Politik | 06. Juni 2019

Umweltaspekte vor Lebensmitteln

Von AgE
Gut zwei Drittel der Bundesbürger wünschen sich, dass Umwelt- und Klimaaspekte in der Agrarpolitik eine größere Rolle einnehmen.
Den Ausbau der erneuerbaren Energien halten 92 Prozent der Befragten für wichtig.
Das ist ein Ergebnis der jüngsten Umweltbewusstseinsstudie. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wurden dazu rund 4000 Personen befragt. Vorgestellt wurde die Studie am Dienstag vergangener Woche von Bundesumweltministerin Svenja Schulze und der Präsidentin des Umweltbundesamtes (UBA), Maria Krautzberger, in Berlin.
Die Bevölkerung ist demnach mehrheitlich der Ansicht, dass Industrie, Bund und Kommunen nicht genug für den Umwelt- und Klimaschutz tun. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft ist es 45 Prozent der Befragten am wichtigsten, dass der Sektor möglichst geringe Umwelt- und Klimabelastungen verursacht. Erst an zweiter Stelle kommt die Versorgung der Bevölkerung mit vielfältigen, hochwertigen und gesunden Lebensmitteln; dieses agrarpolitische Ziel wird von 43 Prozent der Befragten auf den ersten Rang gesetzt.
Mit 86 Prozent bejahte eine deutliche Mehrheit indes den Eindruck, dass sich die Landwirtschaftspolitik an den Interessen der Industrie ausrichte. Dass sich diese aktuell am Umwelt- und Klimaschutz orientiere, meinen dagegen nur 22 Prozent der Befragten. Grundsätzlich schätzen der Studie zufolge 64 Prozent der Menschen in Deutschland den Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtige Herausforderung ein; das sind elf Prozentpunkte mehr als 2016. Den Zustand der Umwelt in Deutschland bewerten rund 60 Prozent der Befragten als gut, während es 2016 aber noch 75 Prozent waren.
Mehr Selbstkritik
Auch die Selbstkritik hat zugenommen: Nur noch knapp jeder Fünfte ist der Ansicht, dass die Bürger genug oder eher genug tun, verglichen mit 34 Prozent vor zwei Jahren.
Große Zustimmung gibt es nach wie vor zu den Zielen und Strategien der Energiewende. Die Steigerung der Energieeffizienz durch neue Technologien für das Gelingen der Energiewende halten 95 Prozent für wichtig, den Ausbau der erneuerbaren Energien 92 Prozent. Etwa 81 Prozent der Befragten teilten die Ansicht, dass die Energiewende zu langsam vorangeht. Gleichzeitig kritisierten 76 Prozent, dass die Kosten der Energiewende zu ungleich verteilt seien.
Schulze: Dringlichkeit angekommen
Für Ministerin Schulze zeigt die Studie, dass die Dringlichkeit des Umwelt- und Klimaschutzes in den Köpfen der Bürger angekommen ist. Zugleich sehe die Mehrheit Defizite beim Handeln. Diese Befunde versteht die SPD-Politikerin als Auftrag. Der Staat müsse für bessere Rahmenbedingungen beim Klimaschutz sorgen, so die Umweltministerin.