Politik | 15. Oktober 2020

Umschichtung gleich, keine Weideprämie

Von AgE
Im Jahr 2021 werden wie bereits in diesem Jahr sechs Prozent der EU-Direktzahlungen für Förderprogramme in der Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) umgeschichtet.
Sechs Prozent Umschichtung unterschiedlich beurteilt: Die Union spricht von einem wirksamen Zeichen für Umwelt- und Klimaschutz; für die Grünen ist es „halbherzig”.
Eine  Änderung des Direktzahlungen-Durchführungsgesetzes hat der Bundestag am 8. Oktober mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von CDU/CSU und SPD bei Enthaltung der Linken und der Grünen sowie gegen die Stimmen von AfD und FDP beschlossen.
Unionsberichterstatter Hermann Färber sprach von einem wirksamen Zeichen, dass man die Forderung der Öffentlichkeit nach mehr Maßnahmen für Umwelt- und Klimaschutz ernst nehme. Damit stünden 2022 insgesamt 295 Millionen Euro zusätzlich für die Förderung der ländlichen Räume zur Verfügung. Wichtig sei, dass die Gelder in erster Linie an die landwirtschaftliche Mittelvergabe gebunden blieben. SPD-Agrarsprecher Rainer Spiering räumte ein, dass ihm eine Umschichtung in Höhe der EU-rechtlich möglichen 15 Prozent lieber gewesen wäre, und bekräftigte seine grundsätzliche Kritik an der Flächenförderung.
Grüne: Halbherzig
Grünen-Kollege Friedrich Ostendorff bezeichnete die sechs Prozent Umschichtung als halbherzig und forderte erneut substanzielle Maßnahmen zur Neuausrichtung der Agrarpolitik. Auch Kirsten Tackmann von der Linksfraktion bekräftigte den grundlegenden Reformbedarf in der Agrarpolitik und forderte eine konsequente Durchsetzung des Prinzips „öffentliches Geld für öffentliche Leistung”. Für den agrarpolitischen Sprecher der FDP,  Clemens Hocker, hat die Umschichtung lediglich den Effekt, dass die Landwirte künftig für das gleiche Einkommen mehr Auflagen erfüllen müssen. Auch AfD-Agrarsprecher Stephan Protschka kritisierte die Umschichtung als weitere Belastung für die bäuerliche Landwirtschaft.
Erneut gescheitert ist im Bundestag eine Initiative zur Einführung einer Weidetierprämie. Einem von der Linken vorgelegten Entschließungsantrag stimmten lediglich noch die Grünen und die AfD zu, während CDU/CSU, SPD und FDP dagegen votierten.  Ebenfalls keine Mehrheit fand der FDP-Antrag, einen „ergebnisoffenen Dialog” mit den Landwirten über das  „Agrarpaket” der Bundesregierung und die Düngeverordnung zu führen. Hocker warf der Bundesregierung Ignoranz gegenüber den Forderungen der Landwirte vor. Die Koalition sprach von einem „Schaufensterantrag”, nachdem die Novelle der Düngeverordnung als Reaktion auf die Verurteilung Deutschlands vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) längst beschlossen worden sei.
Schließlich beschloss der Bundestag ohne Gegenstimmen das Dritte Gesetz zur Änderung agrarmarktrechtlicher Bestimmungen. Mit dem Gesetz werden Teile des Corona-Unterstützungspakets umgesetzt, das die EU-Kommission Ende April aufgelegt hatte. Damit gibt es grünes Licht für Markstabilisierungsmaßnahmen für den Kartoffelsektor, für Milch und Milcherzeugnisse sowie für Pflanzen und Waren des Blumenhandels.