Land und Leute | 09. August 2018

Pechnasen, altes Handwerk und klares Wasser

Von Thomas Güntert
Spannende Entdeckungen gilt es ganz im Süden zu machen: Bei Küssaberg verspricht die Küssaburg mittelalterliches Ambiente. In Eggingen lockt ein Badesee und auf der Schweizer Seite verspricht in Buchberg das Museum Gattersagi interessante Einblicke in alte Handwerkskünste.
Eine tolle Rundumsicht in den Schwarzwald, das Rheintal und die Schweiz ist der Lohn für den kurzen Anstieg hinauf zur Küssaburg.
Wo sind die Schießscharten und was bitteschön ist eine Pechnase? Fragen wie diese lassen sich auf der aus Muschelkalk erbauten Küssaburg über dem Küssaberger Ortsteil Bechtersbohl klären. Dort lernt man also, dass in dem Fall Pechnasen nicht etwa traurige Menschen sind, denen das Glück nicht wirklich hold ist, oder gar besonders schwarze Riechorgane. Stattdessen werden mit dem Begriff kleine, nach unten offene Erker an einer Burg bezeichnet, durch die belagernde Truppen beworfen werden konnten.
Erste urkundliche Belege der Küssaburg stammen aus dem Jahr 1141. Im Laufe der Jahrhunderte wurde auf der Burg viel gestritten und sie wurde mehrmals zerstört. Im Schwabenkrieg wurde sie von einer 500 Mann starken Schweizer Streitmacht eingenommen und im Bauernkrieg von den Klettgauer Bauern gegen österreichische Söldner erfolglos verteidigt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde am 8. März 1634 der endgültige Niedergang der Festung besiegelt, als eine schwedische Truppe im Anzug war. Zerstört und geplündert wurde die Burg allerdings bereits vor der Übergabe von der ortsfremden kaiserlichen Besatzung, die dafür allerdings hingerichtet wurde. Die Küssaburg wurde nach ihrer letzten Zerstörung durch einen Brand von den Bauern als Steinbruch genutzt und es dauerte bis zum Jahr 1939, bis die Wehranlage wieder freigelegt wurde.
Nach dem Krieg drohte die Burg allerdings zu verfallen. Im Jahr 1978 hat der Landkreis Waldshut die Burg vom Land Baden-Württemberg gekauft und saniert. Von der 634 Meter hoch gelegenen Ruine reicht der Blick über den Klettgau, das Rheintal, den Südschwarzwald und die Schweiz. Bei Föhn lassen sich tolle Ausblicke auf die Alpenkette genießen.                             

Kleines Tiergehege
Ehrenamtliche des Küssaburgbundes bieten Führungen an. Die Historiker Christian Ruch und Andreas Weiss haben einen Küssaburg-Führer herausgebracht, der im Gemeindezentrum Rheinheim und den regionalen Buchhandlungen erhältlich ist. Unterhalb der Burg gibt es das Gasthaus „Küssaburg” mit einem kleinen Tiergehege, Kinderspielplatz und einer der schönsten Gartenterrassen der Region. Dort gibt es auch ausreichend Parkplätze und eine Bushaltestelle.
Elsa Weicher sorgt im Egginger Naturbad dafür, dass sich die Badegäste jederzeit wohlfühlen. Sie hat das Bad samt Kiosk von der Gemeinde gepachtet.
Ins Schwimmbad gehen und keine roten Augen kriegen – das klappt in Eggingen: Die Gemeinde verfügt seit 16 Jahren als einzige im östlichen Landkreis Waldshut über eine Natur-Badesee-Anlage. Dabei wird die Wasseroberfläche über speziell angeordnete Überläufe mit sämtlichen Verschmutzungen abgesaugt und das Wasser in zwei Regenerationsteiche gepumpt, wobei es durch einen Unterstromfilter läuft und durch Biofiltrationskies von den kleinen Schwebeteilchen gereinigt wird. Verschiedene Sumpf- und Wasserpflanzen entnehmen dann die Nährstoffe aus dem Badewasser und reinigen es.
Wenn das Wasser die Regenerationsteiche verlässt, hat es eine Badewasser-Qualität, die den höchsten Anforderungen entspricht. Zudem wird immer wieder Frischwasser ins Badebecken gepumpt. Das chemisch unbehandelte Badewasser benötigt keinen Zusatz von Chlor und dadurch gibt es keine Hautirritationen oder brennenden Augen.
In einer guten Saison kommen bis zu 5000 Badegäste und an warmen Tagen hat das Wasser eine Temperatur von rund 25 Grad. „Am Morgen ist es aber etwas kühler”, bemerkt Elsa Weicher, die das Schwimmbad samt Bad-Beizli betreibt. Vor allem Urlaubsgäste und ältere Menschen oder Schichtarbeiter nutzen die Morgenstunden, um in aller Ruhe ein paar Runden zu schwimmen.
Der Nachmittag gehört dann den Kindern, die sich im Nichtschwimmerbereich oder im Plantschbecken vergnügen. Es gibt einen Kinderspielplatz, eine Tischtennisplatte und ein Beachvolleyballfeld. Die große Liegewiese am Hang wird nachts bewässert und ist auch bei Trockenheit immer grasgrün und zahlreiche hohe Bäume sorgen für genügend Schatten. Immer wieder gibt es spezielle Anlässe im Bad, wie beispielsweise eine Karibische Nacht, bei der Barbetrieb, Musik und Stimmung angesagt sind.

