Land und Leute | 30. August 2018

Gutes Zielen und stilles Verweilen

Von Sylvia Pabst und Petra Littner
Richtung Bodensee geht es zum Abschluss von Urlaub bei uns, etwa 25 Kilometer nördlich von Überlingen verspricht Pfullendorf mit Fußballgolf Spiel und Spaß. Besinnlicher wird es dann in der Wallfahrtskirche in Baitenhausen und in der Kapelle St. Martin in Daisendorf.
awohl! In dem Fall muss das Runde ins Runde! Beim Fußballgolf kommt es darauf an, mit möglichst wenigen Schüssen den Ball ins Ziel zu bringen.
1896 wurde festgelegt, dass Fußballfelder nicht mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden dürfen. Wie gut, dass dies nicht für das 30 000 Quadratmeter große Fußballgolf-Gelände im Seepark Linzgau bei Pfullendorf gilt. Hier wächst oder ragt so manches aus dem Boden, das als Hindernis umspielt oder als Ziel getroffen werden soll, darunter sogar ein umfunktioniertes Klohäuschen: Richtig abziehen, und der Ball ist versenkt. Es steht auf einer der 18 Bahnen, die nacheinander per Fußball bespielt werden. Mal sind es Torwände, häufig ist das zu treffende Ziel ein gekennzeichnetes Loch im Boden, ganz am Schluss gilt es das, Himmelstor zu treffen.  An einer Station wird sogar angezeigt, mit welcher Wucht beziehungsweise Geschwindigkeit der Ball im Tor landet. Je weniger Schüsse nötig sind, um den Ball einzulochen, umso besser – wie beim Golf oder Minigolf also. Auf einer entsprechenden Spielkarte werden die Ergebnisse eingetragen. Mitunter braust Applaus auf, denn manche der Stationen sind mit Lautsprechern ausgestattet, zum Teil versetzen sie die Spielerinnen und Spieler in den Siegestaumel von 1954, als Radiosprecher Herbert Zimmermann lautstark verkündete: „Deutschland ist im Endspiel der Fußballweltmeisterschaft!” Und immer wieder gibt es zwischen all den Hindernissen und entlang der oft kurvigen bis hügeligen Bahnenführung Tafeln, die über verrückte Fußballregeln aufklären, Plakate zurückliegender WMs zeigen, sich dem Wunder von Bern oder dem Frauenfußball widmen.
Wer dann noch nicht genug hat, kann nebenan beim Abenteuer-Golf sein Glück versuchen, das wie Minigolf per Schläger bespielt wird, wobei die 18 pfiffig gestalteten Bahnen regionale Bezüge aufweisen, etwa zur Burg Meersburg, zum Rheinfall oder zur Bodensee-Regatta. Die beiden speziellen Golfplätze sind am Seepark Parkplatz West angesiedelt und haben von Juli bis September täglich geöffnet, in den anderen Monaten von April bis November gibt es zeitliche Einschränkungen. Info: www.seepark-golf.de, Telefon 07552/9281300. Zwischen Sigmaringen, Pfullendorf und Überlingen fährt der Regiobus Donau-Bodensee, Linie 500. Nächstgelegener Halt Nähe Seepark Eingang West ist Theuerbach. Wer mit dem E-Bike kommt, findet eine Ladestation  gegenüber dem Restaurant, direkt an der Wand des öffentlichen WC-Gebäudes. Mitbringen von Hunden ist auf dem Gelände nicht erlaubt. Parkplätze am Westeingang.

Kulturelle Schätze
Die Wallfahrtskirche Maria zum Berg Karmel thront auf einer Anhöhe bei Baitenhausen.
Oft sind es die kleinen Dinge, die einen Ausflugstag vollkommen machen. Zum Beispiel eine blühende Landschaft, eine weite  Aussicht, ein ruhiges Plätzchen oder auch die Ausstrahlung besonderer Bauwerke. In der Nähe von Meersburg lässt sich  von all dem etwas genießen.  Tatsächlich reihen sich die Sakralbauten im Linzgau auf der Route der Oberschwäbischen Barockstraße wie eine Perlenkette aneinander. Darunter die kleine Wallfahrtskirche in Baitenhausen, einem Ortsteil von Meersburg. Sie trägt den Namen Maria zum Berg Karmel.
Das barocke Bauwerk wirkt von außen eher schlicht. Den Innenraum jedoch schmücken wundervolle Deckenmalereien  von Johann Wolfgang Baumgartner (1760), vier reich verzierte Altäre und  aufwendige Fresken an den Decken des Querhauses. Gemälde und Heiligenfiguren tragen zur üppigen Pracht des Kulturdenkmals bei.
 Rund um die Kapelle laden Sitzbänke zum Verweilen und zu einem tollen Rundblick ins Salemer Tal ein. Wer die Anhöhe umrundet, lernt eine  Postkarten-Perspektive auf das kostbare Kulturdenkmal kennen.
Der Rundweg führt rechts neben dem Kirchlein  über eine Treppe bergab und lässt sich dank guter Beschilderung beliebig erweitern. Daneben lädt das Gasthaus Grüner Berg zur Einkehr ein (Montag Ruhetag).

Freskenzyklus
Die St. Martin-Kapelle liegt direkt am Radweg. In ihrem Innern sind einzigartige Fresken zu entdecken.
Bescheiden zeigt sich hingegen die Kapelle St. Martin im etwa dreieinhalb Kilometer entfernten Daisendorf. Diese ist dennoch bemerkenswert ausgestattet mit  einem Freskenzyklus, der zu den reizvollsten Wandmalereien im westlichen Bodenseekreis gehört. Zwischen 1987 und 1991 wurden die Fresken restauriert, mehrere Farbschichten ließen dabei mehrfache frühere Überarbeitungen vermuten. Als besonderes Schmuckstück gilt zudem  eine  spätgotische Pietà, eine Darstellung der trauernden Maria.
Die Weiheurkunde der St. Martin-Kapelle ist auf den  20. Juni 1508 datiert,  Daisendorf wird erstmals 1222 urkundlich erwähnt. Heute spielt sich das kirchliche Leben   sowohl für die evangelische als auch für die katholische Gemeinde  in der altehrwürdigen Kapelle St. Martin ab. Im Anschluss an die Gottesdienste kann man die Kunstwerke bestaunen. Ansonsten ist das Gotteshaus geschlossen und kann nur im Rahmen einer Ortsführung (im Sommerhalbjahr) oder nach Vereinbarung besichtigt werden,  Telefon 07532/5464 (Rathaus Daisendorf).
Das Kleinod liegt am Radweg von Salem nach Meersburg. Ein Abstecher nach Daisendorf ist allemal empfehlenswert: Zwischen diesem Ort und Baitenhausen laden eine  idyllische Naturlandschaft und der Neuweiher mit Seerosen, Wasservögeln und seltenen Pflanzen  zu einer zusätzlichen  Entdeckungstour ein. Beide Orte verbindet zudem der Regionalbus, Linie 7382, der zwischen Meersburg Fähre und Bermatingen unterwegs ist.