Pflanzenbau | 29. Juni 2017

Versuchsfeld in Orschweier bleibt erhalten

Der Versuchsfeldtag in Mahlberg-Orschweier am 23. Juni wurde von zahlreichen Landwirten als Informations- und Branchentreffen genutzt. Die Kulturen zeigten sich in gutem bis sehr gutem Zustand. Im Vergleich zu anderen Standorten war die Witterung vor Ort verhältnismäßig ausgeglichen.
Der stellvertretende BLHV-Präsident Karl Silberer (mit Mikrofon) zeigte sich zufrieden über die Nachricht, dass das Versuchsfeld in Orschweier erhalten bleibt. Dr. Rainer Moritz (rechts daneben) hatte diese Nachricht zuvor als Leiter des Landwirtschaftsamtes Offenburg verkündet.
Dr. Rainer Moritz, Leiter des zuständigen Offenburger Landwirtschaftsamtes, betonte bei der Eröffnung, dass das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart auch weiterhin am Prüfstandort im Oberrheingebiet für neutrale Prüfversuche festhalten werde. Allerdings werde die Gesamtzahl der Versuchsfelder in Baden-Württemberg wahrscheinlich reduziert. 
Trockenheit und hoher Unkrautdruck
Der Unkrautdruck ist hoch, das unbehandelte Fenster zeigt es.
In Orschweier waren trotz der vorausgegangenen Tage mit hohen Temperaturen keine Trockenschäden zu erkennen. Der Weizen allerdings zeigte schon Zeichen beginnender Abreife, insbesondere bei den frühen Sorten. Angesichts der knappen Wasserreserven im Boden war bei den Landwirten viel Besorgnis spürbar über die weitere Witterungsentwicklung in diesem Sommer.
Im Frühjahr hatte die Frostperiode um den 19. April im Ackerbau hauptsächlich den früh gesäten Maisbeständen geschadet. In Orschweier wurde erst am 24. April gesät. Die Vertreter der Industrie zeigten sich überrascht von den fortgeschrittenen und wüchsigen Beständen am Oberrhein. In höher gelegenen Gebieten sei der Mais durch sein zögerliches Auflaufen und durch seine langsame Jugendentwicklung zu einem Sorgenkind geworden. Die Bestände reagierten deshalb auch empfindlich auf den Herbizideinsatz. In Orschweier herrschte dafür starker Unkrautdruck, insbesondere durch Ackerwinde, Ampfer, Weißen Storchschnabel, Knöterich und auch Ehrenpreis. Auffallend war auch das Auftreten des Schachtelhalms – nur wenige Pflanzenschutzvarianten bringen bei diesem Unkraut einen echten Bekämpfungserfolg. Ansonsten zeigten die Spritzmittel in allen Varianten gute Erfolge, weil auch der Applikationstermin glücklich gewählt war. Kurz vor der Nachauflaufspritzung am 22. Mai hatte es ausreichend geregnet, außerdem wurde es ausreichend warm, sodass der Stoffwechsel der Pflanzen nicht behindert wurde. In anderen Jahren zeigten sich die Unterschiede deutlicher.
Pflanzenschutzberater Volker Heitz berichtete von hohen  Nmin-Werten in diesem Frühjahr und stellte einen starken Unkrautdruck fest. Er ermahnte die Landwirte, beim Spritzen noch mehr auf den Fünf-Meter-Gewässerabstand, die Abdriftgefahr und den Windeinfluss zu achten. Auch bei großen Arbeitsbreiten dürfe das Spritzgestänge nicht zu hoch geführt werden.
Beim Unkraut verwies er auf eine regionalen Besonderheit: Das exotische und schwer bekämpfbare Erdmandelgras breitet sich zusehends aus: Konzentrierte sich das Vorkommen bisher auf das untere Kinzigtal, so ist es inzwischen auch ins Rheintal zwischen Lahr und Achern vorgedrungen. Die chemische Bekämpfung ist laut Heitz mit Halosulfuron (Präparat: Permit) möglich. Es handelt sich um eine Notfallzulassung nach Artikel 53 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009. Diese wurde allerdings erst am 22. Juni ausgesprochen und gilt bis 19. Oktober 2017.  
Herbizide wirken unterschiedlich
Er wies darauf hin, dass der Wirkstoff Terbuthylazin von amtlicher Seite nicht empfohlen wird. Einerseits überzeugt er zwar durch seine breite Wirkung über Blatt und Boden, andererseits ist er verwandt mit dem
Atrazin, das schon seit Jahren nicht mehr gespritzt werden darf. Terbuthylazin darf nicht in Wasserschutzgebieten eingesetzt werden. Aber es gibt Alternativen in Form von Wirkstoffkombinationen, beispielsweise die ZG-Variante mit dem Blattwirkstoff Tembotrione (Laudis) und dem bewährten Bodenwirkstoff Dimethenamid (Präparat Spectrum, als Nachfolger von Clio). Damit wird eine gute Wirkung erreicht, bei ausreichender Verträglichkeit für die Maiskultur, wenn es nicht zu kalt ist.
Eine interessante Alternative könnte auch das Präparat Adengo werden, das seine Zulassung möglicherweise im nächsten Jahr erhalten wird. In Orschweier konnte es überzeugen und hatte sogar auf den Schachtelhalm einen wachstumsdämpfenden Einfluss.
Herbizidanbieter suchen nach Lösungen
Zum Zeitpunkt der Sojaaussaat war der Boden stellenweise zu nass für die anspruchsvollen Pflanzen, was lückige Bestände zur Folge hat.
Das Bodenherbizid Spectrum wurde am Versuchsfeld von mehreren Firmen als Mischungspartner eingesetzt, zusammen mit weiteren Paketen, die auf eine unterschiedlich ausgeprägte Blattwirkung konzentriert sind.
Bayer beispielsweise vereint mit  MaisTer power gleich drei Wirkstoffe – Foramsulfuron, Iodosulfuron und Thiencarbazone. Man hat damit mehrere Angriffspunkte in der Pflanze und eine zusätzliche Sicherheit vor der Resistenzbildung. Bei Spiess Urania wird Spectrum zusammen mit Task eingesetzt, das mit den Wirkstoffen Dicamba und einem Sulfonylharnstoff den Schwerpunkt auf die Gräserbekämpfung legt. Mit einem Zusatz von Laudis (Tembotrione) werden auch Storchschnabel und Gänsefußarten erfasst. Ähnlich wirkungsvoll ist der Zusatz des Wirkstoffs Bromoxynil, der insbesondere große Unkräuter erfasst.
Auch die BASF befasste sich in ihren Herbizidversuchen mit der Vorauflaufanwendung. Am 3. Mai wurde Spectrum Aqua Pack eingesetzt, das trotz trockener Bodenverhältnisse gut wirkte, allerdings auch mit keinem sonderlich hohen Druck durch Ackerfuchsschwanz konfrontiert war. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen konnte Syngenta mit der Strategie einer gesplitteten Ausbringung im Vor-  und Nachauflauf keinen sichtbaren Erfolg gegenüber den anderen Varianten erzielen.
Anders als beim Mais ist der Herbizideinsatz im Sojaanbau überwiegend auf den Vorauflauf angewiesen. Was hier nicht funktioniert oder versäumt wurde, kann  im Nachauflauf nicht mehr nachgeholt werden, ohne dass die Kulturpflanze erheblich geschädigt wird. Wegen der fehlenden Bekämpfungsoptionen aber nehmen Unkräuter wie die Winde oder der Storchschnabel schnell überhand. In Orschweier herrschte unter den VA-Bedingungen viel Feuchtigkeit, sodass die Soja-Kulturen durch die Folgen der chemischen Bekämpfung am 10. Mai stärker als sonst behindert waren. Dennoch konnte das Durchwachsen des Unkrauts, insbesondere der Winde, verhindert werden. Auf dem Feldtag war den Äußerungen von konventionell wirtschaftenden Landwirten zu entnehmen, dass die neuen europäischen Rahmenbedingungen zum Anbau von Soja gravierende Konsequenzen haben. Die Sojaerzeuger bedauern, dass es ihnen im nächsten Jahr nicht mehr möglich sein wird, auf ökologischen Ausgleichsflächen chemischen Pflanzenschutz zu betreiben. Für 2018 stellten deshalb viele der Anwesenden den Sojaanbau in Frage.