Helge ist dabei
Zudem hat man im Egginger Naturbad die Gewissheit, dass man nie alleine ist. Im Badebecken lebt nämlich Helge, ein 40 Zentimeter großer Karpfen, mit weiteren zehn kleineren Artgenossen. Das Egginger Naturbad ist täglich von 8.30 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, Erwachsene zahlen zwei Euro, Kinder einen Euro Eintritt.
Säge-Chef Heinz Degen erklärt den Besucherinnen und Besuchern die Funktionsweise der 100 Jahre alten Gattersäge. Sie befindet sich in der Ortsmitte der Schweizer Gemeinde Buchberg.
In Buchberg, der Schweizer Nachbargemeinde von Lottstetten, gibt es das Handwerksmuseum Gattersagi, das sich in diesem Jahr im Speziellen mit der Landwirtschaftlichen Genossenschaft des Orts befasst. Im Kellergeschoss des Buchberger Handwerksmuseums stellt der Verein „Pro Gattersagi” jedes Jahr ein bestimmtes altes Handwerk vor, dieses Jahr steht die älteste Landwirtschaftliche Genossenschaft des Kantons Schaffhausen im Fokus. „Die Ausstellung ist eine spannende Zeitreise, die sich über 125 Jahre erstreckt”, bemerkt der Museumsleiter Otto Weilenmann, der gerne zeigt, was die „Landi” in den Anfangsjahren schon alles zu bieten hatte.
Im Zentrum steht im Obergeschoss die namensgebende, voll funktionstüchtige Gattersäge aus dem Jahr 1918. Es handelt sich dabei um eine ursprüngliche Einblatt-Säge, die mit einem Vollgatter ausgerüstet wurde und von einem 18-PS-Elektromotor angetrieben wird. Die große Transmission und die patentierte Vorschubeinrichtung machen die spezielle Säge zum Bindeglied zwischen wasserkraftbetriebenen Einfachgattersägen und modernen Sägewerken.
Nach der Vereinsgründung im Jahr 1995 wurde die Säge des Buchberger Wagners Hermann Gehring von „Pro Gattersagi” übernommen und restauriert. Um die Säge an einem festen Standort unterzubringen, wurde in ehrenamtlicher Arbeit das Handwerksmuseum gebaut. Es befindet sich in der Hohlegasse 10 in Buchberg und hat zwei öffentliche Veranstaltungen im Mai und Oktober, Führungen können ganzjährig bei Vereinspräsident Robert Kern, Telefon 0041-44-8673021, vereinbart werden.
Dazu wird auch gerne ein Apero angeboten oder ein geselliger Anlass in der Buchberger Besenbeiz „Lindenhof” vermittelt. Das Handwerksmuseum Gattersagi befindet sich in der Ortsmitte der Gemeinde Buchberg und wird von der Buslinie 670 angefahren, die auch die Bahnhöfe Winterthur und Rafz bedient.