Land und Leute | 17. Oktober 2018

"Verkauft euch nicht unter Wert"

Von Gerda Oswald
Die Brennsaison für Baden wurde vergangene Woche bei Anneliese und Fridolin Baumgartner in Vogtsburg-Oberbergen eröffnet. Mit regionaler Vermarktung und geografischen Ursprungsbezeichnungen soll der Verkauf vorangetrieben werden.
„In der engen Verbindung von Gastronomie, Tourismus und Natur gehört der Edelbrand dazu. Bewahrt diesen einmaligen Schatz”, sagte der international agierende Winzer, Gastronom und SC Freiburg-Präsident Fritz Keller aus Oberbergen, der die Eröffnung vornahm. Seine Gäste und Geschäftspartner würden die hohe Qualität aus Baden sehr schätzen. „Diese Wertigkeit muss beim Verbraucher ankommen, verkauft euch nicht unter Wert”, so sein leidenschaftlicher Appell.Er sei stolz darauf, die Brennsaison eröffnen zu dürfen.
Stießen auf die neue Saison an (von links): Dieter Blaeß, Ulrich Müller, Reinhold Pix, Fritz Keller, Fridolin Baumgartner und Benjamin Bohn.
Ulrich Müller, Vorsitzender des Verbandes Badischer Klein- und Obstbrenner, berichtete vom Frostjahr 2017 und dem Jahr 2018 mit großer Trockenheit, was den Brennern Sorgen bereite. Brenner und Winzer seien die Architekten einer Kulturlandschaft, die es zu erhalten gelte. Das erste Jahr nach dem Branntweinmonopol verlange viel Engagement von den Brennern. Nicht jedem liege die Vermarktung seiner Produkte.
Müller plädierte für eine regionale Vermarktung und Gründung eines Schutzverbandes für geografische Angaben. Hierzu erbat er Hilfe vom Stuttgarter Landwirtschaftsministerium.
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Reinhold Pix pflichtete ihm bei. Die Verbraucher bräuchten ein Bild zum Produkt. Er berichtete, dass in Karlsruhe eine Vollzeitstelle eingerichtet werde, mit der Aufgabe, die Verbänden beim Thema geografische Ursprungsbezeichnung zu unterstützen.
Ulrich Müller ergänzte, dass Prämierungen wie „Baden Best Spirits” ebenfalls ein Weg in die Öffentlichkeit und Qualitätsmerkmal seien. Weiter sollten Betriebe bei den Landesgartenschauen und Messen präsent sein. Er dankte den Landfrauen, vertreten von der Vorsitzenden Marianne Wangler aus Oberbergen, welche viel Aufklärungsarbeit über die heimischen Produkte betreiben: „Ihr seid das Gesicht der Betriebe, wir sind froh, dass wir euch haben.” 
Der Verband will bei der neuen Alkoholverordnung beantragen, dass Stoffbesitzer gemeinsam einschlagen dürften. So könne man eine bessere Qualität und Wirtschaftlichkeit erreichen. Weiter sollte das Brennkontingent pro Betrieb von 300 auf 500 Liter erhöht werden.
So aufregend wie der Hochzeitstag
Der Vogtsburger Bürgermeister Benjamin Bohn fand, dass immer mehr jüngere Menschen sich für das Brennen interessieren. Das Veredeln von regionalen Produkten sei für viele spannend. Abteilungspräsident Dieter Blaeß vom Regierungspräsidium berichtete, dass im kommenden Jahr 16 junge Brenner ihre Ausbildung zum Meister abschließen werden. Eine gute Ausbildung sei der Garant für Qualität.
„Der erste Brenntag am 2. Januar 1983 war mindestens genauso aufregend wie unser Hochzeitstag”, erinnerte sich Gastgeber Fridolin Baumgartner. Die ersten drei Jahre hatte er Trester gebrannt, neben Kirschwasser noch immer sein Lieblingsbrand. Nach und nach kaufte er Brennrechte hinzu und baute vor 30 Jahren Räume zu Ferienwohnungen aus. Diese sind neben der Brennerei und den Rebbergen die wichtigsten Einnahmequellen. Die Feriengäste wurden zu Kunden und Werbebotschaftern. 
Mit Fritz Keller hat Baumgartner einen echten Genießer als Kunden und die Edelbrände reisen buchstäblich um die Welt. Mit viel Fleiß, Zusammenhalt in der Familie und Leidenschaft für Brände kamen der Erfolg und hoch prämierte neue Ideen wie etwa Wirblika, ein Wildrebenblütengeist. Das Obst ist teils selbst erzeugt, teils zugekauft. „Ich habe nie eingemaischtes Obst gekauft, sondern selbst geerntet”, sagt Baumgartner. Deine Brände sind unerreicht”, gab es  Lob von Fritz Keller.