guten Zustand.
Die Pflanzenschutzversuche im Mais stießen auf starkes Interesse. ZG-Produktmanager Hubert Sprich erläutert eine Behandlungsstrategie.
Bei der Begehung und Besprechung der Versuche wurde deutlich, dass der Pflanzenschutz immer wichtiger wird. Gründe dafür sind der Klimawandel sowie die Einwanderung von neuen Unkräutern und exotischen Schädlingen. Hinzu kommen vermehrte Resistenzen bei gleichzeitig rückläufigen chemischen Bekämpfungsmöglichkeiten.
Für Pflanzenschutzberater Volker Heitz vom Landwirtschaftsamt Offenburg werden daher vorbeugende Maßnahmen immer wichtiger. Hierzu gehört neben einer vielseitigen Fruchtfolge auch der Einsatz von robusten Sorten. Zu beachten ist auch das frühzeitige Abschlegeln der Feldränder als Hygienemaßnahme. Es mindert die Gefahr von Infektionen mit Getreideviren ebenso wie das Einwandern von bestimmten Unkräutern. Als neueste Herausforderung nannte Heitz die Spitzklette, die ebenso hoch wie der Mais werden könne. Eine Besonderheit war in diesem Jahr auch das Auftreten der Ackerwinde, die wegen der Bodenkälte erst spät auflief – nach dem Ampfer. Im Gegensatz zu Nordbaden war im Süden die Niederschlagsversorgung gut, weshalb die Vorauflaufbehandlung befriedigende Wirkung zeigte.
Terbuthylazin (TBA) in der Kritik
In den  Pflanzenschutzversuchen war die zunehmende „Ächtung” von Terbuthylazin (TBA) ein wichtiger Gesichtspunkt. Es ist der im Mais am häufigsten eingesetzte Wirkstoff. Er gehört wie das verbotene Atrazin zur Gruppe der Triazine. Aktuell ist es derjenige Pflanzenschutzwirkstoff, der am häufigsten im Grundwasser gefunden wird. Auf flachgründigen und durchlässigen Böden soll TBA ohnehin vermieden werden. In Wasserschutzgebieten ist die Ausbringung verboten, in Frankreich sogar generell.
Andererseits ist TBA kulturpflanzenverträglich, preiswert und effektiv. Es wirkt hauptsächlich über den Boden, aber auch die Blätter. TBA ist zudem ein verstärkender Partner in Verbindung mit anderen Wirkstoffen, weshalb es in vielen Kombimitteln anzutreffen ist. So werden, zusammen mit Blattwirkstoffen und gegebenenfalls mit einem Gräserwirkstoff,  auch schwer bekämpfbare Unkräuter und Ungräser erfasst. 
Suche nach Alternativen zu TBA
Die Versuche in Orschweier sollen mögliche Alternativen aufzeigen. Dabei muss zunächst darauf geachtet werden, ob am Standort die Mischverunkrautung mit zweikeimblättrigen Unkräutern und der Hirse noch „normal” ist. Wenn das zutrifft, können als TBA-Ersatz beispielsweise die blattaktiven Wirkstoffe Nikosulfuron und Mesotrione (Präparat Elumis) eingesetzt werden oder die Kombination Topramezone mit dem Bodenwirkstoff Dimethenamid (Clio Star) sowie die Kombination aus Tembotrione mit dem blattaktiven Bromoxynil (Laudis express).     
Soll weitgehend auf TBA verzichtet werden, verengt sich die Auswahl bei den Kombipacks beträchtlich. In Orschweier zeigten die Nullparzellen starken Hirsenbesatz mit Gänsefuß und nesterweise Knöterich. Unter diesem starken Befallsdruck bewährten sich die Herbizid-Packs Elumis + Peak + Dual Gold, wobei die Bodenwirkung vor allem vom S-Metachlor kommt, das in Dual Gold vorhanden ist. Peak enthält den Wurzel- und Pflanzenwirkstoff Prosulfuron, ein Sulfonylharnstoff mit starker Queckenwirkung. 
Gleichfalls als wirksam hat sich die Kombination aus Clio Star und Spectrum Pack erwiesen. Es ist ein lang anhaltendes Herbizid-Paket, wobei Spectrum Pack in sich schon eine Kombination ist aus dem Bodenwirkstoff Dimethenamid-P und dem bewährten Pendimethalin ist, das auch als Einzelpräparat Stomp vertrieben wird.
Bei starkem Auftreten der Ackerwinde empfahl Heitz den Einsatz von Banvel. Es erfasst auch die Kratzdistel. Eine weitere Schadpflanze mit wachsender Bedeutung ist das Erdmandelgras. Zu dessen Bekämpfung hat bis Ende Juli das Präparat Permit (Wirkstoff Halosulfan-Methyl) eine Zulassung für Notsituationen erhalten. Heitz berichtete von starkem Vorkommen um das untere Kinzigtal und um Emmendingen. Er ergänzte, dass herkömmliche Gräsermittel gegen dieses Sauergras nur unzureichend wirksam sind. Mit Permit kann auch die Ambrosia bekämpft werden. 
Feste Preise zur Ernte erwartet
Beim Versuchsfeldtag in Orschweier machte Franz Utz Hoffnung auf kostendeckende Erntepreise. Nach Darstellung des Abteilungsdirektors für Marktfrüchte bei der ZG Raiffeisen wächst der globale Verbrauch von Getreide und Mais weiter. Die Felderträge hingegen werden 2015 nicht überall das letztjährige Rekordniveau erreichen. Wegen der Frühjahrstrockenheit müssten Abstriche bei der kommenden Raps- und Getreideernte gemacht werden. Man werde im Inland statt 50 bestenfalls 47 Millionen Tonnen Getreide dreschen. Die Rapsernte werde möglicherweise 20 Prozent niedriger ausfallen als 2014.Die Getreidemühlen hätten sich mit Kontrakten noch nicht gebunden. Der schwache Euro begünstige Exporte aus der EU, erklärte Utz. Die europäischen Landwirte seien in einer günstigen Marktsituation – verglichen mit den USA, wo der Export vom starken Dollar gebremst wird. Außerdem könnte dort die Vogelgrippe den Futterverbrauch in der Geflügelmast spürbar senken.
Mit Blick auf das Wetter hofft Utz, dass der Fusariumbefall hierzulande in diesem Jahr kein großes Thema sein wird. Dazu ließ der Vermarktungsexperte wissen, dass sich Winterweizen mit auffälligen DON- und ZEA-Werten deutlich schwieriger verkaufen lässt als belasteter Körnermais.
Mike Möllmann von Baden Agrar ergänzte, dass auch er mit festen Erntepreisen rechne. Unabhängig davon werde man in Friesenheim die Annahmekapazitäten vergrößern, sodass die Maisanlieferung noch zügiger verlaufen werde. Die Getreidekampagne könne man noch mit den bisherigen Installationen bewältigen